Nr. 23. Städtisches Obdach.
3
Verpflegung.
In der im vorjährigen Bericht mitgetheilten regulativmäßigen
Verpflegung der Insassen des Familienobdachs hat sich nichts ge
ändert. Die Bewirthschaftung des neben der Anstalt belegenen Feldes
ist mit weiterem günstigen Erfolge fortgesetzt worden: verschiedene
Kohlarten, Kohlrabi. Mohrrüben, Bohnen sowie Suppengrünes sind
gebaut und in der Anstaltsküche verwendet worden. Der Werth der
Erträge beziffert sich auf 826,s« JC.
Die Verpflegungskosten betrugen:
1899/1900 37 849,oi JC,
1898/1899 29509,u -
1897/1898 25 590,16 .
und für den Einzelnen täglich:
1899/1900 0,331 626 JC,
1898/1899 0,390 062 -
1897/1898 0,39i9io -
Gesundheitspflege.
Bei der Einlieferuug wurden ärztlich unter
sucht und begutachtet 6 500 Personen,
krank befunden 1657
es starben 42
Von den Kranken wurden überwiefen
der Charitee 176
dem Kaiser und Kaiserin Friedrich.
Kinderkrankenhaus 8
dem Krankenhaus Moabit .... 125
- - Friedrichshain . . 234
- - Urban .... 8
- - Bethanien ... 20
der Irrenanstalt Herjberge ... 17
- - Dalldorf .... 2
- Anstalt Wuhlgarten 18
- Syphilismännerstation im Obdach 7
- Hilfskrankenstation - 2
Ambulant wurden behandelt . . . 998
Ueber die Krankenbehandlung giebt folgende Tabelle Auskunft:
1899/1900
Bei der
Einlieferung
wurden
ärztlich unter
sucht und
begutachtet
Je*
’S
€3
&
je,
SS
sO
r->
0
V
Ueberwiesen
wurden
Ambulant
behandelt
wurden
C5
fc2)
=0
öS
S3
Ä % “g
S3 'L
v »-» s
.V-o Z
ä.Sdü
%&
VO
£ A
d ^
Z.H
— «
5 ’S
Ä s
Z
»S 2
g 'H
& A
ss JS
d.2
i *
^ ts
S JS.
5
— vo
KL
g
jo
r -S s.
— 's
J=> c
es
0 JEt-
§
je,
2 ^
§ H
Jo ^
j-» s
je*
2 _
L S
ff? J*
s e
g«
Jo
:« CZL
S
r-»
je*
SS
P
•33 «2
Z A
s: 0
S cs«'
s:-r2 «
:C 1
rS £t X>
SoQ
SH ^
K § g
® ii
SS 0
.2 'S“
a ‘-g
s 5 c
a Je
«.Sq
S|
April
461
109
1
14
2
16
1
1
74
Mai
447
101
2
13
—
3
9
—
—
3
3
—
1
67
Juni
512
102
4
10
—
8
14
—
—
1
—
1
—
—
64
Juli
551
90
1
17
—
4
8
—
—
—
—
1
2
—
57
August ....
503
97
4
21
—
6
8
—
—
—
—
1
1
—
56
September . . .
676
164
5
15
—
12
28
—
1
1
1
2
2
97
Oktober ....
651
161
1
17
6
10
29
1
2
1
1
2
91
November . . .
479
144
8
9
1
12
19
—
—
2
—
2
91
Dezember . . .
558
138
3
5
—
13
18
—
—
3
—
1
1
94
Januar ....
643
183
6
12
—
22
28
—
—
4
—
3
108
Februar ....
611
166
1
11
—
11
36
2
5
1
—
99
März
608
202
6
32
1
22
21
5
12
1
—
2
—
—
100
zusammen
6 500
1 657
42
176
8
125
234
8
20
17
2
18
7
2
998
Von den 42 Gestorbenen waren 38 Säuglinge und 4 Erwachsene.
Von den 38 Säuglingen starben:
20 an Schwäche,
9 . Darmkatarrh,
4 - Brechdurchfall,
1 - Brustdrüsenerweiterung,
3 - Lungenkatarrh,
1 - Krämpfen.
Von den 4 Erwachsenen starben je 1 an Herzschlag, Hirnschlag,
Lungenschwindsucht und schwerem Fieber.
Bis auf eine größere Zahl von Masernerkrankungen, die aus
der Stadt eingeschleppt wurden, sind Infektionskrankheiten nur ver
einzelt beobachtet.
Von Erkrankungen sind hervorzuheben:
Geburtswehen 101 Fälle,
Idiotie 2
Scharlach 2
Gesichtsrose 2
Diphtherie 3
Windpocken 1 Fall,
Keuchhusten 4 Fälle,
Masern 115
Epilepsie 20
Geistesstörung 17
Alkoholismus 5
Geschlechtskrankheit 7
Die Insassen des Familienobdachs sind sämmtlich bei ihrer Auf
nahme zum Baden veranlaßt worden, die Kinder badeten außerdem
wöchentlich einmal, die Erwachsenen bei längerem Aufenthalte
mindestens alle 14 Tage, bei Bedarf und Wunsch ebenfalls häufiger.
Bei den Aufgenommenen fand eine Desinfektion ihrer Kleidungs
stücke statt.
Schule und Gottesdienst.
In der Schule des Obdachs wurden 503 Knaben und 514 Mädchen,
zusammen 1017 Kinder (im Vorjahre 871) unterrichtet. Hiervon
entfielen auf das Sommerhalbjahr 477, auf das Winterhalbjahr
540 Kinder. Die tägliche Besuchszahl schwankie zwischen 19 und
119, der mittlere Tagesbestand war 67 Kinder.
Der übrigens einklassige Unterricht fand wochentäglich ohne
Unterbrechung durch Ferien statt. Malerarbeiten veranlaßten den
Ausfall der Lehrstunden an 4 Tagen.
Wegen der Uebertragungsgefahr, hervorgerufen durch eine Diph.
therieerkrankung in der Familie des Lehrers, erlitt der Unterricht eine
zweite Unterbrechung von 24tägiger Dauer: die Schulkinder wurden
jedoch während der täglichen Schulzeit beschäftigt. Die Schulzucht war
zufriedenstellend.
Die Gottesdienste für die Obdachlosen fanden in der bisherigen
Weise alle 14 Tage statt; sie erfteuten sich regen Besuchs.
Unterstützungen.
Zur Unterstützung der Obdachlosen wurde außer den etatsmäßigen
Mitteln noch der aus freiwilligen Beiträgen der Bürger sich zu
sammensetzende Geschenk- und Sühnegelderfonds verwendet. Derselbe
bestand am 1. April 1899 aus 623,02 JC.
Dazu gingen ein:
von B. Noskried, Südende 20,00 -
durch die „Berliner Morgcnpost" im Auftrage eines Herrn 10,oo -
vom Sekretär des Asyls in Budapest, Herrn Ingenieur
Neuschlosz 20,00 -
von Herrn Professor Heinrich Ehrlich 20.oo -
von Herrn E. Pächter, Berlin 3,00 -
von Herrn Ludw. Ruß im Namen der Frau Wittwe
Ruß, laut Testament des am 1. Januar 1900 ver
storbenen Bankiers AdolfRuß 200,00 -