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Verwaltungs-Bericht
des
Magistrats zu Berlin
für
das Ctatsjahr 1899.
M 23.
WerichL über die Werwcü'tung öes Städtischen Aböccchs, der !l. Städtischen
Desinfektionsanstalt und der Station für Kefcht'echtskranke.
A. Allgemeiner Theil.
1. Die Organisation.
In Folge Inkrafttretens des von den städtischen Behörden be-
schloffenen Ortsftatuts vom betreffend die Versicherung
der in den Kommunalbetrieben und im Kommunaldienst beschäftigten
Personen, zum 1. April 1899, sind diejenigen in unserer Verwaltung
befindlichen versicherungspflichtigen Personen, welche einer Krankenkasse
noch nicht angehörten, bei der Gemeindekrankenkasse versichert worden,
im Ganzen 56 männliche und 30 weibliche Personen. An der be-
stehenden Versicherung der 3 Desinfekteure, 7 Heizer und 4 Wäsche
rinnen bei der hiesigen Allgemeinen Ortskrankenkasse gewerblicher
Arbeiter und Arbeiterinnen wurde nichts geändert.
Mit Genehmigung des Magistrats erhielt der § 13 der Haus
ordnung für das nächtliche Obdach, der lautete:
„Die Inanspruchnahme des nächtlichen Obdachs ist nur
fünfmal im Laufe eines Vierteljahres bei Vermeidung gericht
licher Bestrafung gestattet"
folgende mildere Faffung:
„Wer nach Verlust seines bisherigen Unterkommens binnen
der ihm von der Polizeibehörde bestimmten Frist sich kein
anderweitiges Unterkonimen verschafft hat und auch nicht
nachweisen kann, daß er solches der von ihm angewandten
Bemühungen ungeachtet nicht vermocht habe, hat gerichtliche
Bestrafung zu gewärtigen".
Dagegen trat für die Geschlechtskrankenstation zur Beseitigung
eingetretener Mißstände eine schärfere Bestimmung über die Zulassung
von Geldsendungen und Packeten mit Nahrnngs- und Genutzmitteln
in Kraft.
2. Gesammtbild der Verwaltung.
In das Familienobdack wurden aufgenommen 6 551 Personeil
und verpflegt täglich im Durchschnitt 312,« Personen. Die Zahl der
Verpflegungstage betrug 114132. Für den Etat war eine durch-
schnittliche Belegung von 180 Personen täglich angenommen worden,
es hat mithin eine Mehrbclegung von 132,« Personen stattgefunden
und sind statt der etatsmäßigen 65 700 Tage 48 432 Verpflegungstage
mehr entstanden.
Im nächtlichen Obdach betrug die
Frequenz 359 590 Männer
und 12 061 Frauen
zusammen 371 651 Personen.
Im Etat war eine Jahresfrequenz von 830.365 — 302 950 Per
sonen angenommen worden, die thatsächliche Belegung hat demnach
den Etat um 68 701 Personen überstiegen. Die tägliche Durchschnitts
frequenz betrug 1018,2.
In die Station für Geschlechtskranke wurden aufgenommen:
961 Männer,
1 723 Frauen
und verpflegt täglich im Durchschnitt:
68,3« Männer,
211,7 Frauen,
zusammen 279,43 Personen.
Die Zahl der Verpflegungstage betrug
für Männer 24 954,
- Frauen 77 267,
zusammen 102 221.
Nach deui Etat betrug die lägliche Vcrpflegungsziffer 60 Männer
und 280 Weiber, und die Zahl der Verpflegungstage 124 IM. Es
sind mithin gegen den Etat 21 879 Verpflegungstage weniger gewesen.
In der städtischen Desinfektionsanstalt II hat sich die Zahl der
desinfizirten Gegenstände von 481 318 auf 580 755 vermehrt.
Auch die Verwaltung der Nachlässe hat eine Zunahme der
Geschäfte aufzuweisen, da 1 521 Nachläffe, gegen 1 128 im Vorjahre,
eingebracht worden sind.
Personalnachrichten.
Die Herren Stadtverordneten vr. Bergmann, Dr. Friede-
mann, Kalisch und Lucae, die in langjähriger Thätigkeit unserer
Verwaltung ersprießliche Dienste geleistet hatten, schieden aus dem
Kuratorium aus. Herr Stadtverordneter Kalisch war zugleich lang
jähriger Hauskurator des Obdachs. Für die Genannten traten ein
die Herren Stadtverordneten Eckard, Heimann, Hinz und Kluth.
Letzterer zugleich in das Amt als Hauskurator.
B. Besonderer Theil.
Familicnobdach.
Die Zahl der Verpflegungstage betrug
1899/19M 114 132
1898/99 75 654
1897/98 65 296.
Im Berichtsjahre entfallen dabei auf
Männer
Frauen
Schulknaben ....
Schulmädchen . . .
Knaben, \ unter
Mädchen, / 6 Jahren .
j asüf
Zusammen 114 132.
Auf die einzelnen Monate vertheilen sich die Verpflegungstage
wie folgt:
30 379
10 539
10 041
7 867
8 389
2 063
4 138