Nr. 21. Badeanstalten.
o
Die diesjährige Gesammtleistung von 1 277 218 Bädern ist die
höchste seit dem Bestehen der Anstalten. Sie übertrifft den bisher
größten Verkehr im Sommer 1897 um rund 160000 Bäder. Gegen
das Vorjahr hat eine Zunahme von 293 926 Bädern (wovon 127 546
auf Freibäder entfallen) unfeine Mehreinnahme von 14 292,62 ^
staltgefundcn. Die erhebliche Steigerung ist hauptsächlich durch günstige
Witterungsverhältnisse herbeigeführt worden.
Durch den Betrieb und die Unterhaltung der Flußbadeanstalten
sind folgende Kosten entstanden:
A. Ordinarium.
1900: 1899:
1. Besoldung des Anstalls
Personals einschließlich der
Oberkontrolleure .... 21782,24 JC,
2. Bauliche Unterhaltung der
Anstalten 30113,4a .
3. Beiträge zu den Räumungs
kosten des Spreebettes . . 777/44 -
4. Wasserverbrauch in den
Brausezellen 1 748,« -
5. Für Gas- und elektrische Be
leuchtung in Schwimm
anstalten 518,96 -
6. Kanaliiationsgebühr, für Ab
fuhr des Mülls, Wechselung
der Klosettonnen, Desinfektion
der Aborte 429,« -
7. Miethszins für eine fiskalische
Fläche 200,oo -
8. Versicherung der Baulichkeiten
und des Inventars gegen
Fencrsgefahr 889,6« -
9. Beschaffung und Unterhaltung
des Inventars, Drucksachen
und sonstige Ausgaben . . 2 037,oi
21 452,32 JC.
24 734,36 -
777,34 -
1 371,66 -
320,17 -
578,27 -
200,oo
98,20 -
1 890,97 -
Summe Ordinarium 58 495,86 JC 51 423,28 JC.
B. Extraordinarium.
Nicht zur laufenden baulichen
Unterhaltung gehörige Ar
beiten 24 887,18 - 17 761,64 ■
Gesammlausgabe 83 383,03 JC, 69 184,92 JC.
Gesammteinnahme 57 635,« - 43 342,es -
Mithin Zuschuß 25 747,88 JC, 25 842,29 JC.
Die Mehrausgabe von rund 14 000 JC gegen das Vorjahr ist
im Wesentlichen durch größere Aufwendungen für die Unterhaltung
der Anstaltsbaulichkeiten veranlaßt worden. Abgesehen von umfang
reichen Prahmausbefferungen, Anstricheruenernngen, Schlammausbagge
rungen sind besonders hervorzuheben die Neueinrichtung von Kloset
anlagen mit Anschluß an die Kanalisation in den Doppelanstalten
Cuvry- und Mühlenstraße sowie die Neueinführung elektrischer Bogen
beleuchtung in der Doppelanstalt im Mühlgraben sowie im Männerbad
an der Ebertsbrücke.
Auf Grund des § 6 der neuen Strom- und L>chifffahrtspolizei-
verordnung vom 15. Oktober 1899 hat in der Zeit, während deren
Schifffahrt und Flößerei nicht geschlossen waren, eine nächtliche Be
leuchtung unserer Badeanstalten durch ein vom Fahrwaffer her gut
sichtbares Licht erfolgen müssen. Die Bedienung der Lampen wurde
durch Bedienstete der städtischen Gaswerke besorgt.
An Freikarten zur Benutzung unserer Flußbäder haben die Schul-
und Gewerbedeputalion zur Veriheilung an bedürftige über 10 Jahre
alte Gemeindeschulkinder sowie an Lehrlinge und Lehrmädchen, die
die Fortbildungsschulen oder gewerbliche Lehranstalten besuchen,
52 069 Stück erhalten.
Die Geschäfte der Oberkonlrolleure unserer Flußbäder sind im
Berichtsjahre von 6 Magistrat-sekretären im Nebenamte wahrgenommen
worden.
Außerdem waren bei den Anstalten ständig beschäftigt: 12 Bade
meister, 5 Bademeisterinnen, 11 Kassirer, 2 Kassirerinnen, 2. Hilfs
bademeister, 2 Hilfsbademeisterinnen sowie 8 männliche und 7 weibliche
Personen für die Billetkontrolle. Für 3 Bademeister und 3 Bade-
meisterinnen an den kleinen Anstalten wurden Lohnaufbesierungen von
je 15 JC monatlich bewilligt.
Nachdem die Strombehörden ihre grundsätzliche Zustimmung
dazu ertheilt hatten, die städtische Frauenbadeanstalt, die früher unter
halb der Lessingbrücke fich befand, nunmehr oberhalb dieser Brücke
wieder zu errichten, iff der Entwurf zum Umbau der Anstalt von der
Bauverwaliung im Berichtsjahre fertiggestellt worden, wobei auf
Verlangen der Strombehörden darauf Rücksicht genommen werden
mußte, daß die Anstalt nicht mehr so weil wie früher in den Strom
hineinragen soll. Um die bisherige Breite der Bassins und die
frühere Zahl der für ein Frauenbad besonders erwünschten Auskleide
zellen »u erhalten, sowie um mehr freie Auskleideplätze auf Bänken
zu gewinnen, muß an Stelle der bisher auf Prähmen schwimmenden,
eine feste, auf Pfählen stehende Anstalt geschaffen und hierbei nicht
nur das Böschungsterrain bis zur Straßenflucht kür den Bau aus
genutzt, sondern auch eine Verlängerung der Bassins vorgenommen
werden. Durch diesen Umbau zu einer festen Anstalt werden gegen
bisher wesentliche Vortheile erreicht, von denen insbesondere das
Fehlen der Prähme, die häufig ausgepumpt werden mußten und viele
kostspielige Ausbesserungen erforderten, sowie die Vergrößerung der
beiden Bassins von 105 auf 189 gm hervorzuheben sind. Mit dem
Wiederaufbau der Anstalt, wofür die städtischen Behörden 65000 JC-
einschließlich der Kosten für Abbruch der alten Anstalt bewilligt haben,
kann erst nach Regulirung des Holsteiner Uters zwischen Elaudius-
straße und Lessingbrücke begonnen werden.
Der Werth der Vcrmögensgegenstände der städtischen Fluß-
badeanstalten tBaulichkeiten, Inventar und Reserveprähme) belief sich
Ende März 1901 nach Vornahme der erforderlichen Abschreibungen
auf 542 030 JC gegen 592 306 JC- im Vorjahre.
II. Städtische Bolksbadeanstalten.
A. Allgemeines.
Von den im Bau begriffenen drei städtischen Bolksbadeanstalten
in der Bärwald-, Denuewiy- und Oderbergerstraße konnte die Fertig
stellung der erstgenannten am weitesten gefördert werden, so daß
deren Eröffnung für das Frühjahr 1901 in Aussicht genommen
wurde.
Auf Antrag der Baudeputation erklärten wir uns damit ein
verstanden, daß in den neuen Anstalten elektrische Beleuchtungs
anlagen zur Ausführung gelangen.
Bei allen neuen Anstalten soll der gesammte Wasserbedarf für
die Bäderbercitung Tiefbrunnen entnommen werden. Diese Anstalten
sind daher von vornherein mit Enteisenungsanlagcn nach Oesten'schen
System ausgestattet worden.
Die älteren Anstalten in Moabit und an der Schillingsbrücke
haben bisher nur einen Theil des zur Bassinfüllung erforderlichen
Wassers aus Tiefbrunnen fördern können, den übrigen Bedarf aber der
städtischen Leitung entnehmen müssen, da hier aus bautechnischen
Gründen die Oesten'sche Enteisenungsmethodc nicht anwendbar war.
Durch die Einführung der täglichen Bassinfüllungen und den stetig
wachsenden Verkehr haben die Kosten für Leitungswasferverbrauch sich
fortgesetzt gesteigert. Da diese Kosten sich erheblich höher als für Tief-
brunnenwaffer stellen und inzwischen an anderen Orten mit den von
vr. Heß und v. d. Linde erfundenen Filterapparaten, die ver-
hältnißmäßig wenig Raum beanspruchen, günstige Erfahrungen ge
macht worden sind, ist für das nächste Etatsjahr die Herstellung von
Enteisenungsanlagen nach dem letzterwähnten System in den beiden
älteren Anstalten beschlossen worden. Die Kosten sind auf 32 000 JC
für die Anstalt Moabit und 24 300 JC für die Anstalt Schillings
brücke veranschlagt worden. Für die Anstalt Moabit erhöhten sich
die Kosten wegen der noch nothwendigen Beschaffung einer Pumpe
und Vermehrung der Brunnen.
C~ Wir haben ferner in Aussicht genommen, nach Fertigstellung der
neuen Volksbäder zunächst versuchsweise während der Monate, in
denen die Flußbäder geschlossen sind, an Werktagen zu gewiffen
Tagesstunden unentgeltlich Schwimmbäder verabfolgen zu lassen.
Die Angelegenheit ist zunächst der Schuldeputation und dem
Magistrat zur Beschlußfassung überwiesen worden.
Für die Errichtung einer sechsten, mit zwei Schwimmbecken aus
zustattenden städtischen Volksbadeanstalt auf dem Wedding war, nach
dem unsere Bemühungen, in der Nähe des Ringbahnhofes Wedding
ein geeignetes Gelände durch Ankauf zu erwerben, fruchtlos geblieben
waren, eine 6 242 gm große Fläche des in der Pankstraßc 11/12
und Wiesenstraße 49/54 neben dem Lessinggymnasium belegenen
städtischen Grundstückes von uns ins Auge gefaßt worden. Die
Stadtverordnetenversammlung hat jedoch die geplante Verwendung
der Grundstücksfläche abgelehnt und den Magistrat ersucht ihr eine
neue Vorlage zugehen zu lassen, in der das sogenannte Baumschulen
grundstück in der Gerichtsstraße für die Anstalt verwendet werde.
Gleichzeitig ersuchte die Versammlung den Magistrat, ihr im Laufe
des nächsten Etatsjahres den Plan einer besonderen Badeanstalt mit
2 Bassins im Stadttheile Gesundbrunnen vorzulegen.
Die Bauverwaltung ist hierauf zunächst von uns um Prüfung
ersucht worden, ob bei Verwendung des von der Stadtverordneten
versammlung vorgeschlagenen Grundstücks die dort zu errichtende
Volksbadeanstalt auch zwei genügend große Schwimmbecken nebst
ausreichenden Seifräumen ohne Beeinträchtigung der Lichtzuführung,
sowie die erforderliche Anzahl Wannen und Brausezellen würde erhalten
können, und ob außerdem die an der Kunkel- und Ravensstraße frei
bleibenden, für den Verkauf bestimmten Restflächen noch die für
Errichtung von Vorderhaus und Seitenflügel hinreichende Größe be
hallen würden. Nachdem diese Frage in günstigem Sinne gelöst
werden konnte, hat die Bauverwaltung Auftrag zur Ausarbeitung
einer vorläufigen Bauskizze erhalten.