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No. 46. Feuerwehr.
6. Am 12. Januar 1909. Neues Operetten-Theater.
Beim Ableuchten der Schalttafel berührte der Beleuchter mit
einem an einer Handlampe befindlichen Drahtschutzkorb einen
offenen Hebelausschalter, so daß ein Kurzschluß entstand. Etwa
10 Minuten später löste sich ein am Schaltbrett befestigter kleiner
Metallrahmen, in dem sich ein Schild zur Bezeichnung der be
treffenden Abzweigleitung befand, und fiel auf einen darunter
befindlichen offenen Hebelausschalter, wodurch ein weiterer Kurz
schluß entstand. Das Herabfallen des Metallrahmens entstand
dadurch, daß der zur Befestigung der Holzdübel des Rahmens
verwendete Kitt infolge der in dem vollständig abgeschlossenen
Schaltraum herrschenden Wärme zusammengeschrumpft war und
den Rahmen nicht mehr festhielt. In beiden Fällen funktionierten
die vorgeschalteten Silbersicherungen ordnungsgemäß. Schaden
ist, abgesehen von einigen geringfügigen Funkenstellen, nicht
eingetreten.
7. Am 16. Januar 1909. Zirkus Busch.
Von einem neben der Bühne stehenden Scheinwerfer fielen
Funken herunter, die ohne Schaden anzurichten von selbst erloschen.
8. Am 7. März 1909. Zirkus Schumann.
ln der Manege glimmten einige Blätter einer Stoffblumen
guirlande, anscheinend durch Kurzschluß an einer elektrischen
Glühlampe. Das Feuer erlosch von selbst, da die Blumen
imprägniert waren.
Elektrische Lampen zum Gebrauch auf der Brandstelle.
Nach langjährigen Versuchen mit den verschiedenartigsten Modellen
sind nunmehr bei der Abteilung eingeführt worden:
Als Handlampe eine Lampe der Akkumulatoren Kleinbeleuchtungs-
G. m. b. H., Berlin NW. 6, Luisenstraße 45. Die Lampe ist handlich,
mit emaniertem Eisenblecbgebäuse und leicht auswechselbar em Akkumulator
versehen, hat gute Leuchtkraft und Brenndauer, besitzt eine Metallfaden-
gltthlampe, wiegt 1,35 kg und kostet 20 JC.
Als Taschenlampe für Offiziere und Feldwebel eine einfache Lampe
mit Brimärelemeut der Firma Schwabe & Co., Berlin 8. 14, Wallstraße 55.
Die ebenfalls mit Metallfadenglühlampe versehene Taschenlampe kostet
0,80 JC, die leicht auswechselbare Ersatzbatterie 0,36 JC.
Brat’ — Herzfeld’sclie Antriebsmaschine.
In eine Hönig’sche Drehturmleiter ist eine Brat’ — Herzfeld’sche
Eundlaufmaschine, die durch komprimierte Kohlensäure oder Preßluft an
getrieben wird, von dem Löcknitzer Eisenwerk Robert Straubei,
G. m. b. H., Stettin, eingebaut worden.
Die zum Ausschieben der Leiter dienende Eundlaufmaschine selbst
hat sich gut bewährt. Beim Ausschieben der Leiter mit der Maschine
wird aber sehr viel Kohlensäure bezw. Preßluft verbraucht. Dieser
Mangel ist nicht der Ausführung des Motors zuzuschreiben, sondern dem
großen Widerstand, den die Hönig’schen Leitern infolge der Kulissen
führung besitzen. Zur Verminderung des Widerstandes sind Rollen-
führungen eingebaut worden.
Die Kosten für den Einbau der Maschine mit Montage haben
900 JC betragen.
Rahinenleiter.
An dem vierstöckigen rechten Seitenflügel der Hauptfeuerwache,
Lindenstraße 41, ist im Frühjahr 1908 von der Deutschen Rahmenleiter-
Gesellschaft m. b. H., Berlin W., Leipziger Straße 112, versuchsweise eine
zu Rettungszwecken bestimmte Rahmenleiter angebracht worden.
Die Rahmenleiter besteht aus eisernen mit Schiebeleitern versehenen
Rahmen, die vor einer Reihe übereinanderliegenden Fenstern eines Ge
bäudes befestigt werden. Die Rahmen sind durch eine durchgehende Achse
mit einander verbunden. Durch ein Kurbelgetriebe können aus jedem Stock
werk sämtliche Rahmen gleichzeitig bis unter 90° nach außen ausgeschwenkt
werden. Mit dem Ausschwenken der Rahmen löst sich ein im oberen
Rahmen angebrachter Riegel selbsttätig aus und erwirkt das Herabfallen
der in C förmigen Holmen befindlichen Leiterteile, bis sie in die
trichterförmigen Holme der darunterliegenden Rahmen fallen. Die herab
fallenden Leiterteile bilden die Verlängerung des am Rahmen befestigten
Leiterteiles und stellen in wenigen Sekunden eine fortlaufende, vom Fuß
boden bis zum Dach reichende stabile Eisenleiter her. Zum Ausstieg ist
an jedem Rahmen ein Anstrittsblech angebracht, das in geschlossenem
Zustand unter dem Fensterbrett liegt.
Regelmäßige Prüfungen der Rahmenleiter fanden vom 1. Juni 1908
bis 13. März 1909 statt. Sie erstreckten sich auf tägliches Ausschwenken
der Leiter abwechselnd, von den verschiedenen Stockwerken aus, und auf
monatliche Belastungsproben, bei denen jeder einzelne Rahmen nach dem
Ausschwenken mit je 350 kg Gewicht nacheinander belastet wurde.
Trotz dieser hohen Beanspruchung haben sich keine Mängel herausgestellt
die die Benutzung der Leiter hätten beeinträchtigen können.
Auch bei dem- täglich vorgenommenen Anskurbeln hat die Leiter im
allgemeinen gut funktioniert. Zuweilen kam es hierbei jedoch vor, daß
die herabfallenden Leiterteile nicht in die darunter befindlichen eingriffen.
Dieser Übelstand stellte sich fast jedesmal dann ein, wenn die Leiter zu
hastig ausgeschwenkt wurde, und zwar meistens in dem Stockwerke, von
dem aus die Leiter betätigt wurde. Sobald das Ausschwenken langsam
geschah, wie es in der Gebrauchsanweisung angeordnet ist, machte sich
dieser Übelstand nicht bemerkbar. In allen Fällen blieb die Leiter aber
trotzdem benutzbar.
Während des starken Frostes im vergangenen Winter wurde die
Leiter fast täglich mit Wasser bespritzt oder begossen, sodaß eine starke
Vereisung der Leiter eintrat. Bis auf einen Fall, bei dem die Verbindungs
teile nicht herunterfielen, hat sich die Leiter gut bewährt. Das Versagen
war in diesem Falle auf ein zu sanftes Andrehen, hauptsächlich aber auf
die Vereisung der Aufkurbelvorrichtung zurückzuführen, deren Zahnräder
und Zahnstangen die Hemmung herbeiführten. Bei nochmaligem Aus
schwenken fielen jedoch die Leiterteile herunter. Da sich die Aufkurbel
vorrichtung auch früher schon als unpraktisch und unnötig erwiesen hatte,
wurde sie bis auf die Zahnstangen beseitigt. Hiernach trat bei mehr
maligem Prüfen trotz starker Vereisung ein Versagen der Leiter nicht
mehr ein.
Die mit der Rahmenleiter vorgenommenen Versuche und regelmäßigen
Prüfungen haben ergeben, daß die Rahmenleitern ohne Bedenken als
Ersatz für die fest angebrachten eisernen Rettungsleitern in solchen Be
trieben zugelassen werden können, in denen eine Sicherheit dafür gegeben
ist, daß die Leiter mindestens vierteljährlich einer Prüfung unterzogen wird.
Folgende Verbesserungen an der Leiter sind noch vorzunehmen:
1. Die Aufkurbelvorrichtung und die hierzu gehörenden Zahnräder
und Zähne an der Hinterseite der Zwischenleitem dürfen nicht
angebracht werden. Da^Aufziehen der herabgefallenen Zwischen
leitern muß von Hand erfolgen.
2. Damit ein Einfallen der Zwischenleitern in die Trichter der
darunter befindlichen Leiterteile unter allen Umständen gewähr
leistet wird, ist die Achse, um die sich sämtliche Leiterteile
drehen, derart zu verstärken, daß ein Voreilen des Leiterteiles,
von dem aus das Ausschwenken bewirkt wird, nicht eintreten
kann. Außerdem sind die Trichter entsprechend zu vergrößern.
3. Die Kurbeln zum Ausschwenken der Rahinenleiter in den ein
zelnen Stockwerken sind so zu gestalten, daß in jeder Lage ein
Andrehen bewirkt werden kann. Damit auch bei aufgesteckten
Kurbeln in den Stockwerken das Ausschwenken möglich ist, wenn
schwere Gegenstände zu dicht an den Kurbeln stehen, sind die
Kurbeln so einzurichten, daß sie sich nicht mitdrehen, wenn sie
zum Ausschwenken nicht benutzt werden.
4. Die Austrittspodeste sind größer wie bei der Versuchsausführung
der Leiter zu bemessen, besonders dann, wenn die Rahmenleiter
von Frauen benutzt werden soll.
Sauerstoff-Sclineideapparat.
Für die Hauptfeuerwache, Lindenstraße 41, und die Zugwache 16,
Pankstraße 1 — den Standorten der beiden Rettungswagen —, ist je ein
auf der oxydierenden Wirkung des Sauerstoffes beruhender Sauerstoff-
Schneideapparat zum Zerschneiden und Schweißen von Eisen- und Stahl
massen von der „Deutschen Oxhydrik“ G. m. b. H. Eller bei Düsseldorf
beschafft worden.
Die vollständige Schneideeinrichtung besteht aus dem Schneideapparat,
der nötigen Armatur zum Reduzieren des Gasdruckes, dem Mischapparat,
den Schlauchleitungen und je einer mit komprimiertem Sauerstoff und
Wasserstoff gefüllten Stahlflasche. Das an der Schneidemaschine befindliche