Nr. 39. Vieh- mto ©ujislanyu;.
o
Viehs vom Berliner Markt zu entnehmen, so ist die Erscheinung
erklärlich; denn geschlachtetes Fleisch transpottiri sich leichter und
wohlfeiler als lebendes Vieh, zumal in den Straßen Berlins kein
Schlachtvieh (also auch nicht Schweine und Schafe) getrieben werden
darf, sondern gefahren werden muß. Der Anspruch der Gemeinde-
vorstände an die Salnbrität der Schlachtstätten ist gewachsen und
wird vielen ländlichen Schlächtern der Villcnvororte unbequem.
Endlich ist auch. das Viehversicherungswesen am Berliner Vieh und
Schlachthof ausgebildeter und gewähr! den, Schlächter leichter die
Garantie gegen Verluste. So wird der Vorortschlächter, der am
Berliner Schlachthof untersuchte geschlachtete Thiere kauft, mancher
widerwärtigen Verhandlungen mit dem Viehlieferantcn überhoben.
Die Einfuhr geschlachteten Fleisches — 15,7 v. H. des ganzen
Verbrauchs — zeigt nur eine ganz geringfügige Steigerung, während
die Schlachtungen am Berliner Schlachthof gewaltig, bei Schweinen
seit dem Vorjahr sogar um 92 286 otüdf oder fast 13 v. H., seit
zwei fahren um 27'v. S>. gestiegen sind: erklärlich durch das rapide
Wachsthum des Klein- und Mittelstandes der Gewerbestadt Berlin.
Krankheiten der Thiere.
Nach den Mittheilungen des Departementsthierarztes von Berlin
wurden vom Markte weg nach den Polizeischlachthäusern geschafft
und polizeilich geschlachtet:
Rinder
923
Schweine
2 598
Kälber
53
Schafe
716
Davon freigegeben . . .
630
2 384
16
552
der Abdeckerei überwiesen .
283
207
37
164
stcrilisirt oder gepökelt . .
10
7
—
—
Nach dem Jahresbericht des Direktors der städtischen Fleischbeschau
Rinder Schweine Kälber Schafe
beanstandet. . . ■ . . -
davon der Abdeckerei über-
4 230
4 919
740
220
wiesen
2177
1 875
619
199
stcrilisirt oder gekocht . .
2 053
3 044
121
21
also im Ganzen beanstandet
4 523
5133
i'i i
384
d. i. in Prozenten . . .
2,42
0,61
0,47
0,99
im Vorjahre ....
2,n
0,62
0,45
0,05
im Ganzen vernickitet . .
2 460
2 082
656
363
im Ganzen stcrilisirt . .
dazu die verendeten und ver
2 063
3 251
121
21
endet angekommenen . .
46
1456
305
435
Krankheitsursachen
Rinder
L-chweine
Kälber
Schafe
Tuberkulose
2841
3 337
168
27
Finnen
921
474
19
—
Rothlauf
—
365
7
—
Wcmernnin
140
69
109
71
Entzündungen ....
316
97
254
56
Schweineseuche . . . .
—
187
—
—
Multiple Blutungen . .
—
84
4
—
Gelbsucht
3
155
17
31
Leukämie
1
—
2
—
Blutig und zertreten . -
89
44
23
38
Zu spät gestochen (Agonie)
98
22
160
122
Milzbrand
3
—
—
1
Fremdkörper-Pneumonie.
Sarkomatose (Neu-
12
1
1
bildungen) ....
21
1
2
—
Kachektisch
—
7
—
15
Urämie
13
3
6
15
Fischig, thranig....
—
31
—
—
Trichinen
—
140
—
Kalkkonkremente . . .
—
101
—
—
Eilerfieber
36
—
8
i
Blutvergiftung ....
19
1
2
—
Septiämie
6
2
—
i
Pyämie
4
4
—
—
Aktinomykose ....
—
1
—
—
Andere Krankheiten . .
7
3
Der Werth der der Abdeckerei überwiesenen Thiere, einschließlich
der auf der Reise oder hier verendeten, im Ganzen 2506 Rinder,
3 538 Schweine, 961 Kälber und 798 Schafe, betragt etwas über
eine Million Mark, oder über l /s v. H. des Werthes des Austriebs.
Dazu koninit noch der Verlust an den beanstandeten und gekochten
oder sterilisirten Kadavern, der auch noch nahezu eine halbe Million
beträgt, wenigstens für diejenigen Thiere, die nicht versichert waren.
Am Schlachthof besteht an Stelle einer Freibank für den Verkauf
minderwerthigen oder beanstandeten Fleisches — die, wie wiederholt
nachgewiesen worden, in einer Großstadt nicht angebracht ist — eine
Schmelzküche nebst Koch- und Sterilisirungsanstalt, worin Fleisch von
beanstandeten Thieren, das in rohem Zustande genossen, bedenklich
sein könnte, durch Kochen oder Stcrilisiren unter behördlicher Aufsicht
für den menschlichen Genuß unschädlich und geeignet gemacht wird.
Es handelt sich selbstverständlich dabei nicht um Fleisch von ekelhafter
Beschaffenheit, sondern uni solches Fleisch, das von leicht erkrankten
Thieren auch im rohen Zustande ein tadelloses Aussehen zeigt.
Diese Anstalt, die von der Schlachtviehversicherung in einem dazu
von der städtischen Verivaltung gegen Miethsentschädigung hergegebenen
Gebäude eingerichtet und an einen Unternehmer verpachtet worden
war, wurde am 1. April v. Js. mit Genehmigung der Aufsichts
behörden von der Schlachtviehversichernng in eigenen Betrieb über-
nonimen und hat im vorigen Jahre 5 456 Kadaver verarbeitet. Das
geschmolzene Schweinefett, das gekochte oder sterilinrtc Fleisch fand
zu wohlfeilem Preise bei kleinen Leuten Absatz. Die Anstalt konnte
die Eigenthümer der Thiere, oder die Versicherungskasse für das Kilo
granim rohen Schweinefleisches mit 40—52, im März d. Js. sogar
mit 54, für Rind-, Kalb- und Hammelfleisch mit 32—40 j entschädigen.
Auch diese Anstalt arbeitet wie die Versicherungskasse nicht auf Getvinn.
Je höhere Preise sie für das gekochte Fleisch erzielt, um io mehr kann
sie die von den Beschickcrn des Marktes zu zahlende Versicherungs
prämie erntäßigen.
Allgemein ist die Klage der Schlächter, daß so viel tragende
Schweine eingeliefert iverden, in einer Menge, der eine Unabsichltichkeil
oder auch nur einen Mangel an Aufsicht im Maststalle nicht als
Entschuldigung dienen kann. Mußte doch die Versicherungskasse, der
nicht einmal alle Viehkommissionäre als Mitglieder angehören, für
7 678 Trachten 54 378 M Entschädigung zahlen, und zwar nur für
Trachten über 8 Pfund Gewicht, während Trachten geringeren Gewichts
nicht entschädigt iverden.
Der Abdeckerei wurden außer den Lungen und Lebern, die mit
dem ganzen Kadaver beanstandet und konstszirt wurden, noch
66 887 Lebern und Lungen von Rindern, 155 218 von Schweinen,
37 403 von Schafen und 212 von Kälbern, im Ganzen 259 720 Stück,
und zwar wegen Tuberkulose der Rinder 40636 Stück, wegen
Tuberkulose der Schweine 48 426 Stück, wegen Echinokokken bei
Rindern 4 695 Stück, bei Schiveinen 19 128 Stück.
Tuberkulose der Rinder wurde bei 17919 männlichen (11.8 v. H.
der hier geschlachteten), bei 22 368 weiblichen <63,7 v. H.), bei
37 346 Schweinen (4,4 v. H.), bei 564 Kälbern und 32 Schafen fest
gestellt. Sie zeigt gegen das Vorjahr bei den männlichen Rindern
(9 v. H.) und Schweinen (4 v. H.) eine weitere Steigerung, bei d. n
weiblichen Rindern <81,5 v. H.) eine Verminderung. Im Ganzen ist
aber leider wieder eine kleine Steigerung der Tnbcrkulosefölle zu
bemerken.
Die Maul- und Klauenseuche, diese Geißel der Viehhöfe. ist
dagegen im Rückgänge und auf dem Viehhofe nur 26, auf dem
Schlachthofe nur 24 mal (im Vorjahre 67, bezw. 216 mal) vorgekommen ;
dagegen häuften sich die Fälle von Schweineseuche ans 92.
Eisenbahnverkehr.
Im Berichtsjahre gingen auf unserm städtischen Bahnhof ein:
a) mit Vieh beladen 24638 einbödige
- 12 981 zweibödige f
b) anderer Ladung (Kohlen, Baumaterial) 651
* 37 619 Waggons,
zusammen 38 270 Waggons,
d. i. 3 366 mehr als im Vorjahre.
Dagegen gingen von unserm Bahnhof beladen aus
mit Vieh ... 6 833 Waggons.
- Dünger . . 1548
- Wagenkehricht 2 344
- Gütern . 249 - zusammen 10974
was einen Verkehr von 49 244 Waggons
oder wöchentlich 951 Waggons ergiebt.
An die Eisenbahndirekrion, die den städtischen Bahnhof mit ihren
Beamten auf Kosten der Stadtgemeinde in Regie genommen hat,
waren für 9 238 Rangirstunden 46 190 M Rangirkosten (pro Stunde
und Lokomotive 5 JC) zu zahlen: einschließlich der ca. 950 Rangir
stunden, die durch die Beförderung der Schweine vom Viehmarki zum
Schlachthof in unseren sechs Transportwagcn erforderlich wurden.
Das Rangiren der anderen 49 244 Waggons kostete also 41 440 M
oder 84,i ^ für den Waggon.
An Gehältern und Löhnen für die Eisenbahnbeamten
und Eisenbahnarbeiter, an Pensionen, Wohnuiigsgcldzuichüssen, Re
munerationen und Unterstützungen, für Unterhaltung der Geleise und für
Betriebsmaterialien liquidirte die Eisenbahnverwaltung 173 302,M M.
Außerdem lieferten wir die Beleuchtung des Hauptbahnhofs und
zum Theil auch der Nebenstellen an den Ringbahnhöfen Landsberger
Allee und Frankfurter Allee, ferner das Heizmaterial für die Büreans,
die Möbel, das Inventar, die Utenfilien, die Hand- und Wischtücher
und ihre Reinigung, das Wasser, die Reinigung und Desinfektion
der Bahnsteige, Rampen und Buchten, ferner Zuschüsse für Verwaltung
der Nebenstellen. An Zinsen und Tilgungsbelrägen für die Bahnhofs-
anlage, an Unterhaltungskosten der Bahnhofsgebäude (Station, Güter-