Nr. 1. Allgemeine Verwaltung des Magistrats.
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Die Gesamteinnahmen und Ausgaben der Stadthauptkasse haben
im Eialsjahr 1906 betragen:
A. Die Einnahmen.
mithin gegen den -s- mehr
^9' Etatsansatz von — weniger
Im Oldinarium 1-1' 483 236 JC, 127 026 968^6. + 14 456 268 JC,
. Ertraordinarium 30707 704 . 26 440678 - + 4 267 026 -
Sumine 172 190 940 JC 153 467 646 JC + 18 723 294 JC.
B. Die Ausgaben,
c*,, mithin gegen den + mehr
^9 Etatsansatz von — weniger
Im Ordinarium 123 394157 JC, 123 659 384 JC, - 265 227 JC,
- Ertraordinarium 30 673 623 - 29 808 262 - + 865 361 -
Summe 154 067 780 JC. 153 467 646 JC, -f 600134 JC
Im Ordinarium hat sich ergeben:
die Minderausgabe von 265 227 JC
- Mehreinnahme von ■ 14 456 268 -
Das Ordinarium hat mithin einen Minderzuschuß er
fordert von 14 721 495 JC
Im Ertraordinarium beträgt:
die Mehreinnahme 4 267 026 JC
. Mehrausgabe .... . 865 361 -
Der Minderzuschuß des Extraordinariums beträgt daher 3 401 665
Der Minderzuschuß überhaupt 18123160 JC
Der am Schluß des Etatsjahres 1905 verbliebene
Kaffenbestand hat sich abzüglich des Ueberschusses
in diesem Elatsjahre gestellt auf ... . . 7614141
Es verblieb somit ein Kassenbestand von .... 25737301 JC
An Resten sind am Schluffe des Etatsjahres 1905
verblieben:
' in Einnahme 17 140 452 JC
. Ausgabe 28 228 196 -
mithin in Ausgabe mehr . 11 087 744 JC
c Es verblieb daher wie eingangs angegeben ein Ueber-
schuß von 14 649 557 JC
Unter den Gesamtausgaben befinden sich folgende Beträge, die
aus Anleihen oder besonderen Fonds, sowie aus eigenen Einnahmen
bei den betreffenden Baufonds gedeckt und deshalb den entsprechenden
Ausgaben gegenüber wieder vereinnahmt find:
a) aus der Anleihe von 1905 für Straßen- und Brücken
bauten 10 259 604 JC
b) aus eigenen Einnahmen
1. bei der Hochbauoerwaltung 15 252 -
2. - - Tiefbauverwaltung 11918 -
c) aus dem Erlös für verkaufte Restgrundstücke . . 653 921 -
d) von den städtischen Werken die zur Verzinsung und
Tilgung der Anleiheschulden beigetragenen ... 17 299 727 -
e) für Zinsen, die bei Einlösung gekündigter Stadt-
anleihescheine nicht mit eingeliefert wurden . . . 40 428 -
f) Rückeinnahmen, die nicht zur Schuldentilgung ver
wendet wurden 14 768 -
überhaupt 28 295 618 JC
An Steuern sind eingekommen:
1. Gemeindegrundsteuer 23 240 136 JC
2. Gewerbesteuer 11353 058 -
3. Warenhaussteuer 1 207 603 -
4. Betriebssteuer 324776 -
5. Einkommensteuer 35161 210 -
6. Hundesteuer 722 220 -
7. Braumalzsteuerzuschlag 770282 -
8. Wanderlagersteuer 900 -
9. Umsatzsteuer 6 849 949 -
79 630134 JC
An Rückzahlungen sind geleistet 2076058 -
Es ergibt sich somit ohne Rücksicht auf die Reste ein
Ueberschuß von 77 554 076 JC
Gegen das Vorjahr ein Mehr von 5 496 463 -
3.
Aus dem Dezernat für Kirchcnsachen ist folgendes zu erwähnen:
In Anlaß der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares begründete
die Luisenstadtgemeinde eine Stiftung für würdige und bedürftige
Ehepaare, die die silberne oder goldene Hochzeit feiern, unter dem
Namen Wilhelm - Auguste- Viktoria - Ehejubiläumsstiftung.
Eine allgemeine Gedächtnisfeier fand in den Berliner Kirchen zur
Erinnerung an die dreihundertste Wiederkehr des Geburtstages von
Paul Gerhardt am 12. März 1907 statt. In der St. Nikolai-
kirche, an der er von 1657 bis 1666 als Diakonus gewirkt hatte,
wurde eine größere festliche Veranstaltung begangen, an der Stadt
schulrat vr. Michaelis und Stadtrat Wagner als Abgeordnete des
Magistrats teilnahmen. Dieselben Magistralsmitglieder wohnten am
21. Oktober 1906 der Feier des 50jährigen Bestehens der
St. Andreaskirche bei. Besondere Feierlichkeiten begingen einige
Gemeinden aus Anlaß der 25 jährigen Tätigkeit ihrer Pfarrer in
ihrem Amtskreise. So feierte man in der Dorotheenstädstschen
Gemeinde den Pastor Vogel, in der Georgengemeinde den Pastor
Dahms, in der Jerusalemsgemeinde den Pastor Freiherrn
v. Soden. Allen diesen verdienten Geistlichen wurden außer der
öffentlichen Ehrung noch besondere Zuwendungen aus den Kirchen
kassen gewährt.
Ein schwerer Verlust für die evangelische Kirche Berlins war der
Hingang des köllnischen Propstes Freiherrn von der Goltz am
25. Juli 1906. Dieser hervorragende Mann, der nicht nur in seiner-
engeren Gemeinde, sondern auch als Ilnioersttätsprofeffor und als
zweiter Vorsitzender des Evangelischen Oberkirchenrates einen weiten
und vielseitigen Wirkungskreis batte, genoß wegen der Unparteilichkeit
seiner Amtsführung allgemeine Verehrung.
Von allgemeinerer rechtlicher Bedeutung war der Ausgang des
Rechtsstreites, den der Archidiakonus Seidel wegen der noch seiner
Meinung ihm zustehenden Mictserträgnisse aus der von ihm nicht
benutzten Pfarrdienstwohnung erhoben batte. Das Urteil des Kammer
gerichtes wies ihn niit seinem Ansprüche ab.
Die Haupttätigkeit der Gemeinde richtete sich auf die würdige
Herrichlung der Gotteshäuser. In der Audreaskirche wurden für
Wiederherstellung und Ausschmückung des Innern 16 600— ein
schließlich des Patronatsbeitrages von 1 200 JC — und für die des
Aeußeren 2 300*46 - einschließlich des Patronatsbeitrages — auf
gewendet. Die Dorotheenstädtische Gemeinde verwendete auf
den Umbau der Kirche 19 300.46. In der Luisenstädtischen Kirche
zeigte sich bei einer Ausbesserung des Turmhclmes, daß das Balken
werk vermorscht und erneuerungsbedürftig war. Mit einem Kosten-
aufwande von 10 612 JC wurde eine neue Bedachung und Betürmung
hergestellt. Die Neue Kirche wurde durch kostbare Glasmalereien,
die 25 000 je erforderten, geschmückt, und die noch gute, aber nicht
den heutigen Anforderungen entsprechende Orgel durch eine neue
ersetzt, wofür 20000 JC aufgewendet wurden. Die Thomaskirche
endlich erhielt für 19 100 je — einschließlich des Patronatsbeitrages
von 4 775.46 — eine neue Heizanlage. Die Beseitigung der Bau-
maSke am Nikolaifriedhofe wurde dadurch vorläufig unausführbar,
daß die Stadtverordnetenversammlung diese Frage mit der der
Verbreiterung und Verlängerung der Jostystraße verband, und neue
Verhandlungen wegen der etwaigen Abtretung von Kirchhofsgeländc
einzuleiten waren. Die Verhandlungen über Verkauf von 8 300 gm
Kirchenländereien südlich der Ringbahn, die die Dorotheenstädtische
Gemeinde führte, scheiterten kurz vor dem Abschluffe. Dagegen ließ
am 5. Januar 1907 die Georgengemeinde die Grundstücke am alten
Georgcnkirchhofe — Grundbuch der Königstadt Band 20 Nr. 1488,
1489, und Teile von Nr. 1462 und 1463 — an die Firma Fr. Hahn
auf. 1065 000 M war der Preis für diese Grundstücke.
Unter den Kirchenbeamten brachte das Jahr 1906 nur zwei
erwähnenswerte Veränderungen. Der langjährige Rendant der
Luisenstadtkirche Schramm starb nach kurzem Krankenlager-, ihm
folgte der Magistratssekrelär Bohm im Amte. An Stelle des aus
dem Amte scheidenden Rendanten der St. Thomaskirche Holler trat
der Magistratssekretär Ende.
Bezüglich der Leichenhallen und ihrer Benutzung im Jahre
1906 war bemerkenswert, daß eine Steigerung der Gesamlziffer
nicht eintrat: es wurden nur 23 762 Leichen eingestellt Da aber
das Jahr 1906 überhaupt eine geringere Zahl von Sterbefällen brachte,
so erhöhte sich, nach hunderten von diesen berechnet, die BcnuyungS-
ziffer doch von 66 (1905) auf 69.
4.
Die Zahl der bei den 19 Standesämtern vorgekommenen
Amtshandlungen hat sich gegenüber dem Vorjahre um 2917 (l.osv. H.»
erhöht Zu dieser Erhöhung trugen hauptsächlich bei die Geburten
mit 2 060-(4.17 v. H.), die Aufgebote mit 1020 (4,4t v. H.), die Ehe
schlicßungen mit 875 (3,si v. H.), die gebührenfreien Urkunden mit
399 (0,58 v. H).