9lt. 19. Städtische Jrrenpflege.
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Knaben
I. II. j III.
Vierteljahr
IV.
Jahres -
aufstellung
I.
Mädchen
II. | III. IV.
Vierteljahr
Jahres-
aufstellung
Wunden ini Gesicht
2 mal 1 mal
3 mal
1
mal
7 mal
_
1 mal
2 mal
1 mal
4 mal
- sonst am Kopfe ....
3 - —
1 -
—
4 -
—
—
—
—
Abschürfungen:
im Gesicht
—
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am Hinterkopfe
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• Arme
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an den Händen
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Beinen
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- - Knien
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am Fuße
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Sugillation:
im Gesicht
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am Arme
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an den Händen
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- > Knien
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am Fuße
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Verletzung am Ohr
— —
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. - Arme
1 mal —
—
—
1 mal
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—
- der Hand
— —
—
—
—
—
—
—
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—
Brandwunde der Hand
— 1 mal
—
'
1 mal
—
—
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—
Bei der hochgradigen Erregbarkeit und den häufigen Erregungs
und Tobsuchtszuständen der Kranken ergaben sich vielfach Zerstörungen
von Gegenständen. Während bei den Männern gegenseitige Ver
letzungen häufiger find, vergreifen sich die Frauen in ihrem Zorn
häufiger an Gegenstände, besonders gern lassen sie ihre Wut an
Fensterscheiben aus. Bei der Plötzlichkeit der Zorn- und Erregungs
ausbrüche ist es sehr schwer, sie zu verhüten, und trotz aller Aufsicht
weist das Verzeichnis von Zerstörungen im Betriebsjahrc bei den
Männern 57 Fensterscheiben, 2 Spiegel. 7 Jacken, 7 Hemden, 8 Hosen,
2 Lederschürzen, 1 Paar Stiefel, 1 Urinflasche, 2 Bänke auf, bei
Ausbrüchen teilweise Zerstörung von 3 Fenstergiilern, bei den Frauen
122 Fensterscheiben. 41 Bekleidungsgegenstände, 16 Bettsachen, 2 Tür-
füllungen und 17 andere Gegenstände, bei den Kindern 1 Fenster
scheibe, 1 Kleid und 1 Bettstuhl auf.
Ueber die Entweichungen und Entweichungsversuche beziehen wir
uns auf die Ausführungen im vorigen Jahresbericht. Entweichungen,
hauptsächlich Entfernung von Kranken aus dem Landhäuserbezirk,
kamen bei den Männern 62 mal, bei den Frauen 2 mal vor-, der
artige Versuche konnten bei den Männern — meist im sicherheits-
polizeilichen Interesse untergebrachten — 9 mal, bei den Frauen
5 mal verhindert werden.
Die Zahl der hier untergebrachten Fürsorgezöglinge hat sich
wiederum vergrößert. Etwas Besonderes ergab sich bei ihrer Be
handlung nicht weiter. Ich verweise daher hierbei auf das im
vorigen Jahresbericht Gesagte.
Am 1. 4. 1906 betrug die Anzahl der
Kinder 106, und zwar 66 Knaben, 40 Mädchen
Es wurden aufgenommen .... 27 - 19
Von diesen waren 2 Knaben schon einmal, 2 Mädchen schon
zweimal in der Anstalt gewesen.
Es verließen das Kinderhaus ... 32 Knaben, 23 Mädchen
Der Bestand am Ende des Verwal-
tungsjahres betrug also 61 « 36
Von den entlassenen Kindern kommen:
14 Knaben, 8 Mädchen zu den Erwachsenen,
1 Knabe, 1 - in andere Anstalten (Potsdamund Lübben),
1 - 2 starben,
16 Knaben, 12 - zu ihren Angehörigen:
1 Mädchen davon wurde von ihrer Mutter aufgehängt.
Von den verstorbenen Kindern waren in unserer Behandlung:
1 Knabe: 3 Jahre, 2 Monat, 26 Tage,
1 Mädchen: 11 - 3 — -
1 - 6 - 9 - 15 -
Der Religion nach waren von den 97 Kindern 94 evangelisch,
3 katholisch.
Vor der Aufnahme in unsere Anstalt besuchten:
eine Berliner Gemeindeschule . 2l Kinder,
eine Nebenklaffe 8
keine Schule 17
Das Durchschnittsalter der Kinder betrug 12 */* Jahr.
Die Eltern der 46 aufgenommenen Kinder waren dem Berufe
-nach:
Arbester . 17
Handwerker 8
Handlungsgehilfe .... 2
Beamte 2
Witwe 8
Unverehelicht 5
Geschiedene 2
Hausdiener 3
Die Schule wurde am Schluß des Jahres von 58 Kindern
(34 Knaben und 24 Mädchen) besucht.
Dieselben verteilen sich folgendermaßen auf die einzelnen Klaffen:
Klaffe 1: 4 Knaben, 2 Mädchen,
. ll: 9 4
. III: 10 6
- IV: 5 6
V: 3 1
. Vl: 3 5
Durch das oben erwähnte Auftreten von Masernerkrankungen
wurde auch die Einsegung und Schulprüfung aufgehoben. Beide
Feiern fanden erst am 16. Juni statt. Es wurden 9 Knaben und
3 Mädchen eingesegnet. Nach der Einsegnung besuchten 14 Knaben
und 7 Mädchen den Konfirmandenunterricht. Bei der Versetzungs
prüfung wurden versetzt:
In die I. Klasse 3 Knaben, — Mädchen,
- - II. 1 Knabe, 1
- ° III. - 2 Knaben, 5
- - IV. 1 Knabe, —
Der Betrieb der Buchbinderei wurde am 25. August eingestellt
wegen Entlassung des betreffenden Pflegers und konnte bis heute noch
nicht wieder eröffnet werden. Als Ersatz beschäftigte der erste Lehrer,
Herr Storeck, die Kinder mit leichten Holz- und Papparbeiten.
Im Turnunterricht und außerhalb desselben wurden die Spiele
eifrig gepflegt. Zu diesem Zwecke wurden angeschafft: Gummibälle,
1 Tamburinballspiel, 1 Croguetspiel, 1 Fußball.
Für den Handfertigkeitsunterricht wurden Koch's Modell
bogen (Papierformen) angeschafft.
Falls die Buchbinderei noch längere Zeit ohne Pfleger bleibt,
ist beabsichtigt, auf Grund des Buches von Frenkel die leichte Holz-
arbeit in Verbindung mit dem Linearzeichnen einzuführen.
An Ausflügen fanden statt: 'ein Spaziergang nach der Pferde
bucht und eine Fahrt nach dem Zoologischen Garten, die beide ohne
Zwischenfall verliefen.
Der für die kleinen Knaben bestimmte Raum des Spielplatzes
wurde mit Rasen besät, was sich für die Reinlichkeit der Kinder be
währt hat.
Bei dem Lehrerkollegium fanden folgende Veränderungen stau:
Herr Batzke wurde als Lehrer an die 282. Gemeindeschule in Berlin
versetzt. An seine Stelle trat Herr Lehrer Niethe vom Seminar in
Kyritz, der aber am 1. April 1907 wieder an die 271. Gemeinde-
sckule in Berlin versetzt wurde. Für ihn wurde von der Deputation
Herr Schlüter aus Änklam gewählt.
Wie in den früheren Jahren veranstalteten wir im Festsaale von
Zeit zu Zeit Vorstellungen zur Unterhaltung der Kranken und Tanz-
vergnügen. Bei den Theateraufführungen beteiligten wir wiederholt
Kranke des Ueberwachungshauses, in der besonderen Absicht, ihnen
das Einerlei des Anstaltsaufenthaltes durch diese Zerstreuung weniger
fühlbar zu machen und konnten immer einen recht guten Einfluß auf
die Stimmung und das Verhalten dieser Kranken, die besonders schwer
die Anfangzeit empfinden und besondere Schwierigkeiten in der Be-
Handlung machen, erkennen.
In der Ordnung des Gottesdienstes, in den Gesang- und Musik
übungen fand keine Aenderung statt. Die Anstalt wurde häufig von
Verwaltungsbeamten, Baubeamten, Aerzten und Lehrern besucht, um
ihre Einrichtung anzusehen.