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Verwaltungsbericht
des
Magistrats zu Berlin
für
das Ltatsjcchr 1907.
~M 20.
Wericht über öie städtischen Keimstätten.
„Es wird der Kommune Berlin wohl anstehen, auch mit der
artigen Veranstaltungen — den Genesungsheimen — nicht auf eine
Betätigung der privaten Wohltätigkeit z» warten, sondern die
Initiative für dieselben zu ergreifen."
An diese Worte der Vorlage des Magistrats vom 23. Mai 1887,
in der den Stadtverordneten die Einrichtung der Herrschaftshäuser
der städtischen Güter Heinersdorf und Blankenburg zum Aufenthalte
für Genesende vorgeschlagen wurde, im vorliegenden Jahresberichte
zu erinnern, bietet uns das zwanzigjährige Bestehen der beiden Heim
stätten in Blankenburg und Heinersdorf eine willkommene Gelegenheit.
Am 10. Oktober 1887 wurde die Heimstätte für genesende Frauen
zu Blankenburg und am 8. Dezember 1887 die Heimstätte für
genesende Männer zu Heinersdorf eröffnet und zwar mit je 40 Betten.
Den Anlast zur Gründung der beiden Anstalten gab, wie die er-
wähnte Vorlage ausführt, das Inkrafttreten des Krankenversicherungs
gesetzes vom 15. Juni 1883 am 1. Dezember 1884; „Die schon
früher in Berlin orisstatutarisch bestandene Krankenversicherung der
Arbeiter sei seit dem 1. Dezember 1884 in sehr erweiterte Wirksamkeit
getreten. Die große Zahl der Versicherten beanspruche eine intensive
Krankenfürsorge, die Rücksichten auf den verfügbaren Raum in den
städtischen Krankenhäusern drängen aber auf die denkbarste Abkürzung
des eigentlichen Heilverfahrens. Der Patient müsse entlassen werden,
sobald der Krankheitsprozeß beseitigt sei. Die Kur sei zwar beendet.
— aber gesund im eigentlichen Sinne sei der Verpflegte oft doch nicht.
Daß der glücklicher Gestellte nach überstandener Krankheit sich noch
einige Tage oder Wochen der Schonung auferlege, sei durch die Ver-
hältniffe als vernunftgemäß geboten.
Dies auch nach und nach den weniger gut Gestellten
zugänglich zu machen, sei eine hervorragende Aufgabe
praktischer sozialer Veranstaltungen.
In welchem Umfange das erreicht ist, zeigen die folgenden Zahlen.
Nicht nur einige Tage, nein, im Durchschnitt über drei Wochen lang
fanden 12 563 unserer Mitbürgerinnen in Blankenburg und 12 536
unserer Mitbürger in Heinersdorf nach einer überstandenen Krankheit
die Ruhe und Pflege, die sie zur Wiedererlangung ihrer Gesundheit
und Erwcrbsfähigkeit noch nötig halten, fanden dort eine Stätte, die
ihnen ihr Heim ersetzte.
328 709 Verpflegungstage wurden während der verflossenen
zwanzig Jahre an Frauen in Blankenburg geleistet und 305 635 an
Männer in Heinersdorf; dort wurden 11790, hier 11719 Pfleglinge
aufgenommen, und zur Entlassung kamen aus Blankenburg 11 720,
aus Heinersdorf 11 648 Personen. Doch bei den je 40 Betten, mit
denen 1887 Blankenburg und Heinersdorf eröffnn wurden, hat es
die Stadt Berlin nicht bewenden lassen. Im Laufe der Jahre ist die
Zahl der Betten bis auf 70 in Blankenburg und auf 72 in Heiners-
darf vermehrt, und für Frauen ist am Upstallwäldchen zu Blanken
burg, wie wir hier vorweg erwähnen, eine neue Heimstätte mit 95 Betten
erbaut, die den Namen „Upstall" führt und am 19. Oktober 1908
in Betrieb genommen worden ist.
Zu diesen Heimstätten, deren Zweck oben angegeben ist, kamen 1891
die Heimstätte in Blankenfelde. 1892 in Malchow. 1902 in Gütcrgotz
und 1905 in Buch hinzu, die jetzt sämtlich mit Brustkranken belegt sind.
In den sieben Anstalten verfügen wir über zusammen 667 Betten,
von denen 237 für genesende Frauen und Männer und 430 für Brust
kranke. darunter 182 für Frauen und 248 für Männer, bestimmt sind.
Die Zahl der Betten, die im Berichtsjahre benutzt werden
konnten, betrug:
1. in Blankenburg'54-s-16 (Baracke) —
2. in Heinersdorf
4.
in Malchow
88->-16 (
. ) =
104, -
5.
in Gütergotz
66 + 12 (
- ) =
98, -
6.
in Buch. .
150, -
1907 zusammen
572.
Zur
Verfügung standen 1906
. 572
1905
. 572
1904
. 422
1903
422
in den
1902
. 423
1901
. 325
1895
1893
. 281
. 276
in den
1892
. 286
1891
. IM
in den
1889
- 130 ) . gr
1888
. 85 in 1
1887
. 80 i
70, für genesende Frauen
und Wöchnerinnen,
72. für genesende Männer,
Männer,
in den ersten 5 Heimstätten,
Heinersdorf
Eine Zusammenstellung, aus der die Belegung dieser sechs Heim-
statten seit ihrer Eröffnung hervorgeht, lasten wir folgen.
Blankenburg für genesende Frauen und Wöchnerinnen. Eröffnet am 10. Oktober 1887.
Jahr
Anzahl
der
Betten
Aufgenommen
wurden
Personen
Entlassen
wurden
Personen
Zahl der
verpflegten
Personen
Zahl der
Verpflegungs-
tage
Durchschnittliche
Tagesbelegung
(Personen)
Durchschnittliche
Verpflegungsdauer
(Tage)
1887/88
40
163
IM
163
3 434
20
21,07
1888/89
50
425
407
438
10 28!)
28
23,49
1889/M
70
571
670
602
13 284
36
22,07
18M/91
70
584
583
616
15 387
42
24,98
1891/92
70
564
566
597
15 276
42
25,öo
1892/93
70
393
401
424
11 447
31
27,«»
1893/94
70
515
518
538
13 425
37
24,95
1894/95
70
578
559
598
14 543
40
24,32
1895/W
70
606
616
644
14 919
41
23,17
1896/97
70
503
505
531
14 474
40
27,26
1897/98
70
621
600
647
15 801
43
24,42