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Verwaltungs-Bericht
des
Magistrats zu Berlin
für
das Ltatsjabr 1900.
M 1.
Bericht über die allgemeine Verwaltung des Magistrats.
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Inhalts-Verzeichniß.
Seite
A, Aus der Gesammrntvcrwaltuiig 1 6.
B. Aus den einzelnen Zweigen der Magistratsverwaltung: 7.
Kapital- und Schuldenverwaltung 9 8.
Personelle und sächliche Kosten der Verwaltung 10 9.
Kirchenverwaltung 13 10.
Standesämter 13 11.
Höhere Lehranstalten 14 12.
Gesundheitszustand und Sterblichkeit der Bevölkerung
Dcsinfektionswesen •
Rathswaagen
Viehseuchen
Psandbriesamt
Stadtausschuß
Uebersicht der Bevölkerungszahl
A. Aus 6er Hefammtuerwuttung.
Die Volkszählung vom 1. Dezember 1900 ergab sür Berlin
1888 848 Einwohner, gegen die Zählung vom 2. Dezember 1895
mehr 211544. Die Bevölkerung hat sich also durchschnittlich in
jedem Jahr um 42 309 Bewohner vermehrt. Von 1899 zu 1900 ist
sie um 43 639 Bewohner gestiegen.
In den Weichbildgrenzen unserer Stadt sind keine Aenderungen
eingetreten. Im Bebauungsplan sind auch in dem Jahr, über das
wir berichten, für mehrere Straßen neue Fluchtlinien festgesetzt worden.
Für Landerwerb zur Anlage und Erweiterung von Straßen
und Plätzen sind im Jahre 1900 5 619 318 M verausgabt worden,
darunter 976 325 M für die Verbreiterung der Wall , 774 368 Jt für
die der Roßstraße, 680 632 M für die Weiterführung der Bernauer-
straße von der Berg- bis zur Gartenstraße, mehr als 1 Va Mill.
Mark für die Verbreiterung der Königstraße zwischen dem Jsrael'schen
Grundstück und der Poststraße.
Unter den wichtigeren Aenderungen an öffentlichen Plätzen
und Straßen, die zum Theil vorgenommen, zum Theil aber nur
vorbereitet wurden, erwähnen wir noch der Verbreiterung des
Schinkelplatzes, der Verbreiterung der Artilleriestraße zwischen
Ziegel- und Johannisstraße, der zu Ende geführten Abbruchs
arbeiten am Köllnischen Rathhause und der Festsetzung neuer Bauflucht
linien daselbst, während die endgiltige Regulirung der angrenzenden
Straßentheile noch ausgesetzt wurde.
Einer durchgreifenden Umgestaltung wurde der Schloßplatz
unterzogen. Die Nothwendigkeit hierzu ergab sich schon im Jahre 1893
aus der Niederlegung der das Grundstück des Marstallgebäudes
gegen den Platz hin begrenzenden Wohngebäude und der schon damals
bevorstehenden, inzwischen eingetretenen Weitcrführung der Straßen
bahngeleise von der Breitenstraße bis zur Kurfürstenbrücke und darüber
hinaus. Die Errichtung des Schloßbrunnens inmitten des Platzes
forderte zur weiteren Verschönerung des Straßenbildes durch gärtne
rische Anlagen auf. Endlich trat an uns auch der Wunsch heran,
daß, wie schon an der Schloßfreiheit in Aussicht genommen worden
war, auch vor der Südfront des Schlaffes eine vorgartenartige
Anlage erfolge. Im Berichtsjahre wurde das Bruchsleinpflaster
des Schloßplatzes durch Asphaltpflaster ersetzt. Hierbei wurden
östlich und westlich vom Schloßbrunnen zwei an ihren äußeren Enden
halbkreisförmig abgerundete Inseln zur Bepflanzung mit Garten-
anlagen bestimmt. Der Fahrdamm südlich vom Brunnen nahm das
Straßenbahngeleise auf. Nahe der Brüderstraßc wurde dann noch
eine dreieckige Schutzinsel hergestellt und der Bürgersteig längs den
Häusern zwischen Brüder- und Breitenstraße auf 7 m verbreitert.
Die Schmuckanlogen haben durch ein auf einer Granitschwelle er
richtetes niedriges Gitter den erforderlichen Schutz erhalten. Die
Vorgärten vor dem Schloß kamen erst im Jahre 1901 zur Aus
führung.
Auf Grund der im Wahlbüreau geführten allgemeinen Wählerliste
wurde die gemäß § § 19 und 20 der Slädteordnung von 1853 zu
führende Lifte der stimmfähigen Bürger Berlins (Gemeinde-
wählerliste) für das Jahr 1900/1901 aufgestellt und vom 15. bis zum
30. Juli 1900 öffentlich ausgelegt.
Verzeichnet waren 332 569 Wähler:
in der 1. Abtheilung 578,
- - 2. - 7 639,
- - 3. - 324 352.
Zur 1. Abtheilung gehörten alle diejenigen Wahlberechtigten, die
mindestens 9 726 JC Jahressteuern zahlten. Die 2. Abtheilung schloß
mit dem Betrage von 1 135,m Jt und dem Buchstaben L ab, während
die übrigen Wahlberechtigten mit dem gleichen oder einem geringeren
Steuerbetrage vom Buchstaben Ll ab die 3. Abtheilung bildeten. 772
Personen sahen die Lifte ein. Einsprüche wurden nicht erhoben.
Ueber Einwendungen gegen die Richtigkeit der Gemeindewählerliste
hat nach ß 20 der Slädteordnung die Stadtverordnetenversammlung
bis zum 15. August zu beschließen. Dieser Bestimmung gemäß waren
die Stadtverordneten fast in jedem Jahr in ihren Ferien genöthigt,
zu einer Sitzung zusammenzutreten, der sich bei Beschlußunfähigkeit
eine zweite anzuschließen halte. Da dieser Zustand aus verschiedenen
Gründen unerwünscht erschien, so wurde auf Grund des § 21 der
Städteordnung durch Gemeindebeschluß vom ^ItÄT 1901 die Frist
zur Beschlußfaffung über Einwendungen gegen die Wählerliste bis
zum 30. September verlängert. Diese Bestimmung wurde am 9. März
1901 von dem Herrn Oberpräsidenten bestätigt.
Ergänzungswahlen zur Stadtverordnetenversammlung fanden im
Jahre'1900 nicht statt, wohl aber wurden in einem Bezirk der 1. und
3., und in 2 Bezirken der 2. Abibeilung Ersatzwahlen vorgenommen.
Gewählt wurden am 6. November 1900: im 1. Gemeindewahl
bezirk der 3. Abtheilung sür den am 16. Juli 1900 verstorbenen
Stadtverordneten Jordan Bczirksvorsteher Giese mit 894 von 1606
abgegebenen Stimmen bis Ende 1905; im 5. Wahlbezirk. 1. Ab
theilung, Fabrikbesitzer und Handelsrichter Friedberg mit 15 von
16 abgegebenen Stimmen bis Ende 1903; im 4. Wahlbezirk 2. Ab
theilung erhielten von 384 abgegebenen Stimmen Apothekcnbesitzcr
Dr. Kuhlmann 166 und Ingenieur Kampffmener 134, während
13 Stimmen auf den Oberpoftassistenien Stockmann und eine auf
eine andere Person entfielen. Bei der am 27. November vorgenom-
menen engeren Wahl zwischen Dr. Kuhlmann und Kampsfmeyer
wurde der Erste bis Ende 1905 gewählt. Ein Einspruch gegen die
Giltigkeit der Wahl wurde als unbegründet zurückgewiesen.