1
verwaltungsbericht
.'es
Magistrats z u Berlin
für
das Ltatsjahr 1905.
Jg 41.
WerichL über öie Werwcrttung öer städtischen Wasserwerke.
A. Allgemeines.
Das verflossene Jahr hat der Verwaltung der Wasserwerke durch
Todesfälle neue schwere Verluste gebracht.
Am 17. Januar 1906 verschied plötzlich, nachdem er am selben
Tage noch seinen Amtspflichten obgelegen hatte, der Direktor der
Wasserwerke, Königlicher Baurat Beer. nach 22sährigem Wirken im
Dienste der Wasserwerke. Unter seiner Leitung sind die gesamten
Müggelsee-Lichtenberger Anlagen ausgeführt, von denen insbesondere
die neuen Brunnen- und Enteisenungsanlagen sein eigenstes Werk sind.
Fast ebenso plötzlich verstarb am 14. März der frühere lang-
jährige Vorsitzende der Deputation, Stadtrat a. D. Haack. Ehrenbürger
der Stadt Berlin, welcher erst vor Jahresfrist sich von seiner langen
erfolgreichen Wirksamkeit zurückgezogen halle. Wie sehr er sich auch
nachher noch mit den Wasserwerken verwachsen fühlte, bezeugt eine
testamentarische Stiftung zur Unterstützung bedürftiger Beamten und
Arbeiter in Krankheitsfällen.
Ihm folgte schon am 23. März sein Amtsnachfolger, Stadtrat
und Königlicher Baurat Kolle, dessen kurzem, kaum einjährigem,
aber äußerst tatkräftigem Wirken an der Spitze des Kollegiums ein
unerwartet schneller Tod ein jähes Ziel setzte.
Deputation und Beamtenschaft der Wasserwerke haben mit auf
richtiger Trauer an den Grüften dieser drei verdienten Männer ge
standen und werden ihnen ein dauerndes Gedenken bewahren.
Zum Vorsitzenden der Deputation ist durch Verfügung des Ober
bürgermeisters vom 8. April d. Js. der Stadlrat, Geheimer Baurat
Rumschöttel berufen, die Stelle des Direktors ist vom 1. April d. Js.
ab dem bisherigen Oberingenieur Eggert übertragen worden.
Die Umwandlung des Seewasserwerks am Müggelsee in ein
Brunnenwerk schritt dem Bauprogramm entsprechend rüstig fort. Am
29. April 1905 sind die ersten 46 Brunnen dem Betriebe übergeben
und am Schluffe des Berichtsjahres betrug die Zahl der im Betriebe
befindlichen Brunnen 215. Hand in Hand mit den Brunnenbauten
wurden der große Sammelbrunnen, sowie der Ausbau der Schöpf-
maschinenanlagcn 0 und A im Lause des Jahres fertig gestellt, 2
Filtergruppen für den Betrieb mit Brunnenwasser umgebaut und,
da durch den Brunnenbetrieb auch die Fördermaschinen erhöhte
Leistungen zu bewältigen haben, im Fördermaschinenhaus C eine vierte
Pumpmaschine eingebaut. Von den für die Enteisenung des Brunnen
wassers vorgesehenen 4 Rieselern wurden 2 schon im April 1905 in
Betrieb genommen. Mit den Brunnenanlagen zugleich sind die nötigen
Rohrleitungen und auch die Anpflanzungen auf dem Brunnengelände
ausgeführt.
In dem Maße, wie diese Anlagen fertig gestellt wurden, konnten
dieselben zur Grundwasserversorgung mit herangezogen und die See-
wasserentnahme eingeschränkt werden, so daß es schon im September/
Oktober 1905 gelegentlich einer drohenden Choleraepidemie möglich
war, Berlin vorübergehend nur mit Grundwasser zu versorgen.
Der Wasserverbrauch der Stadt Berlin und der von Berlin mit
Wasser versorgten Vororte hat wiederum eine erhebliche Steigerung,
wie aus Tabelle V dieses Berichtes ersichtlich ist, erfahren.
Die Ursachen dieses unerwartet hohen Bedarfs, welcher nicht allein
der Bevölkerungszunahme entspricht, sondern darüber hinaus ein An
wachsen des Verbrauchs pro Kopf der Bevölkerung und Tag zeigt,
liegen teils in dem steigenden Komfort insbesondere der kleinen
Wohnungen, teils hängen sie mit der Einführung des Grundwaffers
zusammen, welches wegen seiner gleichmäßig niedrigen Temperatur
zu Kühl- und Sprengzwecken ausgiebige Verwendung findet^
_ Der höchste Tagesverbrauch betrug am 1. Juli 1905 bereits
277000 cbm und hat damit die normale Leistungsfähigkeit der be
stehenden Werke überschritten. Wenn derselbe auch als ein abnormer
zu bezeichnen ist, weil zufällig der heißeste Tag mit dem Tag größten
Wochenverbrauchs, dem Sonnabend, zusammenfiel, so muß doch aus
den oben angegebenen Gründen mit der Wiederkehr dieser und höherer
Verbrauchszahlen gerechnet werden und da auch nach dem Ausbau
der Werke in eine Grundwasserversorgung die zu gewärtigende Leistung
den Wasserbedarf Berlins nicht decken wird, so wird die Anlage
weiterer Werke dringend nötig. Die hierfür erforderlichen Vorarbeiten
befinden sich bereits in vollem Gange.
B. Besonderes.
Die Zahl der in und außerhalb des Berliner Weichbildes an das
Rohrsystem der Berliner Wasserwerke angeschlossenen Zuleitungen betrug:
Anzahl
jährlicher
Zuwachs
v. H.
am 31. März 1903
26 525
- - - 1904
27 083
558
2,io
-- -» - 190o
27 806
723
2,67
- - - 1906
28 496
690
2,48
(Dabei gelten die Anschlüsse der ganzen Ortschaften Weißensee
und Friedrichshagen als je eine Zuleitung.)
Von diesen Zuleitungen waren angeschlossen an das Rohrnetz der
am
31.
März
Niederstadt
Hochsladt
Anzahl
Absolut
v.H.
Nördlich
j Zuwachs
<8
Anzahl
südlich
Zuwachs
^absolut
v.H.
absolut
v.H.
1903
21202
5143 —
180
1904
21473
271
1,28
5 429 286
“5,66
181
1
0,66
1905
22 123
650
3,03
5 494 65
1,20
189
8
4,42
1906
22 500
377
1,70
5 794 i 300
5,46
202
13
6,88
28 496
Als Wasserverbraucher sind zu rechnen:
In
1904
1905
mehr
v.H.
Bemerkungen
Berlin ....
Treptow . . .
Stralau . . .
Weißensee . . .
Niederschöneweide
Friedrichshagen .
1 981200
6 998
1908
30043
1317
3162
2027 765
8 946
2 374
29636
1633
7 421
2.36
27,83
24,42
1.36
23,89
134,68
Jahresdurchschnitt der gesamten
Einwohnerzadl n. d. Angabe»
des ftattstilchen Amtes.
berechnet nach der durchschnittl.
Anzahl der angesckloiienen
Grundstücke und der durch-
lchniltlichen Amabl der Be
wohner pro Grundstück.
Insgesamt
2024 628
2 077 775
2024628
53147
2,62
An Verbrauchem mehr