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Nr. 16. Waisenpstege.
Die Sterblichkeit (Tabelle V b) betrug
1905 8.4 v. H. der Beobachteten,
1906 5.2 . . .
1907 4,2 • » • •
(Die Säuglingssterblichkeit Berlins beträgt 23- 24 v. H). Ab
solut staibcn 1907 von 15 509 Säuglingen 645. Unter diesen sind
auch sür den Bereich einiger Cäuglingssursorgeslellen die Säuglinge
mitgezählt, deren Tod nach ihre», Ausscheiden eruiinell werden konnte.
Während der Beobachtung starben noch weniger. Wenn nun auch
wohl die Eimitilnng der Todesfälle unvollkommen ist, wenn die
geringe Sterblichkeit zum Teil anet) mit der großen Zahl der an sich
wenig gefährdeten Brustkinder zusaminenhängi, so läßt sich ein Teil
dieses schöiik» Eiiolges doch zweifellos der rastlosen Tätigkeit der
Füisorgcstellen zuschreiben.
Das Bild, das der Jahresbericht von Tätigkeit und Erfolg der
offenen Säugliugsfürsorge der Stadt Berlin entrollt hat, bietet in
vieler Hinsicht Anlaß zur Zufriedn heit.
Drei Forderungen muß das süiforgebedürfiige Publikum erfüllen,
um de» Fürjorgesicllcn zu vollem Erfolge zu verhelfen, nämlich
1. die Säuglinge ihnen möglichst vollzählig. 2. niöglichst jung zu-
führe» und 3. möglichst lange in der Beobachtung laffcn.
Die Frequenz ist raich zu einer Höhe gestiegen, die etwa der
Zahl derjenigen süriorgebedürftigen Säuglinge enispiicht, deren Mütter
nicht durch anßerbäusliche Arbeit am Besuche der Fürsorgestellen ver
hindert sind. Auch der Erfüllung der zweiten ans ein frühes Ein-
tritt«alter zielenden Forderung sind wir einen frostigen Schritt näher
gekommen. Unzureichend bleibt noch nach wie vor die Beobachlungs-
dancr. Die Mütter bleiben fort, sobald die Unteistütziing soitfällt,
oder ihre geringe Höhe den Besuch der Fürsorgestelle nicht mehr lohnt.
Diese Unbeständigkeit der Mütter erschwert auch den einwandS-
freien siutisitichen Nachweis der Ei folge.
Dennoch ist anzunehmen, daß die niedrige Sterblichkeit der auf-
genommenen Säuglinge nicht zum kleinsten Teil auf die Maßnahmen
der Sänglingsfürsorgesiellen zurückzufübren ist
Ohne Zweifel hätte sich ein noch besseres Resultat erreichen lassen,
wenn die Küriorgestellen über kleine Siatioucn verfügt hätten, die
schon im vorigen Jahresbericht von den leitenden Aerzten lebhaft
gewünscht wurden.
2. Hartwig Staats'sche Stiftung.
Aufgabe der Staats'schen Stiftung ist es, der Sterblichkeit der
Kinder im eisten Lebensjahre entgegenzuwirken. Ihr Borsland hat
beschlossen, die Zinieu für 19o7 so zu verwenden, daß l. an Pflege
mütter, die mindestens 5 genesende Säuglinge niit Erfolg gepflegt
haben. PrämirN von 30 gewährt werden; 2. ausnahmsweise
schwerkranke Säuglinge bei Platzmangel in einem Krankenhause von
den SänglingSfü sorgestellen dem KiNderaiyl gur Pflege überwieten
werden; 3. für solche Säuglinge, für die die Säugliugsfüriorgrstellen
eine Unterstützung nicht gewähren dürfen, weil die Säuglinge zwar
hier wohne», aber außerhalb Berlins ihren Unterstützttugswohnsitz
haben, de» Müitern eine Geldprämie oder Milch zu ermäßigtem
Preise oder iinciitgeltlich bewillig! wird.
Tie Stistuug hat im Etatsjahre 1907 gezahlt:
zu 1 — Jt,
- 2. für 13 ins Kinderasyl aufgenommene Kinder zum
Pflegeiay von 2 M täglich 876,oo - *)
- 3. Uiiurstützuiigcn an ortsfremde Mütter . . . , 2 120,eo .*)
*j Auf öa« eigentliche Etatsjahc 1907 entfallen von diesen Beträgen nur
572 Jt vezw 1 Gi:’,25 Jt. Die übrigen 30 i ^ bezw 49(5.35 - betreffen
Zahlungen, die >m Eialejahre 1906 ^war schon fällig geworren, aber erst
nach Avschiuß des Staalr'ichen Zonds für 1906 im Jahre 1907 geleisict
worden sind.
3. Kassenergebnisse im Etatsjahre 1907.
Die Staats'sche Stiftung bringt — nach Nr. 2 — die Mittel
auf zur Unterstützung hier nicht heimatsbercchtigter Kinder. Soweit
es sich um hier orisangehörige Kinder handelt, zahlt die Spezial
verwaltung 49 die durch den Etat bewilligten Beträge in einer
Summe an die Kasse des Kinderasyls tHaupistiftungskaffe), die dann
die Ausgaben im einzelnen auf Anweisung der Waisendeplation leistet.
Dabei kommen zweierlei Ausgaben in Betracht: 1. Unterstützungen
an Vereine, die praktisch die Säuglingssterblichkeit bekämpfen, sei es,
daß sie Wöchnerinnen- und Kinderheime unterhalten oder, wie der
Kinderreitungsverein, eine Bcrussvormundschaft über viele uneheliche
Kinder ausüben; 2. die 'Kosten unserer Säuglingssürsorgestellen, die
im Mai 1907 von fünf auf sieben vermehrt worden sind.
Zu l. Die Unterstützungen von Vereinen betreffend, hatten
die Gemeindebehörden 25 000 Jt für 1907 bewilligt. Diese Summe
war nicht ganz zureichend, da wir 28 465 Jt gezahlt haben.
Zu 2. Die Säuglingssürsorgestellen betreffend, gewährte
der Etas. -
a) für die erste Einrichtung der Säuglingsfürsorge
stellen 6 und 7 14 OOO.oo ^lk.
Gezahlt sind 13 999,so -
also übrig geblieben 0,20^.
b) für den Betrieb der 7 Stellen 248 000.00 -.
Außerdem standen noch zur Verfügung 22077,83^5 als Erlös
aus dem Verkauf von Milch rc., ferner 1 622 25 Jt, die das Ktnder-
asyl für die Staats'sche Stiftung verauslagt hat als den Betrag, der
zur Unterstützung an hier nicht orisangehörige stillende Mütter ge
zahlt worden ist lvergl oben Nr. 2) und 12,55 Jt. zufällige Ein
nahmen. Insgesamt waren also für den Betrieb verfügbar 248 000 M
+ 22 077,83 Jt + 1 622,25 Jt + 12,65 Jt —. . .271 712,63 Jt.
Gekostet hat der Betrieb 263 508,4g -
es sind also übrig geblieben 8 2Ü4,w Jt.
Nach dem Elaisabschluß beträgt hiernach überhaupt
die velfügbare Summe
25 000,vo Jt,
+ 14 000,«, -
+ 271 712,63 -
die ausgegebene Summe
28 465.00 Jt,
+ 13 999,80 -
+ 263 508,49 »
310 712,63 Jt. 305 973,29 Jt..
Die Differenz von 4 739,34 Jt hat die Hauptsiistungskaffe an die
Spezialverwallnug 49 der Suidihanplkasse zurückgezahlt
Von den Ausgabe» der SäuglingSfüriorgesteUen entfielen auf:
Säuglings
fürsorge
stelle
Milch-
und
Nähr-
Präparate
Jt
Unter
stützung an
stillende
Mütter
.Jt
Gehälter
und
Miete
Jt
Sonstige
Betriebs
kosten
„4f,
Summe
Jt
I
30 712 82
27 742,23
12 96n,oo
113,85
71 528,90
n
9 517,60
12 160,10
5032,oo
1 2(3,55
27 983,15
in
11 019,95
8 018,oo
6 452,oo
2 682,25
28 1 / 2,20
IV
16 848,66
15 426,00
6 2 l 0,00
3 384,67
41 86; i,3s
V
29 781,25
15 721,65
6014 00
3 003,12
54 520,02
VI
5 578,43
6 3l2,oo
5 250,68
1 70O 56
18 841,67
VII
3 989 82
10 496,95
4 575,60
1 531,05
20 593,82
Summe
107 448,43
95 876,93
46 494,68
13689,05
263 508,46
Berlin, den 4. November 1908.
Schuster, Verwaltungsdirektor.