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Verwaltungsbericht
des
Magistrats zu Berlin
für
das Ctatsjahr 1907.
M 37.
Wericht über üas städtische Slraßenreinigungswesen.
I. Allgemeiner Teil.
1. Zuständigkeit und Organisation,
a) Deputation.
Die Zuständigkeit und Organisation der städtischen Deputation
für das Straßenreinigungswesen hat während des Berichtsjahres
Aenderungen gegen das Vorjahr nicht erfahren.
Die Deputation besteht aus 12 Mitgliedern und zwar aus
4 Stadträten und 8 Stadtverordneten.
An Stelle des auf seinen Döunsch aus der Deputation ausge
schiedenen Stadtverordneten vr. Kuhlmann ist der Stadtverordnete
vr. Gelpcke zum Mitgliede der Straßenreinigungsdeputation gewählt
worden. Außerdem gehört zu dem Kollegium ein Magistratsrat als
stimmberechtigtes Mitglied in den von ihm bearbeiteten Sachen.
Während des Berichtsjahres fanden 6 Sitzungen der Deputation statt.
d) Direktion.
Die Beschlüsse der Deputation werden von dem Direktor ausge-
führt, welcher auch den Deputationssitzungen beiwohnt. Dem Direktor
sind unterstellt: der Subdirektor, 10 Oberaufseher und 67 Aufseher,
ferner das Hauptgerätedepot mit 1 Oberaufseher, 1 Aufseher und
15 Handwerkern und Arbeitern.
Die Direktion veranlaßt die Einstellung, Beaufsichtigung und
Entlassung des Arbeits-, die Kontrolle des Beamtenpersonals und die
Beschaffung und Verwaltung des Arbeitsmaterials; sie verwaltet die
öffentlichen Bedürfnisanstalten und die an den Wafferläufen ange-
brachten Reltungsgeräte. Alle Maßnahmen, die eine vorübergehende
oder außerordentliche Vermehrung der Arbeitskräfte und Arbeitsmittel
erfordern, wie z. B. im Winter bei starken Schneefällen, bedürfen der
Genehmigung der Deputaston oder des Vorsitzenden.
Die Verteilung der Arbeiten auf das Arbeitspersonal, die Beauf
sichtigung des letzteren, die Anordnungen für die Straßenbesprengung,
für die Abfuhr des Kehrichts und dergleichen mehr bestimmt die
Direktion. Das Reinigungsgebier war im Betriebsjahre in 33 Reini
gungsabteilungen eingeteilt, in denen je 1 Aufseher und 1 Hilfsaufseher
die ordnungsmäßige Ausführung der Reinigungs- und Besprengungs-
arbeiten zu überwachen hat. Die Aufseher wechseln mit den Hilfsauf
sehern wöchentlich im Tag- und Nachtdienst ab. Je 8 bezw. 9 der-
artiger Aufseherabteilungen sind zu einem Oberaufseherbezirk vereinigt.
Die Aufsicht in diesem Bezirk ist einem Oberaufseher übertragen, der
unter anderm mit den ihm unterstellten Aufsehern alle Einzelheiten
des Betriebes zu besprechen. Anordnungen über die Ausführung der
Arbeiten zu erlaffen und geringfügige Verfehlungen des Arbeitspersonals
zu bestrafen hat. Die dienstlichen Obliegenheiten der Aufseher und
Oberaufseher sind in einer Dienstinstruktion besonders aufgeführt.
Eilige Befehle werden den Ableilungsaufsehern durch Radfahrer
ordonnanzen übermittelt.
Für jeden der 4 Oberaufseher ist ein dreisitziges, kleines Automobil
beschafft, mit denen sie ihre Revisiousfahrten auszuführen haben.
Das für das Hauptdepot beschaffte Automobil (für leichtere Trans
porte) wird, nach Auflegen eines zweiten Sitzes mit Verdeck, auch für
die Revisionsfahrten des Subdireklors benutzt.
2. Berwaltungsergebniffe im allgemeinen.
Die Witterungsvcrhältnisse sind von wesentlichem Einflüsse sowohl
auf die Leistungen der Straßenreinigungsverwaltung, wie auf deren
Kosten; im besonderen aber geben immer die winterlichen Arbeiten
insofern den Ausschlag, als sie zuweilen einen Hauptbestandteil sämtlicher
Ausgaben darstellen und den Etat stark beeinflussen. So schwankten
z. B. die Ausgaben für die Schneeabfuhr zwischen 1 231 746 M (1906)
und 10605 (1893) und für die zur Beseitigung der Schneemaffen
von den Straßen rc. nach Bedarf angenommenen Hilfsarbeiter zwischen
263 115 Ji (1906) und 3 590 (1893). Im Berichtsjahre betrugen
diese Ausgaben infolge der geringen Schneefälle nur 122 142 M bezw.
28 764 M.
Eine Nachweisung der Einnahmen und Ausgaben, die den Jahres
abschluß der Kaffe erkennen läßt, ist am Schluffe des Berichts beigefügt.
II. besonderer Teil.
1. Arbeitsplan.
Eine Zusammenstellung der sämtlichen bei der Straßenreinigungs
verwaltung vorkommenden Arbeiten gibt der Arbeitsplan; er enthält
eine genaue Klassifizierung der sämtlichen Straßen bezüglich ihrer
Reinigung und bildet die feste Grundlage für den gesamten Außen
betrieb. .
Im Anschluß an den Arbeitsplan wird noch ein besonderes
Straßeninventar geführt, worin die Flächen sämtlicher Straßen je nach
der verschiedenen Pflasterart nachgewiesen werden.
Arbeitsplan und Straßeninventar sind im Berichtsjahre in Form
und Einteilung nicht geändert worden. Durch Zugang neuer
Straßen hat sich das tägliche Arbeitspensum indeffen wiederum ver
mehrt. So umfaßte z. B. am 1. April 1907, dem Beginn des Ge
schäftsjahres, das der regelmäßigen Reinigung unterworfene Straßen
gebiet 10 512 631 gm und zwar an Fahrdämmen 6 452 221 gm und
an Bürgersteigen 4060 410 gm. Am 31. März 1908, also am Schluffe
des Geschäftsjahres, waren 10 627 847 gm vorhanden, davon an
Fahrdämmen 6 543 266 gm und an Bürgersteigen 4 084 581 gm.
Hieraus ergibt sich, daß das Arbeitsgebiet sich im Laufe des Jahres
um 116 216 qm vergrößert hat.
Die täglich zu reinigende Straßenfläche betrug am Schluffe des
Berichtsjahres 6 911149 gm; sie hat sieb im Geschäfsjahre 1907 durch
den Zugang neuer Straßen um 96 712 gm vergrößert. Die Länge
sämtlicher der Reinigung unterworfenen Straßen beläuft sich auf
516 Inn.
In welchem Umfange übrigens das tägliche Arbeitspensum im
Laufe der Jahre gewachsen ist, ergibt sich daraus, das im Jahre 1882,
also vor 25 Jahren, 2 708 300 gm Pflaster täglich zu reinigen waren,
während zur Zeit, wie bereits angegeben. 6 911 149 gm zu säubern
sind, was ungefähr einen Zuwachs von 155 v. H. bedeutet.
2. Psiasterungsverhältniffe und deren Bedeutung für die Stratzen-
reinigung.
Die Beschaffenheit des Straßenpflasters ist von großer Bedeutung
für die Straßenreinigung.
Schlechtes Pflaster ist schwer zu reinigen und ergibt unter gleichen
Verkehrsverhältnissen viel mehr Schmutz als gutes Pflaster. Aus
diesem Grunde ist die stetig und in erheblichem Grade zunehmende
Vermehrung des guten Straßenpflasters für die Ausübung der Straßen-
reinigung ein außerordentlich wichtiger Umstand, auf den zum großen
Teil zurückzuführen ist, daß die durchschnittlichen Ausgaben der Ver-
waltung nicht in demselben Maße gestiegen sind, wie sich räumlich
das Straßengebiet vergrößert har.
Im Laufe unseres Berichtsjahres hat sich durch Neu- und Um-
Pflasterungen das Steinpflaster 1. bis 3. Klasse um 10 783 gm ver-
mehrt, so daß nunmehr die Gesamtfläche dieses Pflasters 3231085 gm
beträgt. Das Asphaltpflaster hat sich um 80 623 gm vermehrt, so
daß seine Gesamtfläche am Schluffe des Berichtsjahres 2 751 107 gm
umfaßte. Das Holzpflaster, das hin und wieder zu Anrampungen
und Brückenbelägen Verwendung findet, hat sich während des Berichts-