Die durchschnittliche Frequenz der Schule betrug 24,8 Mädchen
und 21,7 Knaben, zusammen 46,b, rund 47 Kinder gegen 65 im
Jahre 1902.
Die Mädchcnfortbildungsschule für die in Berlin untergebrachten
Waisenmädchen wurde ini Sommer 1903 von 70, im Winter 1903/04
von 67 Mädchen besucht. Von 68 Mädchen, die entlassen wurden»
traten 61 in einen Dienst, 4 erwählten den kaufmännischen Beruf,
2 wurden als Kinderpflegcrin ausgebildet und 1 erlernte das Putzfach.
Die Führung in ihren Stellungen war im allgemeinen recht be
friedigend. Ein Antrag auf Fürsorgeerziehung durste nicht gestellt
werden.
Die mit den konfirmierten Mädchen abgehaltenen Abendversamm-
lungeu wurden alle 14 Tage an 25 Sonntagen abgehalten, außerdem
wurde ein Ausflug per Dampfer ins Freie unternommen.
Es besuchten diese Abendversammlungen:
am
5. April
69
Mädchen,
ani 18. Oktober 71 Mädchen.
-
19. -
69
-
1. November 76
-
3. Mai
66
-
15. - 66
-
17. -
72
-
29. - 86
-
31. -
40
-
-
13. Dezember 78
-
14. Juni
74
-
27. - 137
.
28. -
67
-
10. Januar 64
-
12. Juli
37
-
-
24. - 69
26. -
38'
-
7. Februar 81
-
9. August
58
-
21. . 62
-
18.
45
-
6. März 66
-
(Ausflug),
6. September 47
20. - 63
4. Oktober 71
- 20. - 128
zusammen 1 680 oder rund
durchschnittlich 65 Mädchen.
Unter den 231 Mädchen, welche die Abendversammlungen über
haupt besucht haben, waren 67, die außerhalb Berlins in Pflege
gewesen waren und nacb der Konfirmation in Berlin Stellung an-
genommen haben. Gerade diesen Mädchen ist durch die Abend
versammlungen ein sittlicher Halt gegeben, da ihnen die Pflegeeltern
fehlen.
Die Bibliothek benutzten 39 Mädchen.
Die Weihnachtsfeier wurde mit 137 Mädchen am 27. Dezember
in üblicher Weise abgehalten. Jedes der Mädchen konnte ein kleines
Geschenk erhalten.
7
Gespart haben 91 Mädchen bis jetzt im ganzen die Summe von
4 081 JC gegen 3 232 M im Vorjahre.
Das Asyl haben 39 Mädchen in Anspruch genommen.
Die Zahl der durch die Zentralverwaltung in die Lehre gebrachten
Knaben ist wieder größer geworden.
Michaelis 1903 wurden 60, Ostern 1904 189, zusammen
249 Knaben in die Lehre gegeben. 69 Knaben, darunter 51 zu Ostern,
kamen ins Haus zurück und wurden hier von ihren zukünftigen Lehr
herren in Empfang genommen.
Es wurden:
1. Schlosser . . . .
16
26. Glaser....
8
2. Mechaniker . . .
2
27. Schneider. . .
13
3. Maschinenbauer. .
2
28. Lithograph . .
2
4. Klempner....
9
29. Kellner . . .
4
5. Former ....
2
30. Schuhmacher
5
6. Schmied ....
6
31. Buchdrucker und
7. Kupferschmied . .
1
Schriftsetzer . .
7
8. Gürtler ....
6
32. Sattler . . .
8
9. Dreher ....
3
33. Tapezierer. . .
5
10. Tischler ....
29
34. Buchbinder . .
8
11. Stellmacher . . .
6
35. Müller . . .
4
12. Böttcher ....
2
36. Kaufmann . .
9
13. Drechsler ....
2
37. Barbier . . .
4
14. Zimmermann . .
4
38. Korbmacher . .
4
15. Bildhauer . . .
3
39. Schornsteinfeger
1
16. Steinsetzer . . .
2
40. Gelbgießer . .
4
17. Maurer ....
7
41. Lackierer . . .
1
18. Maler
4
42. Glasbläser . .
1
19. Lehrer
2
43. Lederzurichter .
1
20. Musiker ....
3
44. Töpfer....
1
21. Landwirt ....
11
45. Schreiber. . .
2
22. Gärtner ....
12
46. Kürschner. . .
2
23. Schlächter . . .
5
24. Bäcker
16
zusammen 249
25. Brauer ....
3 i
Die Zöglinge sind demnach 46 verschiedenen Berufen zugeführt.
Berlin, den 1. September 1904.
Neubauer, Erziehungsdirektor.
Nr. 16. Waisenvcrwaltung.
V. Bericht des Erziehungsinspektors Bart old
Vom 1. April 1903 bis zum 31. März 1904 sind insgesamt
I 885 Kinder, und zwar 1 068 Knaben und 817 Mädchen, einschließlich
163 Kinder aus der Fürsorgeerziehung superrevidiert ivorden. Außer
dem wurde noch die „Prokenter Kolonie", von der weiter unten aus
führlicher berichtet ist, einer Revision unterzogen.
Die Revision der Pflcgestellen hatte im ganzen ein befriedigendes
Ergebnis. Sic zeigen von Jahr zu Jahr einen Fortschritt zum
Besseren, und mehr und mehr öffnen sich für unsere Kinder die Häuser
auch.bemittelter Leute und wohlsituierter, guter Bürgerfamilien. Weit
über die Hälfte der Pflegeeltern sind kinderlos. Ein Kind, eine Waise
im Hause zu haben, kömmt einem natürlichen Bedürfnisse entgegen
und erfüllt einen Herzenswunsch des Menschen. Kein Wunder also,
daß die Pfleger die Waise als ihr eigenes Kind, und die Waisen die
Pfleger wie eigne Eltern betrachten. Es erfolgt bald ein Familienleben,
wie die Anstallserziehung es niemals einem Kinde bieten kann.
Der Gesundheitszustand war zufriedenstellend. Die Dörfer und
kleinen Städte bieten den Pfleglingen größeren Aufenthalt und viel
Bewegung in der freien Natur und auch einfache, unverfälschte, nähr-
haste Kost. Es ist eine unbestrittene Tatsache, daß auf dem Lande und
in den kleinen Städten unsere Kinder in gesundheitlicher Beziehung
sehr gut aufgehoben sind und wohl gedeihen. Unter den 1 885 Kindern
befanden sich 104 kranke, von denen 49 als schwächlich zu bezeichnen
waren, ohne gerade krank zu sein, teilweise infolge skrofulöser Anlage.
II Kinder traf ich mit Ausschlag. 4 mit schlimmen Ohren, 8 mit
kranken Augen, je 3 Kinder mit Luftröhrenkatarrh. Stickhusten, Zahn-
leiden. Lungenleiden, Nasenleiden, Veitstanz und Maseru. An äußeren
Verletzungen waren 8 Kinder erkrankt. 8 Knaben hatten verkrüppelte
Glieder.
In 5 Fällen mußte die Zurücknahme des kranken Kindes ins
Haus beantragt iverden, weil die für eine gewissenhafte Pflege nötige
Zeit und Saiibcrkeit fehlte.
Da in diesem Berichtsjahre eine Anzahl von Ortschaften bereits
zum 2. und 3. Male besucht wurde, so konnte festgestellt werden, daß
die bei der ersten Revision gerügten Mängel in den einzelnen Kolo
nien abgestellt worden waren.
Die Zahl der zur Aufhebung empfohlenen Stellen ist daher auch
zurückgegangen. In 66 Fällen mußte ein Pflegewechsel beantragt
werden. Hauptsächlich sind es enge und unsaubere Wohnungsver-
hältniffe, die immer wieder Veranlassung zum Einschreiten geben.
über die Snperrevisioucn der auswärtigen Kostpflcge.
zumal damit stets das Zusammenschlafen unseres Zöglings mit anderen
Kindern verbunden ist.
In diesem Berichtsjahre wurde auch die im Westen Mecklenburgs
gelegene „Pokrenter Kolonie" — sogenannt nach dem Dorfe Pokrent,
in dem der Gründer derselben seinen Wohnsitz hatte — einer Revision
unterzogen. Die Kolonie besteht aus 3 Bezirken, zu denen 65 Ort
schaften gehören, in welchen 183 konfirmierte Zöglinge — 139 Burschen,
44 Mädchen — untergebracht sind.
1. Bezirk Botelsdorf.
In 28 Ortschaften befinden sich 30 Mädchen und 28 Burschen
bei Erbpächtern, Hofbesitzern, Lehrern und Handwerkern. In diesem
Bezirke werden die Zöglinge in einzelne Familien gegeben, zu Erb
pächtern allein 39. Die Erbpachthöfe liegen selten in zusammen
hängenden Dörfern, sondern vereinzelt, von dem ziemlich großen
Grundbesitz umgeben, häufig von jedem Verkehr abgeschlossen. Diese
Art der Unterbringung hat den Vorzug, daß die Zöglinge, besonders
die Mädchen, welche aus KIcinbeeren überwiesen sind, vom Verkehr
mit ihresgleichen abgeschlossen sind. Die Pächlerfamilien sehen in den
Zöglingen nicht die rohe Arbeitskraft, sondern sie künimern sich wirklich
um das Wohlergehen ihrer Pflegebefohlenen.
Wesentlich anders liegen die Verhältniße im 2. Bezirk, zu dem
die Unterbezirke Boddin, Perlin und Renzow gehören. Hier herrscht
das Hofgängerwesen vor. Deshalb sind die meisten Zöglinge — 85 —
auf Ritterschaftsgütern untergebracht. Jeder Tagelöhner ist verpflichtet,
seiner Herrschaft einen Hofgänger zu stellen. Dafür werden ihm außer
freier Wohnung und einem Deputat 60—80 ^ auf den Tag bewilligt.
Von diesem Gelde hat der Tagelöhner an unsern Zögling den kon
traktlich festgesetzten Lohn zu zahlen, ihm freie Wohnung und Be
köstigung zu gewähren.
Der 3. Bezirk — Schwerin und Umgegend — eignet sich be
sonders zur Unterbringung von besser gearteten Lehrlingen. Unser
Vertrauensmann ist zugleich Leiter des Lehrlingsvereins und als solcher
besonders geeignet, die Burschen zu beobachten und auf sie einzu
wirken.
Ueber das sittliche Verhalten der Zöglinge — es handelt sich fast
ausschließlich um Fürsorgezöglinge — ist im allgemeinen nicht zu
klagen gewesen. — Ueber schlechte Nahrung, Behandlung, unzurei-
chende Wohnung sind keine Klagen erhoben worden.