Skr. 1. Allgemeine Verwaltung des Magistrats.
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der Sparkasse, die Fortsetzung der Veräußerung von Stücken der
Letzten Stadtanleihe von 1904 sowie durch die gesteigerte Lieferung
von Natural- und Materialbeständen und Vorräten hervorgerufen.
Das gesamte Aktivvermögen der Stadt Berlin betrug also ein
schließlich desjenigen der städtischen Werke, jedoch ausschließlich der
Straßen, Plätze, Brücken, aus öffentlichem Rechte fließenden Renten.
Dotationen usw. am 31. März 4909 841787967 Jt (am 31. März
1908: 797864380 Jt). Die Obligationsschulden vermehrten
sich durch Fortsetzung der Veräußerung von Stücken der letzten Stadt
onleihe von 1904 um 20 571 658 Jt auf den Betrag von
406513800y«. Die sonstigen Passiva stiegen insbesondere durch
die ganz erhebliche Steigerung der Ausgabenreste um 14 840 796 Jt
aus den Betrag von 46886 820 Jt. die Passiva überhaupt auf
453 400620 Mithin betrug das Reinvermögen der Stadt
Berlin am 31. März 1909 388387 347 Jt. Es hat sich gegen das
Vorjahr um 8 511 134 Jt vermehrt.
Das Vermögen der Stiftungen und Fonds, deren Ein
künfte zu bestimmten Zwecken, also nicht zur Deckung von Gemeinde-
bedürfnissen, wohl aber zum Nutzen vieler Gemeindeglieder verwendet
werden, vermehrte sich im Jahre 1908 durch das Hinzutreten neuer
Stiftungskapitalien und die allgemeine Kurssteigerung der Inhaber-
papiere um 9153 044 Jt und stellte sich am 31. März 1909 auf
61 862 710 Jt.
Der in unserer Stadthauptkasse zur Vermeidung des Barumsatzes
bestehende Giroverkehr hat sich im Berichtsjahre fortentwickelt. Das
mit der Stadt im Geschäftsverkehr stehende Publikum machte in
steigendem Umfange von der Zahlungsweise Gebrauch: auch ist die
Zahl der Beamten und Lehrer, die ganz oder zum Teil die Ueber-
weisung ihres Gehalts beantragen, in ständigem Wachsen begriffen.
Die Zahl der letzteren hat zum 1. Januar 1909 rund 6 500 betragen.
Eine wesentliche Förderung erfuhr der bargeldlose Kaffendienst
durch den Scheckverkehr, der zu Beginn des Berichtsjahres im um
fassendsten Maße eingeführt wurde, nachdem durch das Reichsscheckgesetz
vom 11. März 1908 die bisher fehlende gesetzliche Grundlage geschaffen
worden war. Der Scheckverkehr findet hauptsächlich bei Leistungen
an die Stadt Anwendung, insbesondere bei der Zahlung von Steuern,
Gas-, WasserKanalisationsgebühren, Feuerkaffenbeiträgen. Die
Einziehung der von dem Publikum in Zahlung gegebenen Schecks
geschieht durch die Bank des Berliner Kassenvereins, bei der die
Stadthauptkasse ein Girokonto hat. Der Scheckverkehr erfreut sich
seitens des Publikums eines regen und beständig sich steigernden
Zuspruchs. Eine wirksanie Ergänzung dieses Verkehrs kann der seit
dem 1. Januar 1909 zugclaffene Postscheckverkehr bilden. Die auf den
Anschluß von städtischen Kaffen gerichteten Verhandlungen sind im
Berichtsjahre noch nicht zum Abschluß gelangt, so daß die Einführung
Le; Postscheckverkehrs erst im kommenden Berichtsjahre zu erwarten ist.
Im Rathause wurden der Stadtverordnetenversammlung einige
Räume zur Erweiterung ihres Bureaus und zur Einrichtung zweier
Sprechzimmer für die Mitglieder der Versammlung überwiesen.
Außer einigen Dezernentenzimmern wurden auch noch ein günstiger,
als das bisherige, gelegenes Lesezimmer und Vorzimmer für die
Amtszimmer des Bürgermeisters und des Kämmerers eingerichtet.
Im Stadlvcrordnetensitzungssaal wurden die sechs elektrischen Bogen
lampen, die große für Gasbeleuchtung eingerichtete Milteikrone und
die seitlich angebrachten dreiflammigen Gaswandarme entfernt und
dafür im Saal 9 elektrische Kronleuchter mit je 32 Glühlampen und
auf der Tribüne 3 Kronen mit je 8 Glühlampen angebracht.
Ferner wurde im Rathause der Wand- und Deckenanstrich des
Vestibüls und der Vorhalle vor dem Magistratssitzungssaal von Grund
aus erneuert. Endlich wurde die Beleuchtung der Rathausturmuhr
wesentlich verstärkt.
Der Bürgersaal des Rathauses wurde wieder wie in früheren
Jahren sehr oft, in den Wintermonaten täglich, zu gemeinnützigen,
wohltätigen und wiffenschafllichen Zwecken in Anspruch genommen.
Den Rathausturm bestiegen im Sommer 1908 4 137 Personen
gegen 3978 im Vorjahre.
Der Neubau des Verwaltungsgebäudes in der Jüdcn-, Stralauer,
Kloster- und Parochialstraße, (des Stadthauses) wurde soweit
gefördert, daß es vom 1. April 1908 ab je nach Fertigstellung der
Räume von den Bureaus folgender Verwaltungen bezogen werden
konnte: Hochbaudepntaiion, Stcuerdeputation, Abteilung 1, II und III,
Polizeiverwaltang, Abteilung I und II, Deputation für die Kanalisations-
werke und Güter Berlins, Kuratorium der städtischen Heimstätten,
Tiesbaudeputation mit Vermessungsamt, der Plankammer und einem
Teile des Technischen Bureaus. Die infolge dieser Verlegungen im
Rathause und im Hause Poststraße 16 freigewordenen Räume dienten
zur Erweiterung der dort gebliebenen Bureaus.
Das Schulgebäude Albrechtstraße 26, worin die Bureaus der
V. Stadtbauinspektion und der Steuerannahmestelle XII»
untergebracht waren, wird durch ein neues Direktorialgebäude für das
Friedrich-Gymnasium ersetzt, worin auch Räume für die beiden Bureaus
vorgesehen sind. Bis zur Vollendung des Neubaus sind die Bureaus
in Mielsräume verlegt worden.
Die Steuerannahmestelle VIII» wurde aus den bisherigen Miet
räumen Neue Königstraße 80» in das neue städtische Schulgebäude
Bötzowstraste 40 verlegt.
Das neiierrichtete Armenamt XII erhielt Raum in dem Schul-
gebäude Eckerlstraße 16.
Die Zahl der Fernsprechanschlüsse stieg von 171 auf 177
und die der Nebenanschlüsse von 44l auf 497.
Aus dem Magistratskollegium ist folgendes zu berichten:
Vom 1. Oktober 1908 ab wurde der Sladtbaural Geh. Baurat
Or.-Jng Ludwig Hoffmann von der Stadtverordnetenversanimlung
auf 12 Jahre wiedergewählt.
An Stelle des am 5. Januar 1908 verstorbenen unbesoldeten
Stadtrats Schäfer wurde am 3. Dezember 1908 der Reichs- und Lans-
tagsabgeordnete Syndikus vr. Wiemer zum Sladtrat gewählt und
am 7. Januar 1909 in sein Amt eingeführt.
Am 1. Februar 1909 trat der Stadtrat Geh. Regierungsrat
Friede! in den Ruhestand. Die Gemeindebehörden verliehen ihm
das Prädikat Stadlältester. Der an seine Sielle gewählte Sladtrat
Düring aus Bromberg wurde am 4. Februar 1909 in sein Amt
eingeführt.
Der Stadtverordnetenversammlung und ihrer uneigen
nützigen Tätigkeit für das Gemeindewohl wurden im Geschäftsjahre
1908 durch den Tod entrissen: die Stadtverordneten Schloepke am
7. Juni und Plischke am 1. August. Infolge Niedcrlegung des
Mandats schied der Stadtverordnete Fähndrich am 14. Dezember aus.
In die Stadtverordnetenversammlung traten als Mitglieder ein:
die Herren Liebeherr am 2. Januar, Lohmann am 17. Dezember
und Or. Mugdan am 30. Dezember 1908.
Die Stadtverordnetenversammlung hat im Jahre 1908 37 offen!-
liche und 27 nicht öffentliche Plenarsitzungen gehabt. Ausschuß-
sitzungen fanden 127 statt. Außerdem wurden 8 gemischte Deputationen
eingesetzt.
Es gingen ein:
1. Vorlagen des Magistrats zur Beschlußfassung . . 851
zur Kenntnisnahme 80
Rechnungssachen 216
(außerdem 89 Notatenbeantwortungen)
Wahlsachen 4 817
Naturalisationsgesuche 126
zusammen 6 090
2. Selbständige Anträge von Mitgliedern der Ver
sammlung 21
3. Anfragen von Mitgliedern der Versammlung . . 2
4. Petitionen 101
5. Proteste gegen die Gültigkeit der Stadtverordneten-
wählen 4
Zahl der Beratungsgegenstände im ganzen 6 218
Durch Auslegung wurden 76 Eingaben erledigt. Unter den zur
Beschlußfassung eingegangenen Magistratsvorlagen waren 174 An-
stellungssachen (130 betreffend 372 Gemeindebeamte. 44 betreffend
224 Lehrer und 8l Lehrerinnen), 164 Pensionierungssachen, 75 Unter-
stützungssachen, 1 Einwendung gegen die Richtigkeit der Gemeinde-
wählerliste mit 16 Einsprüchen.
37 unbesoldete Gemeindebeamte feierten ihr 25 jähriges
Dienstjubiläum.
43 Bezirksvorsteher und 39 Stellvertreter schieden aus.
29 Bezirksvorsteher und 62 Stellvertreter traten neu ein. 28 Vorsteher
und 19 Stellvertreter wurden wiedergewählt, und 37 Stellvertreter
wurden zu Bezirksvorstehern gewählt.
Von den Schiedsm ännern legten 53, von deren Stellvertretern
24 ihr Amt nieder. 29 Schiedsmänner und 47 Stellvertreter wurden
neu-, 53 Schiedsmänner und 68 Stellvertreter wurden wiedergewählt.
25 Stellvertreter wurden zu Schiedsmänncrn gewählt.
Zur Feier seiner diamantenen Hochzeit erhielt ein Ehepaar das
übliche Ehrengeschenk von 60 Jt. 30 Ehepaare wurde zur Feier ihrer
goldenen Hochzeit ein Geschenk von je 30^ bewilligt und durch
den Bezirksvorsteher überreicht
Der Firma Rosenthal L Sohn, Hofjuwelieren, wurde zur
Feier ihres hundertjährigen Bestehens mit Rücksicht darauf, daß sie
stets vom Vater auf den Sohn übergegangen war, sowie darauf, daß
die Inhaber stets in ehrenamtlichen Stellen als Stadtverordnete,
Bezirksvorsteher. Waisenräte Beziehungen zur städtischen Verwaltung
gehabt hatten, ein Glückwunschschreiben übersandt.
Zur Beschaffung von Ehrenpreisen wurden folgende Beiträge
bewilligt: 1. Der Berliner Buchbinderinnung für hervorragende
Leistungen auf ihrer Fachausstellung im Mai 1908 500 Jt. 2. Für
hervorragende Leistungen auf dem im Juni 1908 von der Pferde
schutzvereinigung gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzverein und
dem Berliner Tierschutzverein veranstalteten Ausstellung für Pferde
schutz und humane Tierschutzbestrebungen 600 Jt. 3. Dem Bunde
Deutscher Schuhmacherinnungen für hervorragende Leistungen auf
seiner Jubiläumsausstellung im August 1908 500 Jt. 4. Der 2. großen
Gastwirts- und Kochkunstausslelluug im September/Oklober 1908 für
besondere Leistungen 300 Jt. 5. Dem Verein Berliner Geflügelzüchter