Nr. 30. GewerbedeputaLion.
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Naturalisationen. Es lagen 159 Naturalisationsgesuche (ein
schließlich der aus dem Vorjahre übernommenen 22) zur Aeußerung
vor. Von diesen wurden im Einverständnis mit der Stadtverordneten
versammlung 147 befürwortet und 5 nicht befürwortet;' 5 wurden
durch Verzug der Antragsteller erledigt und 2 unerledigt auf das
nächste Jahr übernommen.
Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. Durch das von der
Gewerbedeputation vorbereitete Ortsstatut vom ist für
Berlin bestimmt, daß in Fabrik-, Engros-, Bank-, Versicherungs-,
Speditions- und Agenturgeschäften, soweit der Betrieb nicht in offenen
Verkaufsstellen stattfindet, die zugelassene fünfstündige Beschäftigungs
zeit für Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter auf zwei Stunden, und
zwar für die Zeit von 8—10 Uhr vormittags, herabgesetzt wird.
Aus Anlaß dieses Vorgangs trat bereits im Jahre 1907 der Aus
schuß des Kaufmannsgerichts für Gutachten und Anträge an den
Magistrat heran mit dem Antrage, auch den Kleinhandel
an den Segnungen einer Verkürzung der Sonntagsarbeit teil
nehmen zu lassen und demgemäß bei den beteiligten Klein
händlern Erhebungen darüber zu veranstalten, ob sie mit einer Be
schränkung der Verkaufszeit auf die Stunden bis 10 Uhr vormittags
unter Fortfall der Stunden von 12—2 Uhr nachmittags einverstanden
sind. Der Magistrat forderte zu dem Antrage die Aeußerung der
Gewerbedeputation ein. Diese beschloß nach eingehenden Beratungen,
tunlichst bei sämtlichen Kleinhändlern Berlins eine Umfrage in dem
beregten Sinne zu veranstalten. Der Magistrat trat mit Rücksicht
auf die von der Reichsregierung beabsichtigte gesetzliche Regelung der
Sonntagsruhe dem Beschlusse nicht bei. Die Gewerbedeputation hielt
indessen an ihrem Beschlusse fest, da sie nach Lage der Sache zu der
Ueberzeugung gelangte, daß es noch Jahre dauern könne, ehe die Ab
sicht der Reichsregierung Gesetz werde. Nunmehr stimmte auch der
Magistrat der Umfrage zu. Die Gewerbedeputation ließ durch
die städtischen Steuererheber jedem Inhaber einer offenen Ver
kaufsstelle einen Fragebogen mit entsprechendem Erläuterungsschreiben
zustellen und den ausgefüllten Fragebogen nach 3 Tagen wieder ab
holen. Der Fragebogen hatte folgenden Wortlaut:
Berlin, den 4. Oktober 1909.
Fragenbogen für die Umfrage, betreffend Sonntagsruhe.
1. Name des Geschäfts (Firma).
2. Geschäftslokal
(Straße u. Hausnummer)
3. Geschäftsbräuche
4. Beschäftigen Sie zur Zeit Angestellte ?
Wieviele?
5. Halten Sie ihr Geschäftslokal am
Sonntag geöffnet?
6. Wenn ja, in welchen Stunden?
7. Wünschen Sie vollständige Sonn-
tagsruhe für Ihr Geschäft?
oder 8. Wünschen Sie eine Verkürzung der
Arbeitszeit am Sonntag?
wenn ja:
») Wie lange soll ihr Geschäft am
Sonntag geöffnet sein?
d) in welchen Stunden?
Berlin, den 1909.
(Eigenhändige Unterschrift
des Geschäftsinhabers oder
seines Stellvertreters.)
Das Ergebnis der Umfrage war bis zum Schluffe des Berichts
jahres von dem Statistischen Amt der Stadt Berlin, das hiermit
beauftragt ist, noch nicht festgestellt.
Gewerbedeputation des Magistrats.
Weigert. ,