Nr. 8. Schuldeputation.
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b) die Schülerzahl nahm a b:
bei den königlichen Gymnasien inklusive
Vorschulen um 74 Schüler,
- - städtischen Gymnasien inklusive
Vorschule» - 106
• dem königlichen Realgymnasium . . - 6 -
- den städtischen Realgymnasien . . 16
- königlichen höheren Mädchen
schulen - 22
- - städtischen höheren Mädchen
schulen ° 7
• jüdischen Schulen - , 3
- Mittel- und Elementarknaben
schulen 24
der königlichen Seminar - und
Theaterschule sowie Präpa-
randenanstalt • 18
- den Schulen für Viersinnige ...» 7
Nach Abrechnung eines Gesammtabganges von 303 Schülern und
Schülerinnen ergiebt sich am Schlüsse des Berichtsjahres ein Gesammt-
zugang von 4 079 Schulkindern.
Nach Tabelle II vertheilt sich dieser Zugang auf die
evangelischen Kinder mit 2 778,
katholischen - - 1067,
jüdischen - - 220,
dissidentischen - - 14.
A. Allgemeiner Theil.
I Organisation.
Aus der Schuldeputation schied im September 1900 der Stadt
verordnete Wienstruck in Folge Niederlegung seines Mandats als
Stadtverordneter: für ihn wurde Stadtverordneter Dr. Bütow
gewählt. Am 1. Januar 1901 trat der Stadtschulrath Geh. Regierungs
rath Professor Di- Bertram im Alter von 75 Jahren in den wohl
verdienten Ruhestand, nachdem er bereits seit dem 1. Oktober 1900
aus Gesundheitsrücksichten beurlaubt gewesen war. Es war ihm ver
gönnt, der Stadt Berlin lange Jahre fleißigen Schaffens, unermüd
licher Arbeit in größter Hingebung zu widmen. Vom Jahre 1853
bis 1874 war er im hiesigen höheren Schuldienst zuerst als Lehrer,
dann als Direktor thätig: von da ab als Stadtschulrath. Ein Beweis
für die Werthschätzung, deren er sich stets erfreute, war seine wieder
holte Wiederwahl. In die Zeit seines Wirkens fiel der gewaltige
Aufschwung unserer Stadt, verbunden mit stets wachsenden, neuen
und schwer zu erfüllenden Aufgaben auf dem Gebiete des Schul
wesens. Seine Thätigkeit als Stadtschulrath war in erster Reihe den
Gemeindeschulen gewidmet. Als er sein Amt antrat, bestanden
.7 Volksschulen mit 50000 Kindern, als er sein Amt niederlegte aber
241 Gemeindeschnlen mit 210 000 Kindern. Neben seiner Thätigkeit
im Gemeindeschulwesen hat er auch das Fortbildungs- und das Fach
schulwesen reorganisirt und erweitert und die höheren Bürgerschulen
iRealschulen) ins Leben gerufen. Ferner gehörte er der Armendirektion,
der Gewerbedeputalion, der Deputation für das städtische Turn- und
Badewesen, der Deputation für die städtische Blindenpflege und den
Kuratorien der Handwerker-, der Baugewerk- und der Webeschule
iheils als Mitglied, theils als Vorsitzender an: und auf allen diesen
Gebieten war er hervorragend und segensreich thätig. Das. was er
schuf, wird fortleben und fortwirken. Als Zeichen der Anerkennung
und Dankbarkeit wurde dem hochverdienten Manne das Ehrenbürger-
recht, das er zur Zeit mit nur vier anderen bedeutenden Männern
theilt, verliehen.
An Stelle Dr. Bertrams wurde der bisherige Direktor des
Friedrichsrealgymnasiums Dr. Gerstenberg gewählt, der nach seiner
Bestätigung als Sladtschulrath Ende Februar 1901 eingeführt wurde.
Die städtische Schuldeputation hatte im Lause des Jahres noch
weitere Verluste zu beklagen, indem ihr zwei Mitglieder durch den
Tod entrissen wurden. Am 7. Januar 1901 starb plötzlich der neu
gewählte zweite Bürgermeister von Berlin Brinkmann, der erst vor
wenigen Monaten aus dem gleichen Amte zu Königsberg i. Pr., worin
er mit Anerkennung und Erfolg gewirkt hatte, hierher berufen worden
war und mit Beginn des lausenden Jahres den Vorsitz in der Schul
deputation übernonimen hatte. Der so erledigte Vorsitz wurde dem
Stadtrath Dr. Hirsekorn übertragen.
Am 1. April 1901 schied ferner der Stadtschulrath Geh. Re
gierungsrath Dr. Fürstenau aus dem Amte. Dr. Fürstenau
begann im Jahre 1847 seine Lehrthätigkeit, fungirtc bis 1873 an
verschiedenen Gymnasien als Oberlehrer, wurde dann zum Direktor
ves Rcalgymnasiunis in Wiesbaden ernannt und 1876 zum Pro
vinzialschulrath befördert. Aus dieser Stelle schied er 1882 in Folge
seiner Wahl zum Stadtschulrat» für das hiesige höhere Schulwesen.
Mit seltener BerufStreudigkcit hat sich Dr. Fürstenau seine» viel-
iachcn Berufsgeschäften gewidmet und seine reichen Erfahrungen zum
Wöhle der Stadtgemeinde verwerthet. Neben der Verwaltung des
höheren Schulwesens und der Kirchen lag ihm noch ob das Dezernat
für das Turn- und Badewesen, für verschiedene Stiftungen rc. und
als Mitglied der städtischen Schuldeputation das Dezernat über die
höheren Mädchenschulen. Seine Verdienste auf allen diesen Ver
waltungsgebieten waren groß und erfreuten sich allgemeiner Werth
schätzung und Anerkennung. Bei seinem Ausscheiden konnte dieser
hochverdiente Mann auf eine 53jährige arbeits- und erfolgreiche
Thätigkeit zurückblicken.
Für die durch das Ausscheiden des Schulraths Dr. Fürstenau
freigewordene Stelle wurde der bisherige Direktor des Dorotheen
städtischen Realgymnasiums Professor Dr. Schwalbe gewählt. Am
1. April 1901 sollte er sein neues Amt antreten, wurde aber am
31. März in Folge eines Schlaganfalles seinem neuen Wirkungskreis
durch den Tod entrissen.
Unter Berücksichügung dieser Veränderungen setzte sich die städtische
Schuldeputation ani Schluß des Berichtsjahres zusammen aus:
6 Magistratsmitgliedern, 11 Stadtverordneten, 12 Bürgerdeputirten,
5 Geistlichen und einem Magistratsassessor als juristischer Beirath.
II. Grundlinien der Verwaltung.
Die Vermehrung der Verwaltungsorgane, ans die bereits im
vorjährigen Bericht hingedeutet worden war, ist im Laufe des Be
richtsjahres durchgeführt worden, und es bestehen zur Zeit: 12Schnl-
kreise, 22 Schulinspektionen und 212 Schillkommissionen.
Eine ehrenamtliche Thätigkeit in der Schulverwaltung übten nicht
weniger als 2 546 Berliner Bürger aus.
Die am 1. Oktober 1900 ins Leben getretenen Neuformationen
der Verwaltungsorgane hatten eine einschneidende Aenderung in ihrer
Abgrenzung nothwendig gemacht, die ohne Schwierigkeiten durchgeführt
werden konnte. Ein Lageplan und ein Verzeichniß sämmtlicher
Berliner Schnlanstalten, geordnet nach Schulkreisen, Schulinspektionen.
Schulkommissionen und Stadtbezirken, wurden neu hergestellt.
III. Aenderungen in der Zahl der Unterrichtsanstalten.
Eingegangen sind die beiden höheren Privatmädchenschnlen
von Baumgarten und König.
Neu errichtet wurden folgende Gemeindeschulen:
am 1. April 1900:
1. die 232. Gemeindeschule in dem neu errichteten
Gemeindeschulhaus Glogauerstraße 12/16 mit 18 Klaffen,
2. die 233 Gemeindcschule in dem Miethshanse
Litthauerstraße 6 mit 14
3. die 234. Gemeindeschule in dem Miethshause
Elbingerstraße 4/5 mit 21
4. die 235. Gemeindeschule in dem Miethshause
Litthauerstraße 6 mit 13
5. die 236. Gemeindeschule in dem Miethshause
Nostizstraßc 42 mtt 10
6. die 237. Gemeindeschule in deni Miethshanse
Liegnitzerstraße 22 mit 12
am 1. Oktober 1900:
i. die 238. Gemeindeschule in deni Miethshause
Raumerstraße 18 mit 13
8. die 239. Gemeindeschule in dem Miethshause
Weißenburgerstraße 36 mit 18 ,
9. die 240. Gemeindeschule in dem Miethshause
Wittslockerstraße 18 mit 14
10. die 241. Gemeindeschule in dem Miethshause
Scheringstraße 9 mit 18
zusammen 10 neue Gemeindeschulen mit 151 Klaffen.
Erweiterung älterer Gemeindeschnlen.
Bei den bereits bestehenden 231 Gemeindeschulen wurden:
Ostern 1900 neu eröffnet 70, eingezogen 86 Klassen.
Michaeli 1900 - - 69, - 68
sodaß die älteren Gemeindeschulen um 16 Klassen abgenommen haben.
Ende März 1900 bestanden 241 Gemeindeschulen
mit 4106 Klassen.
Der Zugang im Berichtsjahr 1. April 1900 bis
Ende März 1901 betrug 10 Schulen mit ... 136
sodaß Ende März 1901 ini Ganzen 241 Gemeinde-
schulen mit 4 242 Klassen
vorhanden waren.
Neue Schulhäuser wurden fertiggestellt:
1. das Doppelschulhaus in der Wilmsstraße 10: darin sind unter
gebracht die Gemeindeschnlen Nr. 28 und 217,
2. das Schulhaus Grenzstraße 8 mit der 147. Gemeindeschule,
3. das Doppelschulhaus Dunckerstraße 66 mit den Gemeinde-
schulen 209 und 215,
4. das Doppelschulhaus Oderbergerstraße 57/59, worin die Ge
meindeschulen 200 und 214 untergebracht sind,