Nr. 1. Allgemeine Verwaltung des Magistrats.
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Unter Berücksichtigung der in der Einnahme und Ausgabe aus
dem Vorjahre übernommenen und der am Rechnungsschluß verbliebenen
Reste beträgt dagegen der Ucberschuß der Steuer
Verwaltung 57 549 596,31 Ji,
oder gegen das Vorjahr mit 54 554 636,64 ■
mehr 2 994 959,67 Ji.
Wegen Erhebung der Steuern zu 1—6 und 9 siehe den Spezial-
verwaltungsbericht der Stcuerdeputation. Der Kommunalzuschlag
von 50 ^ zur Staatsbrausteuer im Betrage von 2 Jt für den Zentner
Malzschrot, sowie die Wanderlagersteuer ist von der Staatsverwaltung
gegen einen Abzug von 5 und 8 v. H. Erhebungskosten für die Stadt
gemeinde eingezogen worden.
3.
Aus dem Dezernat in Kirchensachcn ist folgendes zu erwähnen:
I. Nikolai-, Marien- und Klosterkirche.
Für diese Kirchen stand auf dem Grundstücke Baud 111 Nr. 4 295
des Grundbuches von den Umgebungen im Kreise Niederbarnim
(neues Hansaviertel) das Vorkaufsrecht eingetragen. Die Kirchen
gemeindebehörden haben sich unter Zustimmung des Patrons verpflichtet,
auf dieses Vorkaufsrecht unter der Bedingung zu verzichten, daß bei
einem Verkauf des Grundstücks oder einzelner Theile desselben oder
der von dem Stammgruudstücke abgezweigten Trenustücke für jedes
verkaufte Quadratmeter Fläche 2 Ji oder aber nach Wahl der Besitzer
im Ganzen 100000 Ji als Abfindung gezahlt wird.
II. Georgenkirche.
Das zur Ausführung des Kirchenneubaues aus den der Ver
waltung der Georgenkirche unterstehenden Nebenfonds entnommene
Darlehn von 100000 Ji ist im Laufe des Rechnungsjahres 1899
voll zurückgezahlt worden.
III. Markuskirche.
Der zweite Prediger an der Markuskirche Pastor Boegehold ist
in den Ruhestand getreten; für die erledigte Stelle ist der Prediger
Niedlich von der Jerusalemskirche gewählt worden.
IV. Andreaskirche.
Für die Andreaskirchengemeinde ist eine vierte Predigerstelle ein
gerichtet worden unter der von dem Patron gestellten Bedingung, daß
die Kosten für deren Erhaltung von der Stadtsynode getragen werden.
Die Wahl des Predigers den kirchlichen Organen zu überlaffcn, hat
der Patron abgelehnt und den bisherigen Hilfsprediger Romberg
gewählt, der von der kirchlichen Aufsichtsbehörde bestätigt und in sein
Amt eingeführt worden ist.
V. Petrikirche.
Für die dem Eisenbahnfiskus zur Verbreiterung der Ringbahn
abgetretene Parzelle der Köllnischen Wiesen ist der im Prozeßwege
festgestellte höhere Preis von 20 825 Ji nebst Zinsen gezahlt worden.
Von Interesse für die Besitzer der Köllnischen Wiesen ist ein
Projekt zur Anlegung einer Straße von der Puderstraßc nach Straße 53
zur Erreichung einer besseren Bebauungsfähigkeit des Terrains.
Nöthig wird dabei die unentgeltliche Abtretung von ca. 1486 gm
zum Straßenterrain erforderlichen, der Petrikirche gehörigen Landes.
Die Unterhandlungen hierüber und namentlich über die Straßen
regulirung sind noch nicht zum Abschluß gelangt.
Die Gebühren für Wahlstellen und sonst bevorzugte Begräbniß-
stellen sind sowohl für die Eingcpfarrten als Nichteiugepfarrten der
Petrikirche erhöht worden.
VI. Thomaskirche.
Zu dem Abkommen des Gemeindekirchenraths über Ablretuug
von Landflächen des Kirchhofes in Rirdorf an die Stadtgemeinde
Rixdorf zur Herstellung der Hcrmannstraße ist die pcuronatliche
Genehmigung ertheilt worden. Der Uebcrlassuugspreis beträgt
28 448 Jt. Die Einfriedigung des Kirchhofes ist auf Kosten der
Stadtgemeinde Rirdorf zu verändern.
VII. Die Leichenhallen
sind im Kalenderjahre 1899 zur Einstellung von 14 441 Leichen
benutzt worden. Von der Gesammtzahl der Gestorbenen 35 778 sind
also 40,36 v. H. eingestellt gewesen, gegen 39,58 v. H. des Vorjahres
und 88,35 v. H. des Jahres 1897.
Der Bestand des Leichenhausbaufonds betrug am 31. März 1900
ca. 2 156 Jt. Ein Antrag des Gemeindekirchemaths der Jerusalenis-
kirchengemeinde, den Fonds als Zuschuß zu den Kosten des Baues
der Leichenhalle für die Jcrusalemskirchcugcmeinde auf dem Kirchhof
in Rirdorf zu bewilligen, ist abgelehnt worden.
Mit Bezug auf die Kirchenbaulast der polnischen Gemeinde nach
märkischem Provinzialrecht bezw. der kurbrandenburgischen Viiiiatious-
ordnung von 1573 haben wir zu erwähnen, daß in drei Fällen, -in
denen auf Antrag der Kirchengemeinden auf Grund polizeilicher
Resolute Baukostenbeiträge von der politischen Gemeinde eingezogen
worden' sind, die Stadtgcmeinde den Rechtsweg beschritten und auf
Aufhebung der Resolute sowie auf Rückzahlung der eingezogenen
Beträge geklagt hat, und zwar gegen die St. Markuskirchengemeinde
betreffs der Samariterkirche, gegen die Simeonskirchen- und die
Philippus-Apostelkirchengemeinde. In den beiden ersten Prozessen
hat die erste Instanz zu Gunsten der Stadtgemeinde erkanni, in zweiter
Instanz ist die Beweisaufnahme über die von uns behauptete Lokal-
observanz beschlossen worden.
Ein gleicher Beschluß ist in der noch in erster Instanz schwebenden
Prozeßsache gegen die Philippus-Apostelgemeinde ergangen.
4.
Die Amtshandlungen der 17 Berliner Standesämter haben sich
in ihrer Gesammtheit gegen das Vorjahr um 8 831 Einzelhandlungen
gleich 3,88 v. H. vermehrt; die Vermehrung betrifft besonders die Ans-
fertigung von Urkunden (gebührenpflichtige 3,v2 v. H.), gebührenfreie
8,36 V. H.) und die Eintragung der Sterbefälle (10,54 v.H.,. Während
in den drei vorangegangenen Jahren die Zahl der Sterbefälle eine
ausnahmsweise geringe war (1896 : 32 325, 1897 : 32 351, 1898:
32 372) ist sie in diesem Jahre mit 36 438 Fällen wieder nahezu
aus die Höhe des Jahres 1895 gestiegen.
An der
Amtshandlung
1897
Jahr
1898
1899
1899 gegen 1898
mci ! x + v. H.
weniger —
Geburten....
49 623
49 470
49 089
— 381
— 0,77
Aufgebote . . .
19 597
20 029
20 271
+ 242
-ft 1,21
Eheschließungen
19 751
19 580
19 WO
+ 380
-ft 1,94
Sterbefälle . . .
32 351
32 372
35 785
-ft 3 413
-j- 10,54
Namengebungen .
67
82
71
— 11
— 13,41
Legitimationen . .
1 858
1 894
1929
-ft 35
-ft 1,86
Berichtigungen . .
1 801
2 000
2011
-4- 11
-ft 0,55
Ur-
gebühren
pflichtige
56 826
54 735
56 389
-ft 1 654
-J- 3,02
künden
gebühren
freie . .
36 619
41 709
45197
-ft 3 488
-ft 8,36
218 493
221 871
230 702
-ft 8 831
-ft 3,98
Bei der Bertheilung der standesamtlichen Geschäfte aus die einzelnen
Standesämter, die in der folgenden Tabelle dargestellt wird, reihen
sich die Aemter nach der Zahl der Geburteneintragungeu fast genau
so aneinander wie im Vorjahr. Voran steht mit der größten Geburten
zahl Xb. daraus folgen XIII, Vlld, XI, Xllb, IVb, VIII, Xlla,
Xa, Vb, Vlla, Va, IX, VI, III, III. IVa, im Jahre vorher
folgte VIII nach Xa und waren Vb und VIIa mit einander ver
tauscht. In der Zahl der Eheschließungen steht in beiden Jahren das
Standesamt XI mit 1 550 (bezw 1634) voran, die übrigen reihen sich
in folgender Weise an: Xb, Vllb, VI, XIII, Va, VIIa. Xa, VIII,
IVb, XIIb, III, I/II, Vb, IX, IVa. Xb ist aus der sechsten in
die zweite Stelle gerückt, die es auch vor 1898 einnahm, und Vlla
hat seine Stelle mit Vllb vertauscht, ebenso IVb mit Xllb. Die
größte Zahl der Sterbefälle 3 787 (3 341) ist in beiden Jahren im
Standesamt VIII zur Eintragung gekommen; es folgen im Jahre 1899
auf VHI der Reihe nach: XIII, Xllb, Xlla, IVb, XI, Xb, Vllb,
IX. Va, Vlla, Xa, VI, III, Vb. I/II. IVa. Gegen das Vorjahr
haben nur die in dieser Reihe aufeinander folgenden Standesämter
Xllb und Xlla ihre Stellen gelauscht, ebenso Vllb und IX, Vlla
und Xa und III und Vb. Natürlich ist die Folge der Standesämter
nach der Zahl der Sterbefälle sehr beeinflußt durch die in einigen
Standesamtsbezirken liegenden großen Krankenanstalten; in III das
Elisabcthkrankenhaus mir 245 Sterbefälleu, in IVb das Krankenhaus
am Urban mit 1237, in Va Bethanien mit 463, in VI das Kranken
haus in der Gitschincrstraße mit 235, in VIII Friedrichshain mit 1 636,
in IX König!. Klinikum (210). Frauenklinik (1651, Si. Hedwigs
krankeuhaus (428) und Krankenhaus der jüdischen Gemeinde (2061,
zusainnicn 1 009 Sterbefälle, in XI Augustahospital (249) und Lazarus-
krankenhauS (316), zujanimen 565 Sterbefälle, in Xlla die Chariiec
mit 1 861, i» Xllb das Moabiter Krankenhaus mit 1 526 und in
XIII das Kaiser Friedrich-Kinderkrankenhaus (714) und das Paul
Gcrhardtstist (95) niit zusammen 809 Sterbefälle». Zieht man die
Krankcnhausstcrbefälle ab, so stellt sich die Reihe der Dtandesamls-
bczirke nach der Zahl der Sterbefälle folgendermaßen: XIII, Xb,
VIU. Vllb, XI, Va, Vlla, Xa, Xllb,' IVb, VI, Vb, III, I II.
Xlla, IX, IVa.