6
Nr. 18. Städtische Krankenanstalten.
Tabelle IV. Absolute und relative Mortalitätsfrequenz der
häufigsten und wichtigsten Krankheiten t nebst Angabe einiger
spezieller Todesursachen bezw. Komplikationen.
K
A
Ci
Krankheitsnamen
Krankheits«
fälle
(Summe
des Abgangs^
ö
•>Q
O
Q
SS
TO
o
r-»
S3-
1
Masern
2
Scharlach
—
—
—
3
Rofe
—
—
—
4
Diphtherie
1
—
—
5
Unterleibstyphus
41
14
34,ib
6
Epidemische Genickstarre
1
1
100,oo
7
Gehirnblutung (Schlaganfall) . . .
182
70
53,03
8
Herzentartung und Fettherz . . .
75
24
32,oo
9
Klappenfehler
178
48
26,97
10
Akute Lungenentzündung ....
166
55
33,13
11
Lungenentzündung der Kinder . .
19
8
42,ii
12
Tuberkulöse Lungenschwindsucht (inkl.
Kehlkopftuberkulofe)
722
299
41,41
13
Lungenemphysem
60
10
16,67
14
Brustfellentzündung (inkl. Eiterbrust)
90
3
3,33
15
Bauchfellentzündung
7
4
57,14
16
Darmverschluß
1
—
—
17
Magenkrebs
49
25
51,02
IS
Blinddarmentzündung
5
—
—
19
Säuferleber (Cirrhose)
43
11
25,68
20
21
Akute Nierenentzündung ....
Chron. Nierenentzündung (Brightsche
147
53
36,05
22
Krankheit)
Akuter Gelenkrheumatismus . . .
280
_
23
Säuferwahnsinn
41
7
17,07
Typhus abdominalis
Komplikationsstatistik.
1. April 1906 bis 31. März 1907.
Gehirnblutung
Herzklappenfehler
Darmbluten 9, Peritonitis 8, Pneumonie 9,
Orchitis 1, Herzschwäche 3, Sepsis 1,
Pleuritisexudativa 1.
. Erysipelas 1, Sinusthrombose 1, Broncho
pneumonie 1, Emphysem 1, Carcinoma
hepatis 1, Diabetes 1, Lues cerebri 1,
Abscessus periproctiticus 1.
. Girrhosis hepatis 1, Psoriasis 1, Mor
phinismus 1, Lues 1, Infarctus pulmo
num 3, Aneurysma Aortae 1, Erysipel 1,
Nephritis chronica 7, Apoplexia 3,
Tabes dorsalis 1, Sepsis 1, Pericar-
ditis 2, Empyem 1.
Herzentartung und Fett
herz Pneumonie 2, Apoplexia 2, Infarctus
pulmonuml,Diabetes 1, Tonsillarabsoess
1, Embolia der Arteria axillaris 1.
Thromboseder Vena femoralis 1, Bubo axil
laris 1, Oampherabscess 2, Delirium tre-
mensö, Embolia der Arteria pulmonalis 1,
Empyem 4, Meningitis purulenta 5,
Otritis med purulenta 2, Erysipel 1,
Bndocarditis acuta 1, Pleuritis exu-
dativa 4, Abort 1, Angina 1, Eclampsiel,
Myokarditis 3.
Darmphthise?, Pleuritis tuberculosa4,Em
pyem 2, Haemoptoe 37, Pneumothorax
1, Diabetes 1, Psychose 1, Arthritis
tuberculosa 1, Icterus 3, Delirium tremens
4, Meningitis tuberculosa 2, Miliar tuber
culosa 1, Peritonitis tuberculosa 1, Vitium
cordis 1, Amyloid - Degeneration 3,
Urogenitaltuberculose 1, Tabes dorsalis 1.
Diabetes 1, Lungeninfarct 1, Nephritis
chronica 3
Akute Lungentzünbung
Phthisis pulmonum
Lungenemphysem .
Brustfellentzündung und
Eiterbrust . . .
Magenkrebs
Säuferleber
Bronchopneumonie 1, Thoraxphlegmone 1,
Haemophilie 1, Lebercirrhose 1, Tabes
dorsalis 1, Erysipel 1.
Aneurysma Aortae 1.
Ischias 1, Darmbluten 1, Tabes dorsalis
1, Bronchopneumonia 1, Nephritis
chronica 1, Peritonitis tuberculosa 1.
Akute Nierenentzündung . Uraemie 3, Diabetes mellitus 1, Delirium 1,
Angina 1, Bronchitis 1.
Chronische Nierenentzün
dung Uraemie 4, Delirium tremens 2, Diabetes
2, Imbecillitas 1, Embolia arteriae
centralis retinae 1, Ischias 1, Lungen
infarct 3, Myokarditis 4, Broncho
pneumonie 1, Erysipel 1.
Akuter Gelenkrheumatis
mus Mitralinsufficienz 20, Aorteninsufficienz 5,
Mitralsthrose 1, Vitium cordis com-
plicatum 2, Bndocarditis acuta 8, Pe-
ricarditis 1, Arthritis purulenta 1,
Nephritis acuta 2, Thrombosis venae
femoralis 1, Chorea 1, Iritis rheuma-
tica 1, Epilepsie 2. Oophoritis 1.
Säuferwahnsinn . . . Haematemesis 3, Debilitas cordis 1,
Ulcus vertriculi 1.
> Schluhbernerkungen.
Infolge der starken Belegung der einzelnen Pavillons hat sich
die Zahl der auf der I. inneren Abteilung behandelten Kranken im
Berichtsjahre noch um zirka 500 gegen das Vorjahr gesteigert
(4350 rm Jahre 1906 gegen 3820 im Jahre 1905).
Von den zur Behandlung gelangten Infektionskrankheiten ist
der Unterleibstyphus mit 41 Fällen vertreten gegen 37 im Vorjahre.
Von diesen starben 14, d. h. 34 v. H. Diese Zahl muß als ganz
ungewöhnlich hoch bezeichnet werden und übersteigt sehr wesentlich
die an und für sich sehr hohe Mortalitätsziffer von 13,5 v. H. im
Vorjahre. Verursacht wurde dieselbe im wesentlichen durch eine ganz
außerordentlich hohe Neigung der Kranken zu Darmblutungen, wie
sie in dieser Häufung vorher kaum jemals bei einer Typhus-
epidemie beobachtet worden ist. 4 Kranke starben an den Folgen der
Darmblutungen, 3 an Peritonitis perforativa, 3 an Pneumonie, 3
an Herzschwäche, 1 an Sepsis.
Von epidemischer Genickstarre wurde 1 Fall beobachtet, welcher
starb. Solche sporadische Fälle dieser Krankheit treten erfahrungs
gemäß in Berlin, wie auch an anderen Orten, von Zeit zu Zeit ver-
einzelt auf, ohne daß es zu einer eigentlichen Epidemie kommt, sie
geben daher zu besonderen Befürchtungen keine Veranlassung.
Die Zahl der akuten Lungenentzündungen ist etwas gesunken
(von 218 mit 65 Todesfällen = 29,7 v. H. auf 166 mit 55 Todes-
fällcw — 33,14 v. H.), dagegen ist die Mortalität noch gestiegen.
Ueber die Gründe hierfür habe ich mich in meinen früheren Jahres
berichten ausführlich ausgesprochen. Dieselben gelten auch diesmal.
Teils handelt es sich um alte und infolgedessen wenig widerstands
fähige Leute, teils um Säufer, die durch chronischen Alkoholgenuß
heruntergekommen sind resp. dem während der Krankheit ausbrechen-
den Delirium tremens erliegen.
Die Zahl der Blinddarmentzündungen ist noch weiter d. h. auf
5 im Berichtsjahre zurückgegangen, die alle geheilt wurden. Diese
geringe Zahl ist lediglich darauf zurückzuführen, daß derartige Kranke,
entsprechend den neuen ärztlichen Anschauungen von der Wichtigkeit
eines frühzeitigen operativen Eigreifens, fast stets direkt von außen
her auf die chirurgische Abteilung verwiesen werden und dort zur
Aufnahme kommen. An Säuferlcber wurden 43 Fälle mit 23 v. H.
Todesfällen beobachtet. 115 Kranke wurden wegen akuter und
chronischer Alkoholvergiftung auf die Abteilung gebracht, davon 41
wegen Delirium tremens.
Diese Zahlen sind viel zu klein und entsprechen nicht den tat
sächlich gemachten Beobachtungen, da bei einem sehr großen Prozent
sätze von Kranken mit chronischem Muskelrheumatismus (zirka 180),
Erkrankungen des peripheren Nervensystems (56). des Herzens, be
sonders des Herzmuskels 3, der Gefäße (52). der Nieren (147) ic.
ebenfalls chronischer Alkoholmißbrauch als Ursache nachzuweisen war.
Von anderen Vergiftungen, denn der Alkohol ist auch ein Gift,
möge die geringe Zahl von Bleivergiftungen (11) hervorgehoben
werden, die immerhin auf günstige Einwirkung der hygienischen
Maßnahmen bei den Bleiarbeitern deutet.
Dagegen scheinen die gegen die Lysolvergiftungen getroffenen
Maßnahmen noch immer wenig Wirksamkeit zu haben, denn es kamen
in dem Berichtsjahre noch 37 mit 9 Todesfällen zur Beobachtung.
Hervorheben möchte ich noch die außerordentlich große Zahl von
Krebserkrankungen. Es wurden 94 Fälle von Krebs der ver
schiedenen Organe beobachtet.
Die Zahl der tuberkulösen Erkrankungen scheint immer noch zu
zunehmen. Dieselben erreichten diesmal die Ziffer von 740 gegen
613 und 472 in den beiden Vorjahren und betrugen darnach etwa
V, aller Kranken. Die Hauptmenge derselben waren tuberkulöse
Lungenkranke (722) und von diesen 3 l / 2 mal so viel Männer als
Frauen (564 gegen 158). Von diesen Kranken starben 299 — 42,6 v. H.
meist nach einem Siechtume von vielen Monaten.
Stadelmann.