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Sir. 27. Alterversorgungsanstalten und Hospitäler städtischen Patronats.
Aus ihren Ueberschüssen konnten 6 571 JC. an die Hospitaliten in
Monatsbeträgen vertheilt werden.
Berlin, den 27. Juni 1901.
Kuratorium des Nikolaus-Bürgerhospitals.
Heller.
9. Reuterstiftung.
Die Reuierslistung, Asyl für Kaufleute, verdankt ihre Gründung
dem Wohlthätigkeitssinne des am 28. Dezember 1877 hier verstorbenen
Rentiers, früheren Kaufmanns Friedrich August Adolf Reuter.
Durch Testament vom 12. Februar 1872 ernannte Reuter die Stadt
Berlin zur Erbin seines Nachlasses unter der Bedingung, daß das
gesummte Kapital zur Erbauung, Einrichtung und Unterhaltung eines
Hauses unter dem Namen „Asyl für Kaufleute, Reuterstiftung"
verwendet werde.
Aufnahme sollen mindestens 50 Jahre alte Kaufleute oder
Handlungsgehilfen ohne Ansehen der Konfession finden und bis an
ihr Lebensende verpflegt werden. Die Wohlthaten der Stiftung sollen
in Gewährung freier Wohnung — eines besonderen Zimmers für
jeden Insassen —, Heizung und Reinigung der Bettwäsche, freien
Lichts, Frühstücks und Mittagessens, ferner einer wöchentlichen Baar
unterstützung von 3 JC zur Beschaffung des Abendbrotes und am
Weihnachtsabend einer solchen von 6 JC bestehen. Im Uebrigen sollen
die Jnsaffen des Stiftshauses in ihrer freien Bewegung so wenig wie
möglich beschränkt werden. Nach dem Wunsch des Stifters sollte die
Anstalt durch'freiwillige Beiträge nach und nach bis auf 60 Stifts-
stellen erweitert werden.
Nachdem das Stiftshaus 1882/83 für 32 Stellen erbaut und
eingerichtet worden war, wurde es am 1. Oktober 1883 mit vorläufig
15 Stellen eröffnet. Zur Unterhaltung weiterer Stellen fehlten die
Mittel. Erst allmählich konnte dank der Beihilfe mildthätiger Mit
bürger, namentlich aus dem Stande der Kaufleute, die Zahl der Stellen
auf 25 verniehrt werden, denen in nächster Zeit die 26. Stelle hinzu
treten wird.
Waren wir bereits in unserem vorjährigen Bericht in der Lage,
die Ergebnisse des Jahres 1899 als sehr erfreuliche zu bezeichnen und
über eine nicht unerhebliche Besserung der Verhältnisse der Reuter-
stiftung zu berichten, so können wir auf das nun abgeschlossene Wirth
schaftsjahr mit noch größerer Befriedigung zurückblicken. Der Zuwachs
des Stiftungsvermögens belief sich rechnungsmäßig auf 35 477 JC
und übertraf damit den von 1899, der die bereits erhebliche Summe
von 27 098 JC erreicht hatte, noch Wnz bedeutend. Während im
Voranschläge für 1900 nur eine neue Stelle im Stistshanse in Ausficht
genonimen worden war, konnten nunmehr zwei neue Stellen besetzt und
die Besetzung weiterer zwei — deren eine inzwischen am 1.- April d. Js.
besetzt wurde — für 1901 in Aussicht genommen werden.
Durch die reichen Zuwendungen der letzten Jahre wurde das
vorläufige Ziel der Anstalt, die Besetzung aller beim Bau des Stists-
hauses vorgesehenen Stellen, das bis dahin noch in weiter Ferne zu
stehen schien, zwar noch nicht erreicht, aber doch erheblich näher gerückt,
so daß die Vollbesetzung des Stistsgebäudes in nicht zu ferner Zukunft
zu erhoffen ist.
Diese günstige Gestaltung verdankt die Reuterstiftung dem Wohl
wollen mehrerer hiesigen Mitbürger, deren bekannte Menschen
freundlichkeit sich bei der Reuterstiftung von Neuem bewährte.
Als erster spendete der Kaufmann Moritz Manheimer,
Thiergartenstraße 6a, der der Reuterstiftung bereits früher Zu
wendungen von 5 000 und 10 000 JC gemacht hatte, aus Anlaß der
am 16. Mai 1900 geseierten silbernen Hochzeit des Stadtverordneten
Leopold Jacobi und seiner Gemahlin ein weiteres Kapital
von 16 000 JC in 3prozentigen preußischen Konsols zur Begründung einer
neuen Stiftsstelle. An diese Zuwendung wurde die Bedingung ge
knüpft, daß diese Stelle durch Anbringung einer Gedenktafel mit der
Inschrift: „Leopold und Cäcilie Jacobistiftung 16. 5. 1900", über
der Thür des betreffenden Stiftszimmers zu bezeichnen, auch bei Be
setzung der Stelle dem Stadtverordneten Leopold Jacobi und
oeffen Ehefrau auf Lebenszeit das Vorschlagsrecht einzuräumen sei.
Diese Bedingung wurde gern angenommen. Nachdem durch König
lichen Erlaß vom 19. September 1900 die landesherrliche Genehmigung
zur Annahme der Zuwendung ertheilt worden war, wurde die Stelle
eingerichtet und nach dem Vorschlage des Jacobi'schen Ehepaares
besetzt.
Als zweite Wohlthäterin folgte im September 1900 Frau
Johanna Levy geb. Salomon, Behrenstraße 33, aus Anlaß ihres
70. Geburtstages mit einer Zuwendung von 6 000 JC.
Im März 1901 spendeten die Erben des am 15. Januar 1901
verstorbenen Geheimen Kommerzienraths Benjamin Lieberinann
cm Kapital von 12 000 JC zur Begründung einer dem Andenken des
Verstorbenen gewidmeten Stiftsstelle, die durch Anbringung der In
schrift: „Geh. Komm.-Rath Benj. Liebermannstiftung 15. 1. 1901"
über der Thür des betreffenden Stiftszimmers gleichfalls bezeichnet
und bei deren Besetzung dem Senior der Familie Liebermann auf
10 Jahre das Vorschlagsrecht eingeräumt werden soll. Die landes
herrliche Genehmigung zur Annahme dieser Zuwendung ist noch nicht
ertheilt, die Besetzung der Stelle kann erst nach deren Ertheilung
erfolgen.
An kleineren einmaligen Zuwendungen wurden der Stiftung
783,20 JC überwiesen, einschließlich des Restes der in unserem vor
jährigen Bericht erwähnten Darlehnsforderung und eines Betrages
von 300 JC,' der in einer Beleidigungssache als Sühnopfer über
wiesen wurde.
Die Gesammtsumme der einmaligen Zuwendungen betrug
33 783,20 JC.
Hierzu kommen an festen Jahresbeiträgen, die der Stiftung
von einer Anzahl hiesiger Firmen gewährt werden . . 1170,oo -
so daß die Gesammtsumme aller Zuwendungen ... 34 953,20 JC.
betrug.
Von der Firma I. P. Trarbach Nächst, Markgrafensiraße 52,
wurden den Insassen der Stiftung 50 Flaschen guten Bordeaux
weins zur Feier des diesjährigen Geburtstages Seiner Majestät des
Kaisers und Königs gespendet. Von dieser Spende wurden 23 Flaschen
zu dem von dem Wohlthäter bestimmten Zweck verwendet, der Rest
aber für eine spätere Gelegenheit aufbewahrt.
Ein von dem Vorstände des Vereins „Rheingold" am 11. August
1900 im Zoologischen Garten veranstaltetes großes Konzert mit Feuer
werk und anderen Belustigungen zum Besten der Reuterstiftung
brachte in Folge sehr ungünstigen Wetters leider keinen Ertrag. Wir
bedauern diesen Mißerfolg umsomehr, als dadurcki den Veranstaltern
des Festes selbst die Freude an ihrem Werke verdorben wurde.
Bereits in unserem vorjährigen Berichte erwähnten wir eines
Vermächtnisses von 10 000 JC, das der Reuterstiftung von einem hier
verstorbenen Mitbürger zugefallen ist. Die auf Anerkennung dieses
Vermächtnisses gegen den Haupterben gerichtete Klage schwebt gegen
wärtig in zweiter Instanz.
Ein weiteres Vermächtniß von 10000 JC wurde der Realer-
stiftung durch einen gleichfalls verstorbenen Bürger testamentarisch
vermacht. Die Auszahlung erfolgt aber erst nach dem Ableben der
Ehegattin des Testators.
Das Vermögen der Reuterstiftung bestand am 31 März 1901 in:
1. dem Werthe des Stiftsgrundstücks von . . . 137 865 JC,
2. Hypothekenforderungen von 277 000 -
3. Werthpapieren im Kurswerthe von . . . . 105 989
4 dem Baarbestande von 3 333 -
5. dem Werthe des Inventars und der am 31. März
verbliebenen Vorräthe von 1196 -
zusammen 525 383 JC.
Ende März 1900 war ein Vermögensbestand von . . 489 906 -
vorhanden,
mithin jetzt mehr 35 477 JC.
Der Nennwerth der Werthpapiere betrug 111200 JC gegen
76 700 JC im Vorjahre. Nach langjährigem Sinken der Kurse der
im Stistungsvermögen vorhandenen Werthpapiere konnten dem dies
jährigen Vermögensabschlusse zum ersten Male wieder etwas steigende
Kurse zu Grunde gelegt werden. Auch das Sinken der Zinserträge
ist zum Stillstände gekommen. Bei einer von der Reuterstiftung
begebenen Hypothek konnte der Zinsfuß von 3 3 / 4 auf 4 pCt. erhöht
werden.
In der Zusammensetzung des Kuratoriums sind Aenderungen
nicht eingetreten.
Am 30. März 1900 befanden sich 23 Insassen im Stifts-
Hause. Von ihnen sind 2 verstorben, 1 nach dem Sieckenhause über
führt und 1 ausgetreten, ergiebt einen Abgang von 4 Insassen, aus
genommen wurden 5, so daß am 31. März 1901 ein Personalbestand
von 24 Insassen vorhanden war.
Das Lebensalter der Insassen schwankt zwischen 59 und 84 Jahren,
im Durchschnitt beträgt es 70,«, gegen 70,28 Jahre im Vorjahre. Von
den Insassen befanden sich 2 bis 18, 1 bis 14, 1 bis 13, 1 bis 12,
1 bis 11, 2 bis 10 und 16 weniger als 10 Jahre im Stiftshause,
im Durchschnitt ergiebt dies 6*/ 4 Jahre.
Der Gesundheitszustand der Insassen während des Berichtsjahres
war recht befriedigend. Außer unvermeidlichen Altersbeschwerden find
Erkrankungen nicht vorgekommen.
Die Ursachen der beiden Todesfälle waren bei den, einen Ver
storbenen Geisteskrankheit in Folge Altersveränderung des Gehirns,
bei dem anderen Schlaganfall.
Die mit der Aufnahme in die Stiftung verbundene sorgenfreie
Lebensweise, die gesunde und kräftige Kost, die Helle, luftige und
sauber gehaltene Wohnung und während der wärmeren Jahreszeit der
Aufenthalt in dem parkartigen Anstaltsgarten: ferner der Umstand,
daß die Insassen in ihrer freien Bewegung nicht durch eine strenge
Hausordnung beschränkt werden, daß es ihnen daher möglich ist,
leichten Beschäftigungen nachzugehen und kleinen Nebenverdienst zu
erwerben, — alle diese Umstände wirken in der Regel so wohlthätig
auf die Insassen, daß diese, die vor ihrer Aufnahme der Mehrzahl