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Nr. 8. Schuldeputation.
im städtischen Erzichungshause zn Lichtenberg
und Klcinbeeren 20 Kinder.
in der städtischen Jdiotenanstalt Dalldorf. . 188
in der Schule des städtischen Obdachs... 30
in der städtischen Erziehungsanstalt für Epi
leplische in Wuhlgarten 54
in der städtischen Taubstummenschule . . . 199
in der städtischen Blindenschule 68
Es wurden im ganzen 218 798 Kinder
— abgesehen von den Freischülern der höheren Lehranstalten — un
entgeltlich und auf Kosten der Stadt Berlin unterrichtet.
Aus den Vororten Berlins besuchten 615 Kinder die hiesigen
Gemeindeschulen gegen Zahlung eines monatlichen Schulgeldes von
2,5« M.
h) Kosten des Gemeindeschulwesens.
Die Ausgaben für 1903 betrugen ..... 15 726 456 Jt,
- 1902 - 15091598 -
mithin für 1903 mehr 634 858 M.
Die Ausgaben für ein Kind betrugen:
im Jahre 1898 . 61,66
. 1899 63.94 -
. 1900 65,41 -
. 1901 68,48 .
- - 1902 70,69 -
. 1903 72,15 -
mithin im Jahre 1903 für ein Kind 1,4« M mehr als im Vorjahre.
IV. Städtische Taubkummenschule.
1. Veränderungen im Lehrpersonal.
Ein Lehrer trat im Oktober zur kommissarischen Verwaltung einer
ncuerrichteten Klasse in das Kollegium ein, eine Lehrerin schied mit
Ende des Jahres 1903 aus. Das Lehrpersonal der Schule bestaud
demnach aus dem Direktor. 14 wissenschaftlichen Lehrern, 3 wissen
schaftlichen Lehrerinnen und 4 technischen Lehrkräften.
2. Die Frequenz der Schule
war besonders in der untersten Klasse bis Oktober so gestiegen, daß
eine Teilung derselben erfolgen mutzte.
Die Scbule zählte 17 Klassen mit 200 Zöglingen, und zwar
107 Knaben, 93 Mädchen, welche sich auf die Klaffen folgendermaßen
verteilten:
uturuurn.
Klasse
I
5
Knaben,
4 Mädchen
9 Schüler,
Ila
4
5
=
9
11b
6
6
==
12
IIc
7
3
-----
10
lila
3
9
—
12
111b
7
3
—
10
IVa
6
6
=
12
IVb
9
3
—
12
Ya
4
6
—
10
Vb
7
3
=
10
Via
6
6
—
12
VIb
7
3
=
10
VIc
6
7
=
13
VII
8
5
—
13
Villa
6
6
-----
12
VHIb
6
9
—
15
IX
10
9
—
19
zusaminen 107 Knaben, 93 Mädchen = 200 Schüler.
Von diesen 200 Kindern sind am Schluß des Schuljahres durch
Konfirmation abgegangen 18, so daß als Bestand ins neue Schul-
jähr übertreten 182 Kinder.
3. Der Unterricht.
Die städtische Taubstummenschule erkennt die sittlichreligiöse Er
ziehung der Zöglinge als ihre vornehmste Aufgabe an. Sie hat auch
in diesem Jahre wieder das Hauptgewicht auf die lautsprachliche
Ausbildung aller Zöglinge gelegt. Wie die städtische Taubstummen-
fchule stets noch vorhandene Sprech- und Hörreste ihrer Schüler im
Unterrichte benutzte und dadurch übte, ohne die geistige Entwickelung
der Kinder zu benachteiligen, so geschah es auch in diesem Schuljahre.
Die auf natürlichem Wege erlangte Sprache später ertaubter Kinder
blieb oder wurde dadurch in vielen Fällen normal.
Dem „Sprechlesen" (Ablesen des Gesprochenen), welches neben
der-Sprachfertigkeit für die „Verkehrsfähigkeit" der Taubstummen und
damit für ihre spätere selbständige Erwerbsfähigkeit von der aller
größten Wichtigkeit ist, wurde auf allen Unterrichtsstufen sorgfältige
Pflege zuteil.
In der Klaffenorganisation sowohl, wie auch durch Einzelunter
richt wurden Verhältnisse geboten, welche auch für die schwachbe-
fähigten und schwachsinnigen Kinder die erforderliche Berücksichtigung
sicherten.
Die schon im vorigen Jahresberichte erwähnten günstigen Er-
fahrungen mit der neuen Zeichenmethode konnten auch in diesem
Jahre wieder gemacht werden. Die Zöglinge zeichnen jetzt mit Lust
und Liebe und ihre Fortschritte sind dementsprechende.
Die „Elternstunden", welche hier seinerzeit zur Verbindung von
Schule und Haus eingeführt worden, haben sich wieder als recht
segensreich bewiesen.
Die Lehrmittel, sowie Lehrer- und Schülerbibliothek wurden er-
gänzt und vermehrt, auch konnte Dank der Etatsmitlel eine Anzahl
fleißiger Zöglinge durch Prämien ausgezeichnet werden.
Der Schulbesuch war im verflossenen Schuljahre im ganzen für
den Unterricht günstig, wozu die teils im Etat vorgesehenem teils aus
der Abeggstiftung zur Verfügung gestellten Mittel zur Erleichterung
des Schulbesuchs durch Benutzung von Fahrgelegenheit ganz wesent
lich beigetragen haben.
Der Gesundheitszustand der Lehrperscnen und der Schüler war
ein günstiger.
4. Schulausflüge, Schulfeierlichkeiten, Ferien und
Ferienkolonie».
Wie alljährlich, so wurde auch in diesem Jahre dem zoologischen
Garten mit der ganzen Schule ein Besuch gemacht.
Der Sedantag wurde durch einen Ausflug sämtlicher Klassen zu
Schiff nach Marienlust an der Dahme gefeiert.
Kaisers Geburtstag und Reformationsfest wurden durch Schul-
feiern würdig begangen.
Die Ferien der Taubstummenschule waren gleichzeitig mit denen
der anderen hiesigen Schulen.
Aus der Einnahme für die vorjährige Weihnachtsbescherung
konnten dem hiesigen Verein für Ferienkolonien wieder 150 M als
Zuschuß zum Besten erholungsbedürftiger Kinder der städtischen Taub
stummenschule überwiesen werden. 15 Zöglinge der Schule schloffen
sich Ferienkolonien an, die in Kammin und Kolberg Erholung suchten.
5. Weihnachtsbescherung.
Auch in diesem Schuljahre veranstaltete die Schule eine Weih-
nachtsbescherung. Die Mittel dazu wurden zum Teil genommen aus
einem Ueberschuß, welcher die Veranstaltung zum Besten der Weih
nachtsbescherung im vorigen Jahre gebracht hatte, zum Teil aber
wurden sie von Freunden und Gönnern der Schule aufgebracht. Es
konnten mehr als 70 bedürftige Kinder mit neuen warmen Kleidern
und init Schuhen zu Weihnachten beschenkt werden.
Am letzten Schultage vor Weihnachten wurde eine gemeinsame
Weihnachtsfeier abgehalten, bei welcher sämtliche Kinder mit Pfeffer
kuchen ?c. erfreut wurden.
6. Verabreichung von warmer Milch an die Kinder.
In Berücksichtigung der Tatsache, daß bei dem weiten Schulwege
der meisten Zöglinge diese Mittags erst spät zu Tisch und zu warmer
Kost gelangen, traf die Anstaltsleitung für das Winterhalbjahr die
Einrichtung, daß den Kindern Gelegenheit gegeben wurde, in der
großen Pause um 10 Uhr warme Milch oder auch Kakao für 5 Pfennig
— teils auch unentgeltlich — zu erhalten.
7. Besuche der Schule.
Auch in diesem Jahre wurde die städtische Taubstummenschule
von Fachleuten, von Aerzten und von anderen Personen des In- und
Auslandes vielfach besucht.
8. Die entlassenen Zöglinge.
Den entlassenen Knaben konnten schon vor ihrem Ausscheiden
aus der Schule zum 1. April d. Js. geeignete Lehrstellen zur Erler
nung eines Berufs, der ihnen in der Zukunft eine selbständige Lebens
stellung sichert, vermittelt werden. Die Mädchen werden meistens
vorerst noch im Elternhause beschäftigt, erlernen dann aber auch in
der Regel einen bestimmten Beruf, um sich später auch selbständig ihr
Brot verdienen zu können.
Besonders durch den Besuch der Fortbildungsschule für Taub
stumme bleiben die entlassenen Zöglinge mit der Schule und ihren
früheren Lehrern in Verbindung. Die Fortbildungsschule erweitert
die Schulkenntnisse der Zöglinge und bringt sie mehr mit dem prak
tischen Lebe» in Beziehung.
Berlin, den 1. Oktober 1904.
Städtische Schuldeputation.
Hirsekorn.