Verwaltungsbericht
des
Magistrats zu Berlin
für
das Ltatsjahr 1904.
M 13.
Gericht 6er pepufafion für Statistik.
Die regelmäßig wöchentlich und monatlich erscheinenden Veröffent-
lichungen des Statistischen Amts über Bevölkerungs- und meteorologische
Verhältniße sind im Berichtsjahre im ganzen unverändert geblieben.
Dagegen erschienen die Jahreszusammenstellungen bald nach Heraus
gabe des Jahrbuchs in wesentlich erweiterter Form.
Die den Auszählungen des Statistischen Amts über Krankheiten
und Todesursachen zugrunde liegende Nomenklatur von Virchow war,
wie schon früher erwähnt, im Statistischen Amt unter Mithilfe hervor
ragender medizinischer Sachverständiger einer Revision unterzogen und
dann dem Kultusministerium vorgelegt worden. Das Ministerium
ließ den Entwurf aufs neue beraten und führte ihn mit weiteren
Verbesserungen für Preußen ein, worauf auch dasKaiserlicheGesundheits-
amt die neue Nomenklatur für das ganze Reich mit unwesentlichen
Abweichungen als Grundlage hinstellte. Damit ist endlich auf einem
für die Statistik, die Hygiene und die Verwaltung wichtigem Gebiete
im Deutschen Reiche eine Einheitlichkeit geschaffen worden. Die Minister
des Innern und der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegen
heiten sprachen durch besonderen Erlaß vom 8. Juli 1904 dem Direktor
des Statistischen Amts Professor Dr. Hirschberg für seine Mitarbeit
ihre Anerkennung aus.
Seit Anfang 1904 find den ärztlichen Totenscheinen Fragebogen
beigegeben, auf denen die Aerzte — ohne Nennung des Namens und
der Wohnung des Gestorbenen — dem Statistischen Amte Angaben
über das etwaige Vorliegen von Selbstmord, Unfall oder Verbrechen,
ferner von Alkoholismus, Syphilis, Geisteskrankheit, Frühgeburt oder
erblicher Belastung macken. Voraussichtlich werden schon in die dem
nächst erscheinenden Veröffentlichungen, betreffend das Jahr 1904, auch
diesbezügliche Feststellungen aufgenommen werden.
Bei den medizinalstatistischen Arbeiten ist ein auf diesem Gebiete
wohlbewanderter und bekannter Arzt anfangs nur vorübergehend jetzt
dauernd als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter tätig.
Das Statistische Jahrbuch, 28. Jahrgang, enthaltend die Statistik
des Jahres 1903, ist im Oktober 1904 erschienen. Dem 472 Seiten
umfassenden Tabellenwerk des Jahrbuches sind 98 Seiten Erläuterungen
sowie 2 graphische Darstellungen (Die Anteile der in den verschiedenen
Stadtgegenden Gestorbenen an der mittleren Wohnbevölkerung und:
Die Sterblichkeit an Lungenschwindsucht in den Stadtgegenden) voran
geschickt. Außerdem ist zum ersten Male ein Auszug der wichtigsten
im Jahrbuche enthaltenen Daten herausgegeben. Die kleine Schrift
führt den Titel: Uebersichten aus der Berliner Stattstik für das
Jahr 1903.
Mit der Veröffentlichung des Berichts über die Volkszählung vom
1. Dezember 1900 in Berlin, Abteilung II: Bevölkerungsaufnahme im
Mai 1904 lag der 4 Teile umfassende Bericht, enthaltend die Aus
zählungen der Volkszählung von 1900, vollständig vor: Sowohl von
der Aufnahme in Berlin wie in den Nachbargemeinden je 2 Abteilungen:
I. Die Grundstücke, Wohnungen und Haushaltungen, I1.DieBevölkerung.
Dazu erschienen im August 1904 als 2. Heft der „Berliner
Statistik: Die Ergebnisse der Grundstücks- und der Wohnungsaufnahmen
im Jahre 1900 in Berlin und den Nachbargemeinden, welchen eine
Besprechung der seit 1900 alljährlich in Berlin aufgenommenen leer
stehenden Wohnungen und der Neubauten angeschloffen ist.
Im Dezember 1904 wurde das 3. Heft der „Berliner Statistik"
betreffend die Lohnermittelungen und die Haushaltsrechnungen der
minder bemittelten Bevölkerung vom Jahre 1903 herausgegeben.
Als Veröffentlichung der „Berliner Statistik" ist ferner eine
Finanzstatistik von Berlin und den Vororten sowie eine Darstellung
des Krankenversicherungswesens in Berlin seit der Einführung des
Krankenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1888 begonnen.
Ferner ist eine Auszählung der in städtischer Pflege befindlichen
Waisenkinder auf Grund von Zählblättern in Aussicht genommen,
welche von der Waisenhausverwaltung geliefert werden, und endlich
soll die Gewerkskrankenstatistik auf verbefferterGrundlage eingehender
bearbeitet werden. Die Ausgaben des Statistischen Amtes be
liefen sich
im Etatsjahr:
Spezialverwaltung
1901/02
Jstausgabe
1902/03
Jstausgabe
1903/04
Jstausgabe
1904/05
Jstausgabe
1905/06
Veranschlagungsausgabe
Persönliche Kosten { ^
Sächliche Kosten 46
79 200 Ji
23 248 -
14 378 -
82 527 Ji
28 402 -
22 569 -
65 960 Ji
31 223 -
24 545
63190 Ji
33 349 -
24 469 .
71 000 Ji
28 590 .
22 350 -
Gesamtausgabe:
116 826 M
133 498 Ji
121 728 Ji
121 008 Ji
121 940 M
Zahl der bei Beginn des betreffenden
Etatsjahres beschäftigt gewesenen
ständigen Beamten, Hilfskräfte und
Diener
48
51
47
45
44
Die persönlichen Ausgaben sind demnach trotz Gehaltsaufbefferungen
durch Reduktion des Personals (1905 gegen 1902 um 7 Köpfe) geringer
geworden, obwohl die sächlichen Kosten wegen der Erweiterung der
Veröffentlichungen gewachsen sind.
Die Kosten der Zählungen sind in den vorstehenden Summen
nicht enthalten. Die Volkszählung vom 1. Dezember 1900 hat im
ganzen 297 617 Ji gekostet, wovon jedoch vom Staat, von Nachbar
gemeinden :c. 28 423 Ji erstattet sind, so daß sich die faktischen Mehr
kosten auf 269194 Ji belaufen. — Die Kosten der für den Staat
vorgenommenen Viehzählung vom 1. Dezember 1904 haben 2 942 „«
betragen.
Die Zahl der Bände der Bibliothek des Statistischen Amtes war
am 31. März 1905 : 21713.
Berlin, den 14. Juni 1905.
Deputation für Statistik.
Weigert.
Druck von W. & S, Locwenthal, Berlin.