Nr. 18. Städtische Krankenanstalten.
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jähre >1907, 43 960 im Jahre 1906 und 38 429 im Jahre 1905.
Während die Zunahme der Krankenzahl von 1904 zu 1905 sich auf
790 belief, betrug sie seitdem
im Jahre 1906 5 531 gegen das Vorjahr.
- 1907 7 880 .
- 1908 2 372 .
hat also, nachdem durch die im Oktober 1906 erfolgte Eröffnung des
Rudolf Virchow-Krankenhauses ein starkes Anschwellen der Aufnahmen
eingetreten war, im Jahre 1907, in welchem für das genannte Kranken
haus eine Durchschnittsbelegung von 1 250 Betten im Etat vorgesehen
war, den Höhepunkt überschritten. Die tägliche Belegung der städti
schen Krankenhäuser betrug im Jahresdurchschnitt:
Jahr
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Summe
1900
691
806
579
116
171
2 363
1901
768
821
588
130
174
—
2 481
1902
836
777
669
133
164
—
2579
1903
802
845
693
130
177
—
2 647
1904
795
852
705
132
176
—
2 660
1905
833
795
705
135
175
—
2 643
1906
892
862
690
135
177
590
3 346
1907
800
840
645
139
179
1 047
3 650
1908
803
832
650
132
174
1 294
3 885
Die durch Eröffnung des Rudolf Birchow-Krankenhauses ein
getretene Steigerung der Krankenaufttahmen mußte wie in den Vor
jahren ausschließlich durch die in dieser Anstalt bereit zu stellenden
Betten gedeckt werden. Dte dem Etat der Anstalt zugrunde gelegte
Belegungsziffer betrug:
1906 (Eröffnung am 1. Oktober) . . . 800 Kranke,
1907 1250 -
1908 1400 -
für 1909 wurde eine Belegung mit ... 1 500 Kranken
angenommen. Bei den Krankenhäusern am Urban, Gitschiner Straße
und Kinderkrankenhaus wurde die Belegungsziffer zum Etat für
1907, 1908 und 1909 nicht verändert, dagegen trat bei Friedrichs
hain für 1909 eine Erhöhung von 800 auf 825, bei Moabit aber
eine Verminderung von 860 auf 840 ein.
Im Rudolf Virchow-Krankenhause sind im Laufe des Berichts)
jahres auf der II. chirurgischen Abteilung Station 15 am 8. April 1908
mit 48 Betten für Männer und auf der II. inneren Abteilung
Station 14 im Mai 1908 mit 47 Betten für Männer eröffnet worden.
Der starke Andrang von Aufnahmesuchenden im Winter 1908 zu 1909
nötigte uns, die Belegung weiterer Stationen nach und nach anzu
ordnen, und zwar:
am 18. Dezember 1908 Station 16 , ... ■
. 10 Januar 1909 . 2 mit.'e 50 Betten für inner.
. 22. . 1909 ° 1 j Iu & kranke Männer;
die Stationen 16 und 1 wurden der I., die Station 2 der II. inneren
Abteilung angegliedert. Im Juni 1908 mußte bereits die Erweite
rung der Belegung der Frauenabteilung für Haut- und Geschlechts
kranke bis aus 138 Betten die höchst zulässige Zahl — ge
nehmigt werden; der Zudrang war andauernd ein so großer, daß
die bisherige Bettenzahl — 115 — nicht ausreichte.
III. Wichtige Ereignisse nnd Personalnachrichten.
1. Wichtige Ereigniffe.
Nach den ministeriellen Anweisungen zur Ausführung des Ge
setzes, betr. die Bekämpfung übertragbarer Krankheiten vom 28. August
1905, hat die Absonderung von an Typhus erkrankten Personen
derart zu erfolgen, daß der Kranke mit anderen als den zu seiner
Pflege bestimmten Personen, dem Arzte oder dem Seelsorger nicht in
Berührung kommt und eine Weiterverbreitung der Krankheit möglichst
ausgeschlossen wird. Da im Krankenhause im Fricdrichshain nur
große Säle zur Unterbringung der Kranken zur Verfügung stehen,
war bisher hier ivon einer räumlichen Absonderung der Typhus-
kranken abgesehen und die Absonderung innerhalb des Krankensaales
durch Bettschirme, Kordons, nur für den Gebrauch der Typhus-*
kranken bestimmte Geschirre und Gerätschaften usw. bewirkt worden.
Da die Aussichtsbehörde eine derartige Absonderung nicht für ge
nügend erachtete, mußte im Juli 1908 der Fachwerkpavillon XVI
als besondere Typhusstation eingerichtet werden.
Im Krankenhause Moabit wurde die Einrichtung des Röntgen
instituts wie auch des chemischen und des bakteriologischen Labora
toriums durch umfangreiche außerordentliche Beschaffungen auf eine
den modernen Anforderungen entsprechende Höhe gebracht.
Gelegentlich der Anwesenheit des englischen Herrscherpaares in
Berlin wurde das Rudolf Birchow-Krankcnhaus am 12. Februar 1909
durch den Besuch Ihrer Majestäten der Kaiserin Auguste Viktoria
und der Königin Alexandra von England ausgezeichnet.
2. Personalnachrichten.
Der Deputation gehörten im Berichtsjahre als Mitglieder an die
Stadträte vr. Weigert (Vorsitzender), vr. S t r a ß m a n n, S c l -
berg und Gehricke, die Stadtverordneten Koblenzer,
Koerte, vr. Landau, vr. Langerhans, Runge, Sachs,
S i u g e r, W i t k o w s k i und die Bürgerdeputierten Fiedler und
W i e n st r u ck.
An Stelle des infolge seiner Wahl zum Gemeindevorsteher von
Niederschöneweide aus der städtischen Verwaltung ausgeschiedenen
Magistratsassessors vr. Bertholdt wurde der Magistratsassessor
vr. G o r d a n der Deputation als juristischer Beirat zugeordnet.
Die ärztliche» Direktoren am Krankenhause im Friedrichshain
Professor vr. Stadelmann und vr. Neumann, deren Wahl
zeit mit Ende des Berichtsjahres ablief, wurden auf unsern Vorschlag
von den Gemeindebehörden auf 6 weitere Jahre gewählt. Einen
sehr schmerzlichen Verlust erlitt die städtische Verwaltung, insbesondere
aber das Krankenhaus Moabit, durch den unerwartet schnellen Heim -
gang des ärztlichen Direktors der inneren Abteilung Geheimen Medi
zinalrats von Renvers, welcher am 22. März 1909 im Alter von
55 Jahren verschied. Die Deputation wie die Direktion, die Aerzte
Beaniten, Schwestern und das übrige Personal und nicht zuletzt die
Kranken haben den Tod dieses gütigen und wahrhaft vornehmen Wohl
täters der Menschheit aufs schwerste empfunden, aber auch weit über
die Mauern des Krankenhauses hinaus hat die Kunde von seinem
allzufrühen Hinscheiden erschütternd gewirkt. Die Vertretung in den
ärztlichen Direktionsgeschäften übernahm der dirigierende Arzt an
der inneren Abteilung Professor vr. Klemperer, der auch in
zwischen, vom l. Juli 1909 ab, zum Nachfolger des Verstorbenen
ernannt worden ist.
Der ärztliche Direktor am Kaiser und Kaiserin Friedrich-Kinder
krankenhause Professor vr. Adolf Baginsky wurde zum Ge
heimen Medizinalrat ernannt.
Am 1. August 1908 schied der seit Eröffnung des Rudolf Virchow-
Krankenhauses als Vorsteher der bakteriologischen Abteilung dort tätige
vr. Toepfer auf sein Ansuchen in Rücksicht auf seine erschütterte
Gesundheit aus. Zu seinem Nachfolger wurde der Privatdozent
vr. L i e s m a n n, bisher am Hygienijchen Institut der Universität
Halle, gewählt, welcher am 1. Oktober 1908 sein Amt antrat. In
der Zwischenzeit wurden die Geschäfte des Bakteriologen von dem
Assistenten am Königlichen Institut für Infektionskrankheiten
vr. Michael Wassermann vertretungsweise wahrgenommen.
Der ani Krankenhause Moabit als Anstaltsgeistlicher im Neben
amte tätige Pfarrer an der St. Johanniskirche vr. Max Rnnze
konnte am 1. Januar 1909 auf ein 25 jähriges segensreiches Wirken
in dieser Stellung zurückblicken. Unter Anerkennung der von Herrn
vr. R u n z e der Anstalt geleisteten treuen und erfolgreichen Dienste
bewilligten die Gemeindebehörden eine Erhöhung seiner Vergütung
von 1800 M auf 2 000 M vom 1. April 1909 ab.
8. besonderer Teil.
I. Bauten.
1. Krankenhaus im Friedrichshain.
Für die im vorjährigen Berwaltungsberichte erwähnte Erweite
rung der Infektionsabteilung und der Wasch- und Kochküche wurde
im Berichtsjahre das spezielle Projekt von der Hochbaudeputation
ausgearbeitet und von den Gemeindebehörden genehmigt. Es wird
gehofft, daß die neue Abteilung im Juli 1910 wird in Betrieb ge
nommen werden können.
Damit die im Oktober 1906 am pathologisch-anatomischen In
stitut der Anstalt eingerichtete bakteriologische und chemische Abteilung
ihren Zweck erfüllen konnte, mußte im Berichtsjahre der Stall für
Versuchstiere erweitert werden. Gleichzeitig wurde das pathologische
Institut an die elektrische Leitung der Elektrizitätswerke angeschlossen.
Um zu verhüten, daß Wäsche aus den Infektionsabteilungen
undesinfiziert nach der Waschküche gelangt und das Personal der
Waschküche gefährdet, wurden in den Kellern der Pavillons XI und
XII Wäschedesinsektionsapparate aufgestellt.
2. Krankenhaus Moabit.
Das umgeänderte Projekt für den Erweiterungsbau des Leichen
hauses wurde bis auf den dazu gehörigen Tierstall vom Magistrat
genehmigt. Wegen des Umbaues der Krankenbaracken sollten, nach
dem die Direktion ein Projekt eingereicht hatte, bei Ablauf des Berichts
jahres gemeinsame Beratungen der Direktion und des Entwurfs
bureaus der Hochbaudeputation erfolgen.
Der im Vorjahre beschlossene Bau eines Verbrennungsofens für
Müll, Verbandstoffe usw. wurde im Berichtsjahre ausgeführt.
Das auf dem Anstaltsgelände an der Turmstraße seinerzeit er
richtete Baubureaugcbäude wurde, da es augenblicklich zu dienstlichen
Zwecken nicht gebraucht wurde, zu Wohnungszwecken vermietet.