Verwaltungsbericht
des
Magistrats zu Berlin
für
das Ctatsjahr 1908.
12.
Wericht üßer die Werwcrttung 6er SLcröLbibLioLhek und 6er stä6tifchen
WoMsbrMioLHeken un6 LefeHalken.
1. Kuratorium der Stadtbibliothek.
An Stelle des am 31. Januar 1909 in den Ruhestand getretenen
Stadtrats Geheimen Regierungsrats Friede! übernahm Bürgermeister
Dr. Reicke Anfang Februar den Vorsitz.
2. Stadtbibliothek.
Auch in dem Jahre, über das wir zu berichten haben, ist die B e n u tz u n g
der Stadtbibliothek noch weiter in die Höhe gegangen, so sehr, daß sich
das Kuratorium im Dezember 1908 veranlaßt sah, denjenigen Vorort
bewohnern, die noch keine Leihkarte hatten, keine Bücher mehr zu
leihen. Nur die in den Vororten wohnenden, in Diensten der Berliner
Stadtgemeinde stehenden Lehrer, Beamten, Techniker, Arbeiter wurden
von dieser Einschränkung ausgenommen, die das Kuratorium mit Rücksicht
auf die engen, unbefriedigenden Räume der Stadtbibliothek hat
beschließen müssen.
Zur Ansammlung eines Fonds für Beschaffung eines eigenen
Gebäudes der Stadtbibliothek war in den Etat für 1908 zum
erstenmal eine Rate von 100 OM Jt eingestellt worden. Das
Kuratorium, das wiederholt die Dringlichkeit des Baus betont hat,
und eine von ihm niedergesetzte Subkommission waren um die Er
mittlung eines geeigneten Grundstückes bemüht, hatten aber ein solches
noch nicht ausfindig machen können, das allen billigen Wünschen ent
sprochen hätte. Einer aus ihrem Schoße ergangenen Anregung ent
sprechend, beschloß die Stadtverordnetenversammlung am 25. Februar
1909, den Magistrat zu ersuchen: „1. schleunigst ein Projekt bezüglich
Erbauung einer Stadtbibliothek vorzulegen, 2. die Stadtbibliothek
nebst Lesesaal von morgens 10 bis abends 10 Uhr offen zu halten."
Ueber die sich hieran anschließenden Verhandlungen und Ergebnisse
wird der nächste Verwaltungsbericht nähere Mitteilungen machen.
Wir haben auch diesmal über eine Reihe ansehnlicher
Schenkungen zu berichten.
Der Verein „Frauenwohl" übergab der Stadtbibliothck seine
aus 3 OM Bänden bestehende Bibliothek zur Frauenfrage als Geschenk,
ohne daß daran lästige Bedingungen geknüpft wurden. Wir haben
die Darbringung mit aufrichtigem Dank angenommen.
Aus dem Nachlasse des verstorbenen Landgerichtsrats August
Gebe! erhielt die Stadtbibliothek auf Grund letztwilliger Verfügung
dessen Bibliothek (3 5M Bände), die zum großen Teil juristischen
Inhalts ist, aber auch viele naturwissenschaftliche und belletristische
Werke enthält.
Büchergeschenke verdanken wir noch folgenden Personen und
Vereinen: Oskar Arnstein. Amtsgerichtsrat W. Broesel in
Delitzsch, Marchesa del Bufalo in Rom, Edmund Delmonte,
Dr. L. Dieffenbacher in Lich, Frau Professor Dörpfeld geb. Adler
in Athen, W. Fliegenschmidt, Fritz v. Frantzius in Chicago,
Oberlehrer I. H. Gebauer in Hildesheim, Professor Dr. Rudolph
Geuse, Walther Gommert, Gg. E. Graf, Professor Dr. H. Hahn,
Postdirektor a. D. Ed. Hildebrandt, Student G. Hoerner,
Professor Dr. Chr. Hottinger, Direktor Dr. P. Jessen, Schulrat
Dr. F. Jonas, Baurat Fr. Koch. Frau Bau- und Stadtrat Kolle,
Stadtrat Dr. H. Krahmer in Halle, Schriftsteller A. Th. Krause,
Redakteur C. Krug, Buchhändler A. Kuhr, Dr. P. Ladewig,
Heinrich Lilienfein, Ingenieur C. Matschoß, Alfred Neubner,
Professor Dr. F. Petri, Professor Dr. O. Pniower, Buchhändler
R. L. Prager, Postsekretär a. D. E. Rachvoll in Groß-Lichterfelde,
Bibliothekar Dr. I. Reicke in Göttingen, Alexander Reuther, Pro-
fessvr Dr. Julius Rodenberg. C. Scherer, Professor Fr. Schneider.
Professor Dr. O. Tschirch in Brandenburg, Schriftsetzerlehrling
Wagner, Rentner M. Wiener, Professor Dr. A. Wolfstieg.
Profeffor Dr. A. Zeller in Stuttgart, dem Arion in Brooklyn,
der Reichsdruckerei in Berlin, dem Vorstande des Berliner Lehrer-
vereins, der Gottsched-Gesellschaft, der Brandenburgia, der General
kommission der Gewerkschaften Deutschlands, dem Internationalen
Historischen Kongreß, der Danziger Verkehrszentrale, dem Mannheimer
Verkehrsverein.
Die Stadtbibliothck, die am 1. April 1908 einen Bücherbestand
von 89 510 Bänden hatte, vermehrte sich um 12 783 Bände und hatte
am 1. April 1M9 einen Bestand von 102 293 Bänden. — Die
Nachschlagewerke des Lesesaals hatten einen Zuwachs von 353
Bänden und bestanden am 1. April 1909 aus 3729 Bänden.
Verkauft wurden 351 Katalogbände, 188250 Quittungen,
3 797 Postkarten jFormulare zu Bücherbestellungen). An Mahn
geldern gingen 863,os M ein. Die Gesamteinnahme betrug 2 345,05 M,
gegen den Voranschlag mehr 845,«s M.
In betn Verwaltungspersonal der Stadtbibliothck traten
folgende Aenderungen ein: Die durch den Etat für 1M8 geschaffene
siebente Bibliothekgehilfinnenstelle erhielt vom 1. April 1M8 ab
Fräulein Gertrud Hensel. Nachfolgerin des am 1. Mai 1908
ausgeschiedenen Fräuleins Susanne Hoffmann wurde die Ver
walterin der 4. Volksbibliothek Fräulein Dorothea Giebe.
Die nähern Angaben über die Benutzung der Stadtbibliothek
enthalten die solgenden Tabellen:
Bücherausgabe.
Uebersicht der Zahl der ausgestellten Leihkarten und der nach Hause
verliehenen und im Lesesaale benutzten Bände.
Monat
Zahl der
aus
gestellten
Leih-
karten
Verliehene Bände
Im Lese
saal be
nutzte
Bände der
Ausleih
bibliothek
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1M8
April
304
8 957
189
9 146
251
Mai
310
9 038
180
9 218
283
Juni
222
8 608
197
8 805
252
Juli ......
254
8 781
139
8 920
360
August ....
329
9 706
218
9 924
313
September . . .
307
10 253
198
10 451
355
Oktober ....
319
10 337
235
10 572
366
November . . .
319
10 301
240
10 541
378
Dezember . . .
239
9 971
214
10 185
486
1909
Januar ....
304
11 331
156
11 486
596
Februar....
219
10 747
176
10 923
530
März ....
241
12 436
165
12 601
682
3 367
120 466
2 306
122 772
4 852
15. Oktober 1907
bis 31. März 1908
2 952
39 266
1 572
40 838
1 133