Nr. 1. Allgemeine Verwaltung des Magistrats.
schienen. Der Magistrat genehmigte den Bau und Betrieb der Linien,
und die Stadtverordnetenversammlung überwies die Angelegenheit
einem Ausschuß zur Beratung. Die Entscheidung fällt in das nächste
Berichtsjahr.
8Üch über das Projekt der Untertunnelung der Straße
Unter den Linden am Opcrnhausplatz behufs Beseitigung der
Kreuzung dieser Straße im Niveau durch Straßenbahnen kani es zu
keiner definitiven Entscheidung, da bekannt wurde, daß ein Neubau
des Opernhauses beabsichtigt sei, ein bestimmter Plan aber noch nicht
vorliege.
Die Verhandlungen mit der Gesellschaft für elektrische Hoch- und
Untergrundbahnen über die Fortführung der Hochbahn bis zum
Spitlelmarkt wurden wohl fortgeführt, kamen aber nicht zum
Abschluß. Bei den mit der Gesellschaft geführten Verhandlungen kam
zur Kenntnis der Verkchrsdeputaliou, daß die Große Berliner Slraßen-
bahnakticngefcllichaft berechtigt zu sein glaubte, der Genehmigung der
geplanten Untergrundbahn seitens der Stadtgcmcinde Berlin zu wider
sprechen und für-den Fall der Genehmigung Schadenersatzansprüche
gegen die Stadtgemeinde zu erheben. Es ergab sich alsbald, daß die
Straßenbahngcsellfchast tatsächlich der Zustimmung der Stadlgemeinde
widersprach und erklärte, sich Schadenersatzansprüche vorbehalten zu
müssen. Daraufhin beschloß die Verkehrsdepntation unter Zustimmung
des Magistrats, unverzüglich eine gerichtliche Entscheidung herbei
zuführen. Auf die von der Stadtgemeinde angestrengte Klage ist in
erster Instanz zugunsten der Stadt entschieden worden. Die gleichfalls
-u deren Gunsten ergangene Entscheidung des Kammergerichts fällt in
das Berichtsjahr 1904.
Der Prüfung der Verkehrsdepntalion unterlagen der Entwurf für
den Bau der Unterpflasterbahnlinie „Nord—Süd", die Frage der
Fortführung der elektrischen Hochbahn vom Potsdamer Platz in das
Slndtinnere n. a. Näheres teilt hierüber der Bericht der Verkehrs-
dcpuiation mit.
An Brultoabgabeu zahlten die Straßcnbahngcsellschaften
2 179 795 JC, und zum ersten Male die Große Berliner'Straßeubahn-
aklieiigesellfchaft einen Anteil ani Reingewinn im Betrage von 338828J£.
Von den von der Tiefbauverwaltung geleiteten Brückenbanten
wurde die Lessingbrücke am 19. August 1903 dem Verkehr übergeben
und die Adalberlbrücke nahezu vollendet. Die Eiscnkonstruktion an
der lleberbrücknng des Bahnhofs Gesundbrunnen wurde in der Haupt
sache fertiggestellt. Auch der Bau der beiden Museumsbrückeu machte
Fortschritte. Im Frühjahr 1904 wurde mit dem Bau der Grün-
siraßeubrücke begonnen.
Unter den wichtigeren Aenderungen an öffentlichen Straßen
und Plätzen ist zu erwähnen, daß die im Jahre 1902 in Angriff
genommene Unigestaltung der Straße Unter den Linden schon zu
Anfang des Berichtsjahres beendet war. Im Jahre 1908 wurde über
die architektonische Ausgestaltung der Bänke entschieden', bis zum
Schluß des Jahres wurden 58 Bänke aufgestellt.
Im Berichtsjahre kam mit Vollendung der Verbreiterung der
Strecke zwischen Bülow- und Pallasstraße die Neugestaltung der
Potsdamerstraße zu einem vorläufigen Abschluß. Unternommen und
vollendet ivurdc ferner die Verbreiterung der Universitätsstraße von
der Georgen- bis zur Dorotheenstraße.
Einer der größten und vornehmsten Plätze Berlins, der Königs
platz, befand sich, was seine Verkehrswege betrifft, in einem Zustande,
der feiner Bedeutung und derjenigen der auf ihm errichteten monu
mentalen Anlagen nicht mehr entsprach. Die schon seit vielen Jahren
als dringend anerkannten Verbesserungsarbeiten ließen sich aber nicht
eher ausführen, als bis eine Entscheidung darüber, ob nicht etwa im
Anschluß a» das Bismarckdenkmal eine auch die Verkehrswege be-
rührende Umgestaltung des Platzes vorzunehmen sein werde,, vorlag.
Erst nachdem im Jahre 1901 zur Kenntnis der städtischen Behörden
gelangt war, daß die Staatsbehörde nur eine Unigestaltung der Garlen-
aulagcu des Platzes beabsichtige, wurde mit den Vorarbeiten für die
neue Straßenanlage begonnen. Es wurden neue Entwässerungs-
Vorrichtungen ausgeführt, die Fahrdämme der Hauptstraßenzüge
asphaltiert, die Fußwege mit Mosaikpflaster und der Reitweg mit
Sickergruben und neuer Kiesfüllung versehen.
Ter Hochbauverwaltung wurde zu den vielen in Bearbeitung
befindlichen und in Ausführung begriffenen Bauanlagen eine große
Anzahl neuer Ausgaben gestellt.
Vollendet und ihrer Bestimmung übergeben wurden: das Schul
gebäude der Gemeindedoppelschule in der Samariterstraße, der 2. Bau
teil der 2. Handwerkerschule auf dem Stralaner Platz, die Baracken
schule in der Olivaerstraße, das Pfleger- und Pflegerinnenhaus des
Krankenhauses Moabit, 2 Fachwerkpavillons im Krankenhause
Fricdrichshain, umfangreiche Erweiterungsbauten auf dem Zentral
vieh- und Schlachthof u. a. m. Die Ausführung dieser Bauten er
forderte einschließlich der laufenden Unterhaltungsarbeiten 4 474 540.,#.
Im Bau begriffen waren oder befanden sich in Vorbereitung
städtische Gebäude mit einer Gesamtbausumme von 50962 860 Jl,
darunter das Rudolf Virchowkrankenhaus (15 958 000 JC), die
o. städtische Irrenanstalt in Buch (10 249000 JC), das neue Ver
waltungsgebäude der Stadt Berlin (6 945000 JC), der Neubau der
Zentrale für Beleuchtung, Heizung und Wasserversorgung der An
stalten in Buch (4 330000^), der Neubau des Märkischen Museums
(1550500 JC), das Waisenhaus in der Alten Jakobsiraße
(1 889 000.#), das Andreasrealgymnasium (943 500 Jl), der Neubau
der Rinder-, Hammel- und Schweiueställe auf dem städtischen Schlacht
hof (881 000 Jl), mehrere Gemeindeschulhüuser u. a. m.
Bearbeitet wurden ferner die Skizzen und Kostenanschläge zu
vielen andern städtischen Neu- und Erweiterungsbauten, die Entwürfe
und Detailzeichnungen für den künstlerischen Teil von zwei neuen
Straßenbrücken u. s. w. Die Gesamtsumme aller von der städtischen
Hochbauvertvaltung im Jahre 1903 bearbeiteten Bananlagen beträgt
rund 64,8 Millionen Mark.
Der werbende Kämmereibesitz der Stadt Berlin (nutzbringende
Kämniereignnidstücke, Kapiialswerte von Berechtigungen ec.) vermehrte
sich im Jahre 1903 um 2 495 938 Jl und betrug am 81. März 1904
61 614933 JC. Der ertraglose Grundbesitz (Schulen, Grund
stücke von Verwaltungsgebäuden jeder Art. Parkanlagen, Bade- und
Bedürfnisanstalten ec.) stieg hauptsächlich durch die Erbauung neuer
Gemcindcschuleu und von Neubauten auf den Kraukenhausgruud-
stücken um 3 464 004 JC und betrug am 31. März 1904 240 444 760 Jl.
Der Grundbesitz der städtischen Werke nahm au Wert um
7 189 833^ zu, namentlich infolge der Errichtung von Neubauten
auf der Gasbcreitungsanstalt in Tegel—Dalldorf sowie der Er
werbung von Kaualisationsgrundstücken, und belief sich am 31. März
1904 auf 157 409947 Mithin betrug das unbewegliche Ge-
meindeverniögen am 31. März 1904 459 469 640 JC. Das
bewegliche Vermögen aber betrug 240500903 Jt. 31398073.#
mehr als im Vorjahre infolge der Versilberung eines Teils der neuen
Anleihe von 1904. Das gesamte Aktivvermögen der Stadt
Berlin einschließlich desjenigen der städtischen Werke, jedoch ausschließlich
die Straßen, Plätze, Brücken, aus öffentlichem Rechte fließender Renten,
Dotationen u. s. w. betrug am 81. März 1904 699 970 543 JC
(31. März 1903; 655422695 JC). Die Obligationsschuldeu stiegen
infolge Flüssigmachung eines Teils der neuen Anleihe von 1904 uni
40057350 JC auf den Betrag von 328 896 225 Jt. Die sonstigen
Passiva verminderten sich vornehmlich infolge der erheblichen Ver
ringerung der Ausgabereste um 6 708 358 Jl und beliefen sich am
81. März 1904 auf 22 698 501 Jl, die Passiva überhaupt auf
351594 726 JC (1. April 1903: 818245 734 JC), somit das Rcin-
vermögen der Stadt Berlin am 31. März 1904 auf 348 375 817 JC\
es hat sich gegen das Vorjahr um 11 198 856^ vermehrt.
Das Vermögen der Stiftungen und Fonds, deren Ein
künfte zu bestimmten Zwecken, also nicht zur Deckung der Gemeinde-
bedürfnisse, wohl aber zum Nutzen vieler Gemeindeangehörigeu ver
wendet werden, vermehrte sich besonders durch das Hinzutreten neuer
Stiftungskapitalien um 3 550721.# und stellte sich am 31. März
1904 auf 48 768 409 JC.
Im Rathause wurde die Zahl der Zimmer für Magistrats
mitglieder durch die Teilung des Zinimers 108 um zwei vermehrt.
Die Zinsschcinkontrolle, die sich bis dahin im Zimmer 108 befand,
wurde nach Zimmer 88 verlegt. Das Kosteneinziehungsbureau siedelte
vom Mühlendammgebäude in neugemietete Räume im Hause Neu-
Köln am Wasser Nr. 13 über. Seine früheren Räume wurden der
Armeudirektion überwiesen.
Auf dem Boden des Rathauses waren im Laufe der Jahre
für die verschiedenen Verwaltungsabteiluugeu Lattenverschläge errichtet
worden. Dadurch wurde aber die Feucrficherhcit des Rathauses
vermmdert, und den auf den Böden niedergelegten Akten, Büchern ec.
kein Schutz gegen den sich dort ablagernden Staub und Ruß geivährt.
Zur Beseitigung dieser Ucbelstände sind nunmehr staubfreie und feuer-
sichere Bodenabteile aus Luginoplattenwänden mit Rabitzdecken und
eisernen Türen hergestellt worden.
Die Sandsteinsäulen der vier Eckausbauten des Rathausturmes
hatten durch Witterungseinflüsse gelitten und mußten daher durch
gründliche Ausbesserung und Umlegung von Kupferringen gegen
Verfall gesichert werden.
Im Ratskeller wurden der Fußboden sowie der Anstrich der
Wände und Decken erneuert. Die Restaurationsräume erhielten neue
Abschlußwände, Türen und Beleuchtungseinrichtung. An der König-
straße wurden zwei neue Eingänge zum Ratskeller und neben der
Küchenanlage auf dem Hof ein Bierkeller neu hergerichtet. Während
der Ausführung dieser umfangreichen baulichen Arbeiten mußte von
Ende Juni 1903 ab zunächst die eine Hälfte und später, vom Juli
ab, auch noch die andere Hälfte des Ratskellers bis zum 24. Oktober
geschlossen werden. Dem Pächter wurde deshalb auf seinen Antrag
die Miele für das Vierteljahr Juli bis September erlassen.
Im Vorraum zum Stadtverordnetensitzuugssaal wurde der
Marmorfliesenbelag des Fußbodens teilweise erneuert, und die Be
leuchtung des Raumes durch Anbringung von 11 Jntensiv-Ncrnstlanipen
verbessert.
Die Zahl der Fernsprech stellen für die städtische Verwaltung
ist gegen das Vorjahr von 439 auf 443 gestiegen. Hiervon entfallen
87 auf Haupt- und 356 auf Nebenanschlüffe.
Der Bürgersaal des Rathauses wurde wieder wie in
früheren Jahren von den verschiedensten Vereinen zu gemeinnützigen
und wissenschaftlichen Zwecken stark in Anspruch genommen, so daß