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Nr. 8. Schuldeputation.
Der aus dem Vorjahre übertragene Bestand war 10,«j Jt.
Dazu kommen:
a) die Zinsen mit 952,oo -
b) von 4 Gemeindeschulen nicht verbrauchtes und
deshalb zurückgezahltes Frühstücksgeld . . 30,o4 .
zusammen 1052, ai Jt.
Hiervon wurden verausgabt zur Beschaffung von
Frühstück für arme Schulkinder 969,W Jt,
so daß am Schluffe des Berichtsjahres ein Bestand von 83,ss Jt
verblieb, der auf das Rechnungsjahr 1907 vorgetragen ist. Der
Verein zur Speisung armer Kinder und Notleidender hat im Winter
halbjahr 1906/07 an die Rektoren der Gemeindeschulen 18 292 Jt
direkt verteilt.
Es stellt sich also die Gesamtausgabe für Beschaffung und Ver-
teilung von Frühstück an arme Schulkinder im Rechnungsjahr 1906
auf 14 261,52 Jt.
3. Reichenheim'sches Vermächtnis.
Diese Stiftung gewährt Unterstützungen an Witwen und Waisen
ehemaliger im hiestgen Gemeindcschuldienst angestellter Lehrer.
Am 1. April 1906 bestand das Vermögen des Reichenheim'schen
Vermächtnisses in 2 Hypotheken von 5t 000 Jt 311 4 pCt. und
36 000 Jt zu 3 s / 4 PCt., ferner in 62 800 Jt 3V 2 PCt. Berliner Stadt-
anleihe und in dem Guthaben bei der Sparkasse über 74,4« Jt.
Am 1. April 1906 wurde^eine Hypothek von 63 OM Jt zu
3 7 / 8 pCt. unter Einziehung des Sparkassenbuchs erworben.
Die Einnahmen beliefen sich demnach für das Rechnungsjahr
1906 auf:
a) Bestand an Zinsen aus dem Vorjahr einschließlich des Erlöses
des Sparkassenbuchs 2 183,ot Jt,
b) Zinsen von Hypotheken:
1. 36 OM M zu 3»/i pCt 1 350,00 -
2. 51000 - - 4 - 2 040,00 -
3. 63 000 - - 3 7 / e - 2 441,25 -
zusammen 8014,32^5.
Verausgabt wurden hiervon:
a) für laufende Unterstützungen an
38 Personen 4 640 Jt,
b) für einmalige Unterstützungen an
18 Personen 870 -
c) durch Umsatz der Stadtanleihescheine
in eine Hypothek entstandene Diffe
renz von 394,80 Jt,
sind . . . . 5 904,80 Jt,
so daß am 31. März d. Js 2 109,52 Jt
verblieben, welche als Bestand auf das neue Verwaltungsjahr vor-
getragen sind.
I». Schulfeiern usw.
Beim Einzuge des Königs von Dänemark am 19. November 1906
beteiligten sich Schüler und Schülerinnen der I. Klassen der Geineinde-
und höheren Schulen. Die Kinder, deren Beteiligung freiwillig war,
nahmen auf dem Königsplatz zwischen der Siegesallee und dem
Moltkedenkmal Aufstellung.
I. Zahl der Schulkinder, die auf Kosten der Stadtgemeinde
unterrichtet wurden.
Ende März 1907 wurden unentgeltlich unterrichtet:
in den 282 Gemeindeschulen 227 730 Kinder.
im städtischen Waisenhaus zu Rummelsburg 206
im städtischen Erziehungshause Kleinbeeren . 30
in der städtischen Erziehungsanstalt Wuhl-
garten 46
in der Jdiotenanstalt Dalldorf 185
in der Schule des städtischen Obdachs . . 15
in der städtischen Taubstummenanstalt . . 180
in der städtischen Blindenschule . . . . 62
Es wurden im ganzen 228 454 Kinder.
abgesehen von den Freischülern der höheren Lehranstalten, unentgeltlich
und auf Kosten der Stadt Berlin unterrichtet.
Aus den Vororten Berlins besuchten im Sommersemester 635, im
Wintersemester 668 Kinder die hiesigen Gemeindeschulen gegen Zahlung
eines monatlichen Schulgeldes von 2,so Jt.
k. Kosten des Gemeindeschulwesens.
Die Ausgaben für 1906/07 betrugen 18 347 965 Jt,
- 1905/06 - ... . , 17213313 -
mithin für das Berichtsjahr mehr 1 134652^5.
Die Kosten für ein Kind betrugen (ohne Berücksichtigung der
Grunderwerbs- und Baukosten für die Schulgebäude):
im Jahre 1898 61,66 Jt,
. - 1900 65,41 .
- - 1902 70,69 -
- » 1904 73,oo »
. 1905 76,42 -
- • 1906 82,26 .
IV. Städtische Taubstummenschule.
Am Schlüsse des Schuljahres 1905/06 verließen 28 Zöglinge
nach ihrer Konfirmation die Schule. Trotz dieses starken Abganges
erhielt sich die Frequenz der Anstalt im Schuljahr 1906/07 fast auf
der Höhe der des Vorjahres.
Im Sommerhalbjahr 1906 betrug dieselbe 172, nämlich 96 Knaben
und 76 Mädchen, im Wintersemester 1906/07 — 183 — IM Knaben
und 83 Mädchen. Diese verteilten sich auf die 16 Klassen folgender
maßen:
I
.... 8 Knaben,
4 Mädchen —
12 Schüler,
II
.... 8
4
12
lila .
.... 6
4
10
III b .
.... 6
6
12
III c .
.... 6
4
- —
10
IVa .
. . . . 7
5
- —
12
IVb .
. . . . 5
3
8
Va .
.... 6
5
11
Yb .
.... 3
9
- —
12
Via .
.... 7
4
11
VIb .
.... 3
7
10
VII a .
. . . . 7
4
- =
11
VII b .
. . . . 7
4
11
Villa.
.... 6
6
, =
12
VIII b.
.... 6
5
11
IX .
.... 9
9
- =
18
zusammen 100 Knaben, 83 Mädchen —
183 Schüler.
Von diesen 183 Kindern verließen am Schluffe des Schuljahres
27, nämlich 16 Knaben und 11 Mädchen die Schule, so daß als
Bestand 156- Kinder, 84 Knaben und 72 Mädchen, ins neue Schul-
jähr übernommen wurden.
Das Lehrpersonal bestand im Schuljahr 1906/07 aus dem
Direktor, 14 wissenschaftlichen Lehrerinnen und 5 technischen Lehr
kräften.
Der Gesundheitszustand des Lehrpersonals und der Schüler war
günstig. Todesfälle sind nicht vorgekommen, während im Vorjahre
deren 5 zu beklagen waren.
Im Unterrichtsplan wurde neben der sittlich religiösen Erziehung
der Zöglinge vor allem die mündliche Verkehrssähigkeit derselben
angestrebt, so daß sie mit ihren hörenden und redenden Mitmenschen
lautsprachlich zu verkehren und später ihre Berufs- und Lebensstellung
unter diesen selbständig auszufüllen vermögen. Darum legte die
Schule auch in diesem Schuljahre wieder das Hauptgewicht auf die
lautsprachliche Ausbildung ihrer Zöglinge.
Noch vorhandene Sprach- und Hörreste der Schüler wurden ohne
Benachteiligung der geistigen Entwickelung dieser Kinder im Unter
richte gern benutzt und dadurch geübt. Die auf dem natürlichen
Wege erlangte Sprache später ertaubter, bezw. schwerhöriger Kinder
wurde durch Artikulationsübungen so gebessert, daß sie in vielen
Fällen normal wurde und blieb.
Da das fehlende Gehör der Taubstummen hauptsächlich durch
den Gesichtssinn kompensiert wird, so wurde auch in diesem Jahre
wieder darauf Bedacht genommen, das Sehvermögen der Kinder,
erforderlichenfalls auch unter Hinzuziehung augenärztlicher Beratung,
bezw. Behandlung nach Möglichkeit zu schonen und zu pflegen.
Die städtische Taubstummenschule trennt die Schüler nicht von
vorn herein nach der Begabung, wie es in vielen Taubstummen
anstalten geschieht, aber sie bietet den schwachbesähigten und schwach
sinnigen Kindern sowohl in der Klassenorganisation, als auch durch
Einzelunterricht Verhältnisse, die ihnen die erforderliche Berücksichtigung
im Unterrichte sichern.
Das für die physische Erziehung der Taubstummen besonders
wichtige Turnen erstreckte sich auf alle Klassen und der Turnunterricht
wurde so erteilt, daß auch die körperlich rückständigsten Kinder die
nötige Berücksichtigung fanden. Auch das planmäßige Spielen wurde
unter Anleitung und Aufsicht des Lehrpersonals fleißig betrieben.
Die zur Unterstützung des Unterrichts und der Erziehung der
taubstummen Kinder hergestellte Verbindung zwischen Ellernhaus und
Schule durch besondere Elternstundcn wurde auch in diesem Jahre
wieder von beiden Teilen gepflegt und erwies sich als eine segens
reiche Einrichtung.
Der Schulbesuch war. trotzdem die Schüler über die ganze
Stadt zerstreut wohnen, wieder ein recht befriedigender, wozu die
teils im Etat vorgesehenen, teils aus der Abegg-Slifiung zur Ver
fügung gestellten Mittel zur Erleichterung des Schulbesuches durch
Benutzung von Fahrgelegenheit ganz wesentlich beigetragen haben.
Auf Verwendung der Anstaltsleitung bei dem Berliner Verein
für Ferienkolonien durften 15 schwächliche und erholungsbedürftige