Verwaltungsbericht
des
Magistrats zu Berlin
für
das Ltatsjahr 1905.
M 20. •
WerichL über die städtischen Keirnstätten.
Allgemeiner Teil.
Bau einer neuen Heimstätte für genesende Frauen in
Upstall-Blankenburg.
Die in den letzten fünf Jahren erfolgte beträchtliche Vermehrung
der Bettenzahl in den Heimstätten ist fast ausschließlich den Lungen
leidenden zu gute gekommen. Am 7. August 1905 wurde Buch mit
150 Betten und am 11. Juni 1902 Gütergotz mit 98 Betten für
brustkranke Männer eröffnet. Zur Zeit stehen demnach in diesen beiden
Anstalten 248 Betten für Männer zur Verfügung. 1901 erhielten
Blankenfelde und Malchow, die jetzt beide als Heimstätten für weib
liche Lungenkranke dienen, zu ihren 62 bezw. 88 Betten noch je 16
hinzu, so daß gegenwärtig 78 + 104 = 182 Betten für Frauen
vorhanden sind.
Die Gesamtzahl der Betten für Brustkranke in den vier genannten
Heimstätten beträgt somit 182 + 248 — 430, sie stieg also von 160
im Jahre 1901 auf 430 im Jahre 1905, d. h. in fünf Jahren fast
um das 2^ fache.
Hiergegen ist die Zahl der Betten, die für die im Jahre 1887
als Heimstätten für genesende Frauen und Männer errichteten Anstalten
in Blankenburg und Hcinersdorf seit ihrem Bestehen neu eingestellt
sind, unbedeutend.
Beide Rekonvaleszentenhäuser wurden 1887 mil je 40 Betten
in Betrieb genommen, 1888 traten für Blankenburg 10, für Heiners
dorf 5 und 1889 für ersteres noch 4 und für letzteres noch 10 hinzu.
Außerdem erhielt Blankenburg 1889 eine Sommerbaracke mit 16 Betten.
Sonach standen 1889 in Blankenburg 54 -s- 16 — 70 und in
Heinersdorf 60, zusammen 130 Betten für Genesende zur Benutzung
bereit. Bis 1901 blieb diese Zahl unverändert. Erst mit deui
Wiederaufbau der am 9. Juni 1900 abgebrannten Heinersdorfer
Anstalt kamen hier 12 Betten hinzu. Seitdem ist ihre Zahl auf
142 (70 für Frauen und 72 für Männer) stehen geblieben.
Seit mehreren Jahren machte es sich nun, und besonders in der
wärmeren Jahreszeit, recht bemerkbar, daß die 70 in Blankenburg
vorhandenen Betten dem Andränge nicht mehr genügten. Bei der
Ueberfüllung dieser Heimstätte nahmen wir deshalb schon im Juli
1902 Abhilfe in Aussicht. Nach eingehenden Verhandlungen ersuchte
alsdann der Magistrat am 16. Juni 1905 die Stadtverordnetenver
sammlung, sich mit dem Bau einer neuen Heimstätte für weibliche
Genesende zu 95 Betten auf dem Gelände des sogenannten llpstalls
des städtischen Rieselgutes Blankenburg einverstanden zu erklären.
Die Stadtverordneten stimmten dem Bau am 28. September
1905 zu und genehmigten am 21. Juni 1906 den mir 469 000 Jt
abschließenden Kostenanschlag. Die Kosten für ein Bett einschließlich
des Inventars werden sich hiernach auf 4 937 Jt stellen.
Vom 10. Oktober 1887, dem Eröffnungstage der Heimstätte
Blankenburg, bis zum 31. März 1906 wurden
Ver-
Personen
Die tägliche
Die höchste
Die Warte-
Pfleglings-
tage
geleistet
Durchschnitts-
Zahl der Vor-
zeit im
auf-
belegung
Meldungen
Höchstfälle
genommen
betrug
Personen
Tage
1887
3 434
163
20
1888
10 289
425
28
—
—
1889
13 284
571
36
—
—
1890
15 387
584
42
— ’
—
1891
15 276
564
42
—
—
Ver-
pflegungs-
tage
geleistet
Personen
auf
genommen
Die tägliche
Durchschnitts
belegung
Pers
Die höchste
Zahl der Vor
meldungen
betrug
onen
Die Watte
zeit im
Höchstfälle
Tage
*1892
11 447
393
31
1893
13 425
515
37
—
1894
14 543
578
40
—
1895
14 919
605
41
—
1896
14 474
503
40
—
1897
15 801
621
43
—
1898
17 257
634
47
55
28
1899
15 563
594
43
72
36
1900
15 053
546
41
43
26
1901
16 675
542
46
136
60
1902
17 149
601
47
82
35
1903
19 614
673
54
151
54
1904
20 378
687
56
142
56
1905
20 693
664
57
105
56
*) In den Monaten Mai bis September 1892 wurden an 81 weibliche
Genesende in Blankenfelde noch 2 217 Verpilegungstagc geleistet.
d) Erhöhung des Verpflegungssatzes von 2 Jt ans 2,ao Jt täglich.
Die ungedeckten Kosten für die fünf älteren Heimstätten beliefen
sich im Jahre 1904 auf insgesaml 147 468,2« Jt und unter Hinzu-
rechnung der von der Armcndirektion und der Waisendeputatiou ge
zahlten 39 554,81 Jt auf 187 022,so Jt oder für den Kopf und Tag
der Pfleglinge auf 1,io Jt bezw. auf 1,3« Jt.
Mit Rücksicht aus diese erheblichen Beträge wurde der Ver
pflegungssatz vom 1. April 1905 ab um 10 o. H. von 2 Jt auf
2,20 Jt erhöht. Im Berichtsjahre 1905 stellten sich die Kosten, denen
keine Einnahme gegenüberstehl (— siehe Abschnitt „Uebersicht über die
Einnahmen und Ausgaben" —). für die jetzigen sechs Heimstätten auf
219 527,32 Jt bezw., wenn man die von Armcndirektion und Waisen-
dcputation eingegangenen 50676,73 Jt hinzuzieht, auf 270204,06 Jt
oder für den Kopf und Tag auf 1,33 Jt bezw. 1,63 Jt.
Für die 2,20 Jt werden in den vier Anstalten für Brustkranke
auch Wäsche und Bekleidung mit Ausnahme des Schnhwerks geliefert.
c) Die am 7. August 1905 in Betrieb genommene Heimstätte zu Buch.
(Siehe auch die im Verwaltungsbericht 1904 enthaltene Baubeschreibung.)
Die Heimstätte wird ihrer ganzen Länge nach durchzogen von
einem drei Meter breiten Korridor, sowohl im Erd- wie Oberge-
schoß, welche in der Mitte unterbrochen werden durch die den Mittel
punkt der Heimstätte bildende, durch zwei Stockwerke reichende Halle
von 133 gm Grundfläche. An diese schließen sich nach hinten an und
verbinden das Hauptgebäude mit Wirtschafls- oder Kochküchengebäude
zwei Speisesäle, welche untereinander durch eine l.ss m breite
Flügeltür verbunden sind, deren zusammenklappbare Flügel stets
offen stehen, so daß beide Räume wie ein Saal benutzt werden.
Der vordere, größere und höhere, hat eine Grundfläche von 132 gm.
für den Kopf 1,n und einen Inhalt von 688 obm, für den Kopf 6,7
und an 6 Tischen von 6,io m Länge Play für 120 Pfleglinge. Der
kleinere hat eine Grundfläche von 49,3 gm (1,e) und einen Inhalt von
160 cbm (5,3). Er enthält an zwei 5 m langen Tischen 30 Sitzplätze.
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