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Nr. 39. Vieh- und Schlachthof.
hinausgeschoben worden, weil regierungsseitig wiederholt eine Aenderung
des preußischen SchlachthauSgesetzcs, der Grundlage der Regulative,
nahe in Aussicht gestellt worden war. Nach einer am 9. Mai 1904
im Herrenhause abgegebenen Erklärung des Herrn Ministers für
Landwirtschaft rc. wird nun allereings vorerst von einer Aenderung
dieses Gesetzes abgesehen, aber es wird beabsichtigt, die erforderliche
Anpassung dieses Gesetzes an die neuen Fleischbeschaubestimmungen
im Wege von Ausführungsverordnungen vorzunehmen. Demzufolge
ist eine Aenderung der Regulative vorläufig noch nicht ratsam.
Die am 1. April 1903 erfolgte Auflösung der Untersuchungs-
stationen Nr. 7 und 8 im Südosten und im Norden der Stadt hat
keine Schwierigkeiten in der Ausführung der Bescbau und keinen
Nachteil in der Fleischversorgung Berlins zur Folge gehabt:
Die Ausgaben der Fleischbeschauverwaltung betrugen:
auf dem Schlachthofe
in den
Untersuchungsstationen
für
1903
1135 090 M
148 072 M
1902
942 493 -
266151 -
1901
871 901 -
271 241
1900
841319 -
255 045 -
1899
756 570 -
247 392 -
1898
697 477 -
264 261 -
1896/1900
. *©
724 446 -
254 267 -
1891/1895
562 308 -
221018 -
1886/1890
g'S
437 785 -
221 574 -
1883/1895J
264 681 -
Die jährlichen Schwankungen der Ausgaben sind in der Haupt-
fache bedingt durch die Schwankungen in der Zahl der auf Trichinen
und Finnen zu untersuchenden Schweine, für deren Untersuchung auf
Trichinen auf dem Schlachtho'e Stückgebühren gezahlt werden, in den
Untersuchungsstationcn nach Bedarf Hilfskräfte gegen Diäten heran
gezogen werden müssen. Die Stückgebühr ist am 1. April 1902 um
5 ^ erhöht worden: die Diäten betragen von Anfang an 5 Jt.
Auch in diesem Jahre ist das Anwachsen der Ausgaben auf dem
Schlachihofe um 192 597./« im wesentlichen durch die starke Zunahme
der Schweineschlachtnngen bedingt worden. Diese sind um 200 986
höher, als bei der Etaiaufstellung mit Sicherheit hatte angenommen
werden können: die Ausgaben an Beschaugebühren haben sich hier
durch um 120 591.« JC erhöht. Der Rest des Mehrbedarfs gegen
1902 ist in der Hauptsache bedingt gewesen durch die Vermehrung
des mit festem Diensteiiikommen angestellten Personals, durch die
gchaltsordnungsmäßigen Zulagen dieses Personals, durch die Be
schaffung des umfangreichen Materials zur Führung der Tagebücher
gemäß ß 47 der Bundesraisbestimmungen und durch die Erneuerung
der Stempel gemäß der §§ 48 und 44 derselben Bestimmungen.
Der auffällige Rückgang der Ausgaben für die Untcrsuchungs-
stativnen ist auf die im vorhergehenden erwähnte Verminderung des
Personals um 65 Köpfe zurückzuführen.
Die Gebührensätze haben auf dem Schlachthofe, abgesehen von
denen für sogenannte Fresser, erhöht werden müssen.
Für die Beschau in den Stationen sind sie unverändert geblieben,
nur daß die Gebühr für Schweineuntersuchungen verschieden zu
bemessen war, ie nachdem gemäß § 5, Absatz 2 des preußischen Aus
führungsgesetzes vom 28. Juni 1902 die Trichinenschau auszuführen
war oder nicht; sie betrugen:
a) auf dem Schlachthofe:
im
Jahre
r->
r-» ja
iE .5
8S
i
j-> j-
<35
C)
i
für
Kälber
14 E
=3 d
— G
■4
.s
j-*
:=3 B
-B
(§>
1903
1902
1901
1900
1895
1891
1887
1883
70
6
6
5
4
5
3l
3
60
0
0
0
0
0
0
3
30
25
25
20
20
10
10
10
15
10
10
10
10
10
10
5
100
90
90
85
90
90
90
100
In den Zwischenzeiten
blieben die Gebühren
ziemlich unverändert.
b) in den Untersuchungsstationen:
im
Jahre
£
lB- B
85
•6
sl
es
-4
iE -e
E)
für Schweine
mit ohne
Trichinen-
4 ^
iE ^
»
G
4
' ' T‘
1903
40
25
20
100
40
15
| In den Zwischen-
1901
40
25
20
J00
—
15
I zeiteu blieben die
1896
40
30
30
100
—
20
t Gebühren uuvcr-
1893
40
30
30
100
30
ändert.
Das Fleischbeschaupersonal hat während des Jahres bestanden
aus dem Direktor, 47 Tierärzten, 8 Hilfstierärzten, 1 Registerführer,
2 Burcauhilfsarbeitern, 9 Bureaugehilfen, 1 Materialicnverwalter,
3 Kontrolleuren, 13 Abteilungsvorstehern des Trichinenschauamtes,
24 Stellvertretern derselben, 4 Kassierern und 2 Vertretern derselben,
aus 86 Trichmenschaueru und 118 Trichinensckauerinnen, 49 Hilfs
beschauern und 57 Hilfsbeschauerinnen, aus 97 Probenentnehmern
und 1 Hilfsprobenentnehmer,41 Stemplern,29Hilfsstemplern, 5Kontroll-
wächtern, 1 Oberaufseher, 3 Aufsehern, 2 Pförtnern, 24 Arbeitern
und 12 Arbeilsfrauen, zusammen aus 640 Personen. Gegen Ende
des vorigen Jahres belief es sich auf 615 Personen.
In den vorstehenden Zahlen ist das Personal der Untersuchnngs-
stationen (44, im vorigen Jahre noch 109 Personen) enthalten.
Ueber die Krankenbewegung unter dem Personal gibt die folgende
Uebersicht Aufschluß: es entfielen:
I. auf dem Schlachthofe:
K
auf
SS
CS5
Langwierige
Erkrankungen
Durchschnittliche
Krankheitsdauer
in Tagen, nach
Gleich
zeitig
in:
Durch
schnitt
5
Zahl der
Abzug der lang
wierigen Fälle
C
cv
r§
Fälle
Krank-
beitSlage
1903
1902
1901
waren erkrankt
1
4 Tierärzte . .
48
2
92
5,5
4
4,7
0-4
1-2
2
157 Trichinen-
schauer. . .
83
9
1 208
7,1
5,3
8,0
8-26
3
165 Trichinen-
17
schauerinnen .
176
8
828
13
12,5
11,5
1
4
89 Probenent-
nehmer. . .
51
4
573
6,8
6,i
6,2
0-8
3-4
5
34 Slempler . .
40
6
594
11
10,i
13,2
0—8
3—4
6
29 Hilfsstempler.
11
—
—
5,6
9,9
4,6
0-2
t
i
23 Arbeiter . .
12
1
72
8,3
6,o
7,b
0-3
1
8
10 Arbeiterinnen.
10
2
141
4,7
10,5
4,8
0-2
1
II. in den Untersuchungsstationen:
9
11 Tierärzte . .
6
5,5
5,3
5,1
0-1
1
10
8 Probenent
nehmer . . .
9
4
254
1
5,1
2,4
0-2
1
12
12 Kontrollwächter
und Stempler.
6
2
354
4,5
4,5
8,o
0-3
1
Im allgemeinen ist unter den aufgeführten Kategorien (582 Per
sonen) die Zahl der Erkrankungen etwas größer gewesen, als im
vorigen Jahre, nur bei den unter Nr. 6, 8 und 10 angegebenen ist
sie wesentlich geringer, in Vergleich zu 1901 aber annähernd gleich
gewesen.
Die unter Nr. 1, 4. 5 und 9 bis 11 verzeichneten Personen
beziehen Gehalt, die Hilfsstempler (Nr. 6) sind im Falle der Er
krankung nur auf das Krankengeld angewiesen. Die Arbeiter und
Arbeiterinnen (Nr. 7 und 8) bekommen im Erkrankungsfalle seit
Herbst 1901 auf 4 Wochen, seit Herbst 1902 bei mehr als 1 jähriger
Beschäftigungsdauer auf 6 Wochen die Differenz zwischen Kranken
geld und Arbeitslohn vergütet, auch für die drei ersten Krankheitstage,
die sogenannte Karenztage. Den Trichinenschauern und Trichinen-
schauerinnen (Nr. 2 und 3) wird diese Vergünstigung erst seit
Februar 1903 zu Teil. Ein deutlicher, ungünstiger Einfluß dieser
Wohltaten auf die Zahl der Erkrankungen oder die durchschnittliche
Krankheitsdauer läßt sich aus den obigen Angaben nicht folgern. Sie
lassen nur sicher erkennen, daß die betreffenden Zahlen bei den
Trichinenschauerinnen und demnächst bei den Stemplern (Nr. 3 und 6)
hoch sind; diese sind aber bei großer Anstrengung den Witterungs
unbilden stark ausgesetzt, jene bei sitzender Arbeitsweise dagegen nur
in geringstem Maße.
Ausgeschieden sind im Laufe des Jahres durch Tod 1 Person/
durch Eintritt dauernder Dienstuntauglichkeit 3, freiwillig 2, durch
Kündigung und Entlassung je 1, zusammen 8 Personen.