No. 44. Feuerwehr.
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Am 24. Februar 1905 verschied plötzlich infolge eines Schlag
anfalles der Branddirektor Giersberg.
Das Herzleiden, welches zu seinem Tode führte, hatte er sich
durch Einatmung von Salpeterdämpfen beim Brande der Chemischen
Fabrik von Schering am 8. Juni 1897 zugezogen und deshalb mehrfach
längeren Urlaub nehmen müssen, um Heilung im Bade Nauheim und
durch Aufenthalt im Süden zu suchen. Diese Kuren brachten ihm wohl
Linderung, aber keine Heilung.
Um die Weiterentwickelung der Berliner Feuerwehr hat sich
Branddirektor Giersberg während der 11 Jahre, die er an der Spitze
derselben stand, große Verdienste erworben. Als er seine Stellung
antrat, bestanden 12 Löchzüge mit Handdruckspritzen und 5 Dampf
spritzenzüge. Mechanische Leitern waren nur 2 vorhanden, die Anfang
der 80er Jahre vom Branddirektor Witte eingeführt waren. Jetzt hat
die Feuerwehr 19 Löschzüge, jeder mit einer Dampfspritze ausgerüstet.
Jede der 14 Wachen hat außerdem eine Mechanische Leiter, ein Teil
derselben auch eine Gasspritze, während die übrigen eine solche im
Laufe des nächsten Jahres erhalten sollten. Mit großem Fleiße war
er bemüht, Dienstanweisungen und Übungsordnungen für den inneren
und äußeren Dienst auszuarbeiten, und es gelang ihm auch die Fertig
stellung des größten Teiles derselben, die nicht nur bei den Behörden
Anerkennung fanden, sondern auch von vielen fremden Feuerwehren als
Richtschnur genommen wurden. Durch seine Bemühungen ist es ge
lungen, die Feuersicherheit in Theatern, Warenhäusern und Betriebs
stätten wesentlich zu erhöhen und dadurch die Zahl der Feuer, nament
lich der Großfeuer, im Vergleich mit früheren Jahren erheblich zu
verringern. Stets war es sein Bestreben, die soziale Stellung des
Offizierkorps und die fachwissenschaftliehe Ausbildung des Nachwuchses
durch eine durchgreifende Organisation des Unterrichts der Volontäre
und Einführung besonderer Fachprüfungen zu heben. Ihm ist ferner
mit zu verdanken, daß die Hinterbliebenenversorgung der Angehörigen
der Feuerwehr geregelt wurde und daß die Gehalts Verhältnisse der
Offiziere, Beamten und Mannschaften den Anforderungen der Neuzeit
entsprechend erhöht wurden.
Um das Feuerlöschwesen im allgemeinen erwarb sich Brand
direktor Giersberg große Verdienste durch die Veranstaltung der
Internationalen Feuerwehrausstellung in Berlin im Jahre 1901, deren
Zustandekommen und glänzender Verlauf hauptsächlich seinen rastlosen
Bemühungen zu verdanken ist. Die Vervollkommnung und Verbesse
rungen des Feuerlöschwesens, die, durch dieselbe angeregt, in un
zähligen Orten Deutschlands und des Auslandes eingeführt wurden,
können ihm zum großen Teil zum Verdienst gerechnet werden. Dieses
Verdienst fand auch Anerkennung durch die Verleihung zahlreicher hoher
Orden des In- und Auslandes. Seine Majestät der Kaiser hat die Ver
dienste des Verstorbenen durch Verleihung des Roten Adlerordens
IV. Klasse und des Kronenordens III. Klasse sowie der Roten Kreuz
medaille gewürdigt. In hohem Maße geehrt wurde auch sein Wirken
von Höchstdemselben durch das nach seinem plötzlichen Tode an die
Witwe gerichtete nachstehende Beileidstelegramm;
„Ich nehme an dem schweren Verluste, der Sie durch den
Tod Ihres Gatten betroffen hat, warmen Anteil und spreche Ihnen
mein herzlichstes Beileid aus. Der Verstorbene hat sich um die
Feuersicherheit Meiner Haupt- und Residenzstadt große Verdienste
erworben und werde Ich des trefflichen Mannes stets gern und
dankbar gedenken.
Wilhelm.“
Ihre Majestät die Kaiserin ehrte das Andenken, des Entschlafenen
durch folgende Beileidskundgebung an die Witwe:
„Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben den ganz er
gebenst Unterzeichneten zu beauftragen geruht, Euer Hochwohl
geboren die aufrichtige Anteilnahme Ihrer Majestät an dem überaus
schmerzlichen Verlust auszusprechen, den Sie durch das Ableben
Ihres Gemahls, des Branddirektors Brich Giersberg, erlitten
haben, für dessen Sarg Ihre Majestät einen Kranz übersenden.
Ihre Majestät gedenken des Verstorbenen als eines seinem schweren
Amt in vorbildlicher Pflichttreue ergebenen Mannes, und es hat
Ihrer Majestät bei der alljährlichen Vorstellung der bewährtesten
Mitglieder der Berliner Feuerwehr stets Freude bereitet, von dem
Leiter dieser in schwerem Berufe stehenden Körperschaft den
Bericht über besonders hervorzuhebende Leistungen ihrer Mit
glieder entgegenzunehmen. Ihre Majestät wünschen, daß Sie in
Gottes Willen ergeben in der allgemeinen Teilnahme und in der
weit verbreiteten Anerkennung, welche dem Andenken des Dahin
geschiedenen gezollt werden, Erhebung und Trost für Ihr schweres
Leid finden möchten.
Kammerherr von dem Knesebeck.“
Branddirektor Giersberg war am 24. Januar 1854 als Sohn des
späteren Oberst Giersberg zu Wesel geboren, wurde im Kadettenkorps
erzogen und am 24. April 1872 zum Secondeleutnant im Pionier
bataillon No. 4 ernannt. Im Jahre 1880 trat er aus dem aktiven
Militärdienst aus, um sich dem Feuerwehr berufe zu widmen und wurde
noch in demselben Jahre als Brandmeister nach Bremen berufen. Am
1. Januar 1888 trat er zur Kölner Berufsfeuerwehr über und wurde
hier am 1. April 1890 zum Brandinspektor befördert. An die Spitze
der Berliner Feuerwehr trat er am 3. Oktober 1893 und wurde am
2. Februar 1894 endgültig angestellt.
In nie ermüdender Hingebung und mit unerschöpflicher Arbeits
kraft hat er sich den Aufgaben seines Berufes gewidmet und werden
seine Verdienste um das Feuerlöschwesen und speziell um die Berliner
Feuerwehr dauernd Anerkennung finden.
Im Offizierkorps traten noch folgende Änderungen ein:
Am 1. April 1904 ist im Hinblick darauf, daß durch Vermehrung
der Brandmeisterstellen das Verhältnis für das Aufrücken in die Brand
inspektorenstellen sieh in den letzten 10 Jahren wesentlich geändert
hat (1890 : 6 Brandinspektoren und 8 Brandmeister, 1902 : 6 Brand-
inspektoren und 15 Brandmeister) und weil die Arbeiten der Adju-
tantur II die Kenntnisse und Fertigkeiten eines Brandinspektors zur
Voraussetzung haben, der II. Adjutant, Brandmeister Teubner,
zum Brandinspektor ernannt worden. Brandinspektor Bahr dt ist vom
1. Juni 1904 ab auf ein Jahr beurlaubt worden, behufs Wahrnehmung
der Branddirektorstelle in Charlottenburg, wofür der Ingenieur und
Leutnant der Reserve von Bergen zur Aushilfe eingestellt wurde.
Namentliches Verzeichnis der Offiziere welche im Etats
jahr 1904/05 der Abteilung angehörten.
Lfd.
No.
Dienst
stellung
Name
Ein
getreten
Ausge
schieden
Bemerkungen
1
Brddir.
Giersberg
3. 10. 93
24. 2. 05
Gestorben.
2
Brdinsp.
Reinhardt
1. 5.80
Führer d. lU.Kmp.,
Vertr. des Brand
direktors.
3
Bahrdt
1. 6.84
ZurÜbernahmeder
Branddirektor-
stelle beurlaubt
nach Charlotten
burg.
4
„
Dransfeld
1. 4.85
—
Führer d. II. Kmp.
5
Julius
1.11.87
—
« IV.
6
Rohnstock
17. 5.88
—
V.
7
„
Becker
20. 3.91
—
Adjutant I.
8
Teubner
21. 6.94
—
* 11.
9
10
Brdmstr.
Leybold
v. d. Schulen
burg
1.12.94
16. 8.96
—
Führer d. I. Komp.
Adjutant III.
Wachvorsteher:
11
■T
Bliesener
1.12. 96
—
Komp. - W ache4a,b.
12
Mende
1.12. 97
—
* 3.
13
Dannehl
1.12. 97
—
Zug-Wache 20.
14
Baumann
3.12. 98
—
8.
15
Elsner
2. 1.99
—
Komp.-Wache 1.
16
„
Hammer
2. 3.99
—
Zug-Wache 15.
17
v. Borch
19. 5.00
—
* 11.
18
„
Runge
7. 4.02
—
n 1 •
19
Besser
12. 5.02
—
Komp.-Wache 5.
20
Maeder
17. 4.03
—
Zug-Wache 3.
21
„
Steiner
9. 5.03
—
, 16.
22
Düwer
1. 6.03
—
19.
23
„
Wiewiörowski
14. 8.03
—
Komp.-Wache 2.
24
"
v. Bergen -
1. 6.04
—
Zug-Wache 12.
1*