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No. 46. Feuerwehr.
Einem Oberbrandinspektor wurde der Schutz der Gebäude in der
Neuen Friedrichstraße, einem Brandinspektor der Schutz der hinter der
Garnisonkirche belegenen Gebäude übertragen, während ein anderer Brand-
inspektor den Schutz der Gebäude in der Spandauer Straße und der westlich
der Kirche belegenen Gebäude, namentlich des Garnisonpfarrhauses über
nahm, das wegen seiner Höhe und seiner unmittelbaren Lage an der Kirche
' ganz besonders gefährdet war.
Die gefährdeten Gebäude konnten teils unter Verwendung der von
der Kirche zurückgenommenen Leitern so rechtzeitig mit Schlauchleitungen
belegt werden, daß eine Weiter Verbreitung des Feuers verhindert wurde.
Nur das hinter der Kirche belegene Rektoratsgebäude, sowie die Turnhalle
der 21. und 22. Gemeindeschule hatten Feuer gefangen, doch gelang es,
den schon sehr entwickelten Brand in den Böden jener Gebäude zu unter
drücken. Wie groß die von dem brennenden Kirchendache ausstrahlende
Hitze war, geht auch daraus hervor, daß sich das auf die gefährdeten Nachbar
gebäude gespritzte Wasser sofort in Dampf verwandelte und daß in dem
l'farrgarten weit abstehende Bäume wiederholt in Brand gerieten und
abgelöscht werden mußten.
Bald nach 9 Uhr neigte sich der Glockenturm. Der untere Teil des
Turmes mit den Glocken stürzte in das Innere der Kirche, die Decken des
Hauptschiffes durchschlagend, während die Turmspitze mit dem Kreuz, die
sieh beim Fallen von dem Unterbau gelöst hatte, auf dem Mauergiebel der
Front in der Neuen Friedrichstraße liegen blieb, wo sie noch längere Zeit
eine ständige Gefahr für die Löschmannschaften bildete. Später stürzten
Spitze und Kreuz ebenfalls in das Innere der Kirche.
Sofort nach erfolgtem Einsturz des Glockenturmes wurde mit der
Wiederbesetzung der alten Positionen in der Kirche begonnen. Dort war
inzwischen das Deckenscheingewölbe durch herabfallende brennende Dach
balken last ganz zerstört worden.
Gegen 9’/ 2 Uhr war die Macht des auf dem Dachboden wütenden
Eenes soweit gebrochen, daß die zum Schutze der Nachbargebäude be
orderten Mannschaften und die dort verwendeten Leitern zurückgezogen
und wieder zum Ablöschen der Kirche verwendet werden konnten. Das
Dachgebälk brannte etwa noch eine Stunde, da ein schnelles Ablöschen
wegen der bedeutenden Höhe und der Unzugänglichkeit des Dachbodens
nicht möglich war. Das Ablöschen konnte nur in der Nähe der Um
fassungsmauern von den Leitern aus erfolgen. Während dieser Zeit stürzten
fortgesetzt schwere Balken und eiserne Konstruktionsteile in das Schiff
der Kirche.
Zur Bewältigung des Brandes waren 7 Löschzüge in Tätigkeit ge
treten. die im ganzen 22 Rohre vorgenommen hatten.
Unglücksfälle sind bei den Löscharbeiten, abgesehen von einigen,
durch herabfallende Glasscherben und Schieferplatten verursachte leichtere
Schnittwunden, nicht vorgekommen.
Um P/j Uhr rückten die in Tätigkeit gewesenen Züge ab; drei neue
Züge übernahmen das Ablöschen der noch zahlreich vorhandenen Brandherde.
Vom 14. bis 18. April wurden täglich drei Züge, mit Ablösung
nach je 6 Stunden, zum Aufräumen der Brandstelle kommandiert. Die Auf
räumungsarbeiten gestalteten sich recht schwierig, weil das Drahtgewebe,
das den Rabitzputz gehalten hatte, nur unter Verwendung von Drahtscheren
mühsam aus dem Gewirr von Schutt und Balken entfernt werden konnte.
Bei dieser Arbeit verwickelte sich der Feuermann Fehrmann, ohne es zu
bemerken, mit dem einen Fuße in eine Drahtschlinge, und als nun ein
großes, schweres Stück des aus Rabitzputz bestehenden Scheingewölbes,
das auf der Empore lag, von dort in das Erdgeschoß hinabgeworfen wurde,
riß es den Feuermann Fehrmann mit in die Tiefe. Fehrmann erlitt eine
Verstauchung des Kreuzes, sowie Brandwunden am Rücken und an den
Händen.
Die Entstehungsursache des Feuers konnte nicht ermittelt werden.
Zum Ausbruch gekommen ist es jedenfalls auf der Orgel, von wo es sich
durch das wenig widerstandsfähige Rabitzputzgewölbe nach dem Dachboden
fortgepflanzt hat. Das Feuer muß in dem Orgelraum längere Zeit
unbemerkt geschwelt haben.
ln Anbetracht der ungünstigen baulichen Verhältnisse war die Feuer
wehr, nachdem das Feuer die gewaltigen Holzmengen des Dachstuhls er
griffen hatte, außerstande, die Zerstörung der Kirche zu verhindern. Sie
mußte sich auf den Schutz des im Keller befindlichen Gruftgewölbes der
Legen, des Konfirmandensaales usw. und später auf den Schutz der sehr
gefährdeten Nachbargebäude beschränken. Die Lösung dieser Aufgabe ist
ihr gelungen.
ln dem nachstehenden Verzeichnis sind die Gegenstände aufgeführt,
die von der Feuerwehr gerettet, bezw. durch die Löschtätigkeit erhalten
worden sind:
a) A.us dem Innern der Kirche:
Der hölzerne Altar und der Altartisch,
2 silberne Altarleuchter,
2 große vergoldete Standleuchter,
das Kruzifix vom Altar,
das hinter dem Altar befindliche Holzpaneel mit den Bailustraden
der Sängerempore,
die Kanzel mit Treppe,
der Taufstein,
5 Waudleuchter
eine große Anzahl Kirchenbänke und Stühle,
eine Erinnerungstafel aus Bronze, betreffend die Erbauung der
Kirche durch König Friedrich Wilhelm I. 1722,
2 Glocken,
3 Fahnen, sowie eine größere Anzahl mehr oder weniger be
schädigte Fahnen, Fahnenstangen und Fahnenstangenspitzen.
b) Aus der Kaiserloge;
Die hölzerne Wandbekleidung
die Bailustrade,
der Kronleuchter,
2 große Sessel,
18 kleine Stühle,
der Kirchenstuhl Friedrich Wilhelm L,
Teppiche und Läufer.
c) Aus den übrigen Logen:
Die Paneele und Bailustraden,
Stühle und Beleuchtungskörper aus den Logen für den Feldprobst
der Armee und die Militärgeistlichkeit, den Gouverneur und
die Generalität, sowie aus den Vorräumen.
d) Aus der Predigersakristei:
Ein Kreuz, die Bilder und der übrige Inhalt,
e) Aus dem großen und kleinen Konfirmandensaal.
Paneele, Altar mit Bild und der übrige Inhalt.
f) Aus der Taufkapelle:
2 Wandleuchter,
2 Bronzeleuchter,
ein Kreuz,
ein Bronzekruzifix und der Altar.
g) Aus der Registratur und dem Archiv:
Der gesamte Inhalt an Akten und Kirchenbüchern usw., sowie
4 alte, vergoldete Sessel, die früher auf dem Altar gestanden
haben,
h) Aus den Treppenhäusern:
11 hölzerne Gedenktafeln gefallener Krieger,
der Gotteskasten mit Untersatz.
Brand im Königlichen Opernhaus.
Am 8. Juli 1908, vormittags gegen 9 Uhr, brach auf dem Dachstuhl
über dem Konzertsaal des Königlichen Opernhauses Feuer aus.
Die erste Feuermeldung lief um 9 Uhr 7 Minuten durch den Feuer
melder in der Universität und die zweite Meldung 1 Minute später durch
den auf dem Flur des Opernhauses befindlichen Melder ein.
Auf die erste Meldung rückte der 20. Zug — Fischerstraße — aus,
während auf die zweite Meldung, die bestimmungsgemäß ohne weiteres als
Großfeuer gilt, die Züge 1, 2, 5, 6, 8, 12, 13, 14, 17, 18 und 19 unter
Führung des Branddirektors zur Brandstelle eilten.
Bei dem Eintreffen der Feuerwehr stand der westliche Teil des an
der Hauptfront des Theaters belegenen Dachstuhls in Flammen.
Sofort wurden Schläuche über die eisernen Außenleitern, 2 mechanische
Leitern und über die auf den Dachboden führenden Innentreppen vor
genommen.
Da ein Angriff über die Innentreppen wegen der starken Verquahnung
des ganzen Dachbodens sehr schwierig war und nur unter Verwendung von