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Volume Nr. 9, September 1914

Full text: Anzeiger für Architektur, Kunsthandwerk und Bau-Industrie (Public Domain) IssueXVII.1914 (Public Domain)

ANZEIGER für ARCHITEKTUR 
Jährlich 18 Nummern. 
KUNSTHANDWERK 
60 Pfg. für die Spaltenzeiie 
oder deren Raum. 
UND BAU-INDUSTRIE. 
Beiblatt der Blätter für Architektur und Kunsthandwerk. 
Preis des Anzeigers im Sonderbezuge jährlich 
bei freier Zusendung Deutschland und Öster 
reich 5 Mk., Ausland 6 Mk. 
Preis der einzelnen Nummer 0,50 Mk. 
Verlag der Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 
G. m. b. H., Berlin W. 57, Steinmetzstraße 46. 
Leitung: Paul Graef, Steglitz, Albrechtstraße 113- 
Anzeigen-Annahme 
in der Geschäftstelle Berlin W. 57, 
Steinmetzstr. 46. 
Jahrgang XVII. 
BERLIN, September 1914. 
Nr. 9. 
Beleuchtungskörper im Kunstauktionshause Lepke 
zu Berlin, Potsdamer Str. 122 a u. b. 
Ausgeführt von Schaffer & Walcker A. G., Berlin. 
3. 
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Abwasserreinigungsanlagen nach dem Absitz- und 
dem biologischen Verfahren. 
Bei den Anlagen nach dem Absitzverfahren ist das System „Stiag“ 
DRP. besonders erwähnenswert. Dieses System wird bei Klärbrunnen 
wie auch bei Klärbecken zur Anwendung gebracht und stellt eine Ver 
vollkommnung und Neuerung unter den Absitzanlagen nach dem Trenn 
verfahren dar, und zwar in erster Linie durch die eigenartige Konstruktion 
des Sedimentierraumes. Die hier zur Anwendung gebrachte Einrichtung 
zeichnet sich u. a. durch den Vorzug aus, daß der im eigentlichen Absitz- 
(Frischwasser-) Raum zur Ausscheidung gelangende, nach unten sinkende 
Schlamm sich an den schrägen Bodenflächen nicht anhäufen kann, sondern 
| stets unmittelbar zum Abrutschen in den unten liegenden Schlammraum 
gelangen muß. Dies wird durch eine Unterteilung der schrägen Boden 
flächen des Absitzraumes in der Weise bewirkt, daß diese Flächen durch 
eine größere Anzahl von Schlitzen unterbrochen und dadurch in kurze 
Abschnitte geteilt sind. Dadurch wird u. a. erreicht, daß das Abrutschen 
des Schlammes vom Absitzraum in den Schlammraum ein häufigeres, 
mehr kontinuierliches und nicht so stoßweises ist, wodurch die beiden 
miteinander kommunizierenden Räume in größtmöglicher Ruhe bleiben, 
insbesondere Schlammaufwirbelungen und dadurch bedingte schädliche 
Gegenströmungen nicht entstehen können, größere Anhäufungen von 
Schlamm an den schrägen Wänden des Absitzgerinnes unmöglich sind, 
womit die Gefahr der Anfaulung des Abwassers im Absitzraum, die 
Bildung von Schlammfladen, das Aufsteigen von Fäulnisgasen vermieden 
werden. Diesen Vorzügen ist neben sonstigen Vorteilen der Konstruktion 
eine große Bedeutung beizumessen, weil das Abwasser die Kläranlage 
so frisch als möglich verlassen spll, was beim Auftreten von im Absitz 
raum liegen gebliebenem, in Täulnis übergehendem Schlamm aus 
geschlossen ist. Verstopfungen der Schlitze und dadurch bedingte Be 
triebsstörungen, wie sie bei anderen Systemen Vorkommen, sind beim 
Stiaggerinne ausgeschlossen. Alle diese Umstände bedingen eine Er 
höhung der Klärwirkung. 
Es ist vorteilhaft, dem Schlammraum kontinuierlich geringe Mengen 
reines Wassers oder Wasser aus dem Absitzraura zuzuführen, weil dadurch 
die Schlammausfaulung noch begünstigt und nie unterbrochen wird. 
Dieser Zweck wird beim Stiagsystem einerseits rein mechanisch erreicht 
durch die größere Anzahl von Schlitzen, welche einen langsamen Wasser 
ausgleich zwischen beiden Räumen bedingen, andererseits bei Bedarf 
auch auf künstlichem Wege durch eine besondere Frischwasserzuführung. 
Aus Figur i geht die prinzipielle Anordnung eines. Stiaggerinnes 
hervor. Der obere, von schrägen Wänden mit einer Anzahl von Durch 
brechungen eingeschlossene,Raum ist der Absitzraum, welchen das Wasser 
senkrecht zur Bildebene in horizontaler Richtung langsam durchfließt. 
Die Schlammräume sind so ausgebildet, daß Gas- und Schlammfladen 
aus dem unten liegenden Schlammraum in den Absitzraum nicht zurück 
gelangen können. Die Sinkstoffe des Abwassers gehen nach unten, ge 
langen an die schrägen Wände, rutschen hier auf kürzestem Wege durch 
die Schlitze in den Schlammraum, wo sie einer weiteren Behandlung unter 
zogen werden. 
Außerdem erhält die Stiaganlage eine neue besondere Wasser 
verteilungseinrichtung, wodurch ein möglichst gleichmäßiger Durchfluß 
im Absitzraum erzielt wird. Dadurch fällt eine Querschnittsverengung 
und, nachteilige Beeinträchtigung des Durchflusses, wie dies bei anderen 
Systemen der Fall ist, fort. Es ist nicht zu bezweifeln, daß diese Ver 
teilungseinrichtung durch Schaffung von Reibungsflächen auch einen ge 
wissen Einfluß hat auf die Abscheidung der Kolloide, die sonst durch das 
bloße Absitzverfahren nicht ausscheidbar sind. 
Ein Beispiel einer Kläranlage System „Stiag“ für eine Stadt von 
20 000 Einwohnern ist in Figur 2 dargestellt. Die Abwässer passieren 
zunächst einen Sandfang mit Rechen, worauf sie die vier Brunnen, die
	        
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