Wr. 15.
in Nowawes 3 Knaben,
- Heilbrunn b. Wusterhausen .... 13
> Sommerfeld 3
- Reitwein 3
- Brüffow 2
- Sergen 2
dem Neanderhaus in Groß Camniin . . 10
der Anstalt in Züllchow b. Stettin . . 6
dem Martinshanse in Groß-Rosen . . 10 Knaben.
Seelsorge und Unterricht.
Nach dem Bekenntniß geordnet, wurden 144 Zöglinge evan
gelischer und 23 katholischer Konfession aufgenommen. 86 evangelische
Knaben wurden konfirmirt und 1 Knabe wurde evangelisch getauft.
Die höchste Zahl der gleichzeitig im Erziehungshause gewesenen
katholischen Zöglinge betrug 31.
Die schulpflichtigen Kinder wurden in fünf aufsteigenden Klassen
unterrichtet. Die Beobachtung, daß die Leistungen der Kinder im
Rechnen hinter der Schulung in den übrigen Lehrfächern zurück
geblieben waren und eine größere Mannigfaltigkeit aufwiesen, führte
dahin, daß der Versuch gemacht wurde, die Kinder während des
Unterrichts im Rechnen auf sechs Klassen zu vertheilen. Er ist
gegluckt und wird beibehalten werden.
Die Schulkenntnisse der ncuaufgenommenen Schulpflichtigen ent
sprachen der Unterstufe bei 51, der Mittelstufe bei 73, der Oberstufe
bei 23 Knaben. Für die konfirmirtcn Burschen besteht ein Fort
bildungskursus.
Am 31. März 1900 bestand das Lehrpersonal aus den Herren:
Bartoldt, Schröder, Eick, Millbradt, Biedrzynski (katholisch),
Schmeling und dem Unterzeichneten. Die kirchlichen Amtshandlungen
vollzog Prediger Mittwede.
Gewerbliche Thätigkeit.
Neben dem Schulunterricht und der Beschäfttgung der Kinder
mit häuslichen Arbeiten bietet die gewerbliche Thätigkeit ein wesent
liches Mittel zur Erziehung der Kinder durch Gewöhnung an eine
regelmäßige, zweckmäßige Beschäftigung. Sie vollzieht sich keineswegs
in einem Umfange, daß die Schulung der Kinder oder die Spiel-
und Erholungszeit beeinträchtigt werden. Die der Schule entwachsenen
Burschen werden täglich 8 Stunden, die Kinder zwischen 13—14 Jahren
4 Stunden, die Kinder zwischen 12 und 13 Jahren 2 Stunden in
den Werkstätten oder dem Garten beschäftigt.
In der Bnchbinderwerkstatt sind 176 000 Schülerhefre für die
städtische Schul-Deputation angefertigt worden. Die Korbmacher
werkstatt lieferte 90 Ausstattungskörbe für die Zöglinge des Waisen
hauses Berlin und des Erziehungshauses. In den übrigen Werkstätten
wurde für die Bedürfnisse des Hauses gearbeitet. Die Gärtnerei
lieferte das gesammte Gemüse für die Küche der Anstalt.
Die Anleitung zu den gewerblichen Beschäftigungen gaben die
Handwerksmeister Wendt (Tischler), Morickc (Buchbinder), Pletke
(Korbmacher), Hasel (Schneider), Ricmann (Tapezierer), Kernchen
(Schuhmacher), Ganschow und Kugelmann (Gärtner).
In der Oekonomie sind beschäftigt der Hausvater Stolzenburg,
Frau Köhrbrück (Kochfrau), Frau Stendal (Dienstfrau), Frau
Drilling (für Stopfen und Stricken), Frau Markgraf (Waschfrau).
Waisen-Verwaltnng. 15
Uebersicht über den gewerblichen Betrieb.
Betriebs st ekle
Einnahme
JC
Ausgabe
JC
Tischlerwerkstatt
230,60
361,84
Buchbinderwerkstatt
12 481,45
8 364,50
Korbmacherwerkstati
425,oo
363,55
Schneiderwerkstatt
24,20
48,65
Tapezierwerkstatt
42,25
7,80
Schuhmacherwerkstait
49,00
13,22
Pantinenmacherwerkstatt ....
60,oo
5,85
Gärtnerei
89141
634,8c
Summe
14 203,51
9 800,21
Danach beträgt das Mehr der Einnahme 4 403,M JC.
Gesundheitspflege.
Am 1. April v. Js. war ein Zögling in der ärztlichen Be
handlung im Lazarett der Waisen-Anstalt zu Rummelsburg ver
blieben. Im Laufendes Jahres wurden dem Lazarett oder anderen
Kranken-Anstalten 17 Zöglinge zugeführt, von denen am 31. März d. Js.
3 Zöglinge in Behandlung verblieben.
Zahnärztlich wurden die Kinder viermal untersucht. Der
Turnus wurde von dem Unterzeichneten bestimmt. Die der augen
ärztlichen Spezialuntersuchung überwiesenen Kinder wurden zum
Theil der Königlichen Universitätsklinik, zum Theil der Privatklinik
des Profesiors Dr. Silex zugeführt, die Auswahl wurde vom
Anstaltsarzt getroffen.
Es starben im Lazarett 2 Knaben, einer von 17 Jahren an der
Schwindsucht, einer von 12 Jahren am Herzschlag. 3 Knaben, die
häufig in Erregungszustände verfielen, wurden der Irren-Anstalt über
wiesen.
Die ärztliche Behandlung in der Anstalt versah Dr. Mönke
möller, die Geschäfte des Heilgehilfen Herr Klein, beide von der
Irren-Anstalt Herzberge.
Gesammtkosten.
Nach dem Voranschläge standen in Ausgabe zur Verfügung
103 123 M. Die Gesammt-Ausgabe betrug 102 370,03 JC.
An Einnahmen waren im Voranschläge angenommen 25 020 Jt\
es sind jedoch vereinnahmt worden 30 234 JC, mithin mehr 5 804 JC.
Nach Abzug der Einnahme verbleibt die Gesammt-Attsgabe von
72 135,97 JC.
Da durchschnittlich 208,9 Zöglinge im Hause untergebracht und
verpflegt worden sind, so stellen sich die Gesammtkosten für einen
Zögling auf 350 JC für das Jahr oder 0.9« JC für den Tag.
Lichtenberg, den 10. September 1900.
Der Erziehungs-Inspektor.
Bnth.
Bericht des städtischen Erziehungshauses in Kleinbeeren.
Allgemeines.
Die Zöglinge der Anstalt, deren Lebensalter in dem verflossenen
Etatsjahre zwischen 12 und 19 Jahren war. sind in zwei möglichst
getrennt gehaltene Abtheilungen geschieden. Die eine Abtheilung um
faßt die älteren, gereisteren Mädchen, die andere die jüngeren. Da
des Ausgleichs wegen eine strenge Scheidung nach dem Alter nicht
immer stattfinden kann, muß öfter die Ursache ihrer Unterbringung
in der Anstalt entscheiden. Sehr wünschenswertb wäre noch eine
dritte Abtheilung, in die solche Mädchen käme», die wirklich schon
sehr schlechte Erfahrungen und eine böse Vergangenheit hinter sich
haben. Diese müßten durchaus von den anderen, meist nur leicht
verirrten, oder in Gefahr der Verirrung gewesenen Mädchen getrennt
werden. Ihre Erzählungen, oft nur Bemerkungen, sind für die
anderen insgesammt zum Leichtsinn neigenden Mädchen ein übel
wirkendes Gift. das nur gar zu empfänglichen Boden findet. Selbst
bei der schärfsten Aufsicht ist dies nicht immer zu verhindern, da die
Kinder in der Erholungs- und Spielzeit sich doch freier bewegen
müssen und den meisten dies auch gern gestattet werden kann. Da
verdirbt aber oft l /* oder l j 2 Stunde mehr, als in Wochen Gutes
erreicht ist. Wenn im Allgemeinen auch in diesem Jahre wieder recht
gute Erfolge der Erziehung und streng geregelten Anfialtsihäligkeit
auszuweisen sind, so hat es doch leider nicht an dergleichen trüben
Erfahrungen gefehlt. Aus diesem Grunde wäre eine Sonderung recht
nöthig, um das Ziel der Anstalt und gute Erfolge noch mehr und
besser zu erreichen.
Einen recht bedeutenden Verlust hat die Austalt dadurch erlitten,
daß der bisherige Hauskurator Stadtverordneter Matterne wegen
schwerer Erkrankung sein Amt niederlegen mußte. Das rege Jmereffe,
das er dem Ziele der Anstalt und den Zöglingen stets bewies und
wesentlich zur Förderung desselben beitrug, sichern il)m_ bei Allen ein
stetes liebes Gedenken. An seine Stelle trat der Stadtverordnete
Hammerstein.
Für die technische Lehrerin Frait Bartsch, trat im November 1899
die technische Lehrerin Fräulein Herzog ein.
Bewegung.
Im Etatsjahre verließen 11 Zöglinge die Anstalt und 14 Zög
linge kamen hinzu. Davon sind 3 Zöglinge auf kurze Zeit wieder
holt aufgenommen und dann wieder entlassen worden. Zwei kamen
wegen Dienstwechsels bis zur Unterbringung in einen anderen für