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Anzeiger für Architektur, Kunsthandwerk und Bau-Industrie.
Nr. 7. 19H.
5. Bildhauerarbeiten von R. Kuöhl, Berlin.
Die verworrene Fülle von Eindrücken, welche auf den Archi
tekten eindringen und seine künstlerische Tätigkeitgmehr oder minder
beeinflussen, machen es schwer, sich zu einem klaren Wollen durchzu
ringen, und hier kommt auch der Einfluss und das Beispiel des Meisters
zur Geltung. In Stunden ruhigen Besinnens ringen sich immer wieder
der von der akademischen Lehrstätte mithinweggenommene Maßstab,
die einfachen, starken Richtlinien hindurch, wie sie der geistige Kreis
um den Meister herum enthält. Der Gedanke an sein Vorbild wirkt wie
die Flucht in den kühlen Schatten eines Klosters, und Mut und Ruhe
kehren wieder für die kommende Arbeit.
Aus diesen Gedanken bringen, wir heute bewegten Herzens
unseren Dank.
Hehre Baukunst ist Ihre Lehre gewesen. Nicht für heute oder
morgen ist unsere Arbeit bestimmt, was wir erbauten, lebt und steht,
wenn wir auch längst vergangen, und die Verantwortung vor den vor
überrauschenden Menschengeschlechtern soll uns' Steine schichten lehren.
In diesem Sinne haben Sie auf uns eingewirkt, und das ist die
ideale Auffassung, zu deren Einfluss sich alle Ihre Schüler voll Freude
bekennen; seien es die aus den Ateliers während der großen Bauten,
aus den Meisterateliers oder den Hörsälen.
Es ist nicht die fertige Routine eines Wallotstils, die wir mit hinaus
genommen haben, nicht eine sogenannte Richtung, die Ihre Schüler
ohne weiteres erkennen lässt.
Dagegen scheint mir als gemeinsamer Besitz bei allen, die unter
Ihrem Einfluss gestanden haben, erkennbar eine Disziplin, die niemals
eigenwilligen Wunsch gegen die Anforderung der Aufgabe stellt. Eine
Unterordnung unter das allgemein Notwendige und ein Zwingen der
Massen, wie es eigentlich den Architekten erst ausmacht. Den Grund
satz, ernstes Wollen und künstlerisches Können zu disziplinieren und
zur Entfaltung zu bringen, haben Sie in der Schule und im öffentlichen
Leben an allen Stellen Einfluss verliehen. Diese Freiheit des Schaffens,
die nur von den allergrößten Gesichtspunkten aus geleitet wurde, hat
gewiss auch die beispiellose Liebe aller Schüler zu ihrem Meister Wallot
erzeugt und den Stolz, mit welchem sie sich alle Wallot-Schüler nennen.
Möge die Wallot-Schule durch ihre Arbeiten lebendiges Zeugnis
dieser Gefühle auch in Zukunft abgeben und dadurch den Dank dar
stellen für einen Teil Ihrer herrlichen Lebensarbeit, die stets gegolten
hat dem Höchsten, was Menschenbrust erhebt, im Dienste der edelsten
Interessen der Menschheit und eines großen Vaterlandes.“
Die Worte des Redners schlossen mit einem von allen Anwesenden
begeistert aufgenommenen Hoch auf den Gefeierten.
Nach einer sinnvollen Entgegnung, in der er seiner Freude über
die Veranstaltung Ausdruck gab und dem Gedanken nachging, dass wie
für Alle in allem, so auch für den Architekten und sein Schaffen der wahre
und entscheidende Lehrmeister das Leben sei, eröffnete Wallot die Aus
stellung durch einen Rundgang. Den Ehrenplatz des Hauptsaales nahm
des Meisters geistvoller Entwurf zur Umgestaltung des Pariser Platzes
und zur Freilegung des Brandenburger Tores in Berlin ein. Die Arbeiten
der Schüler füllten im übrigen sämtliche Räume der ausgedehnten
Galerie. Vertreten waren 49 Architekten, von denen die meisten in
Dresden und seinen Nachbarorten ansäßig sind, während die übrigen
über Deutschland und Österreich zerstreut wohnen. Eine stattliche An
zahl dieser Schüler ist inzwischen zu Meistern herangereift und durch
eigene Leistungen bereits rühmlich bekannt geworden, so Paul Bender,
Otto Beyrich, Osw. Hempel, AI. Höhrath, Max Hans Kühne, der rührige
Mitarbeiter Lossows, Oscar Menzel, Rud. Opfermann u- a. Das Ganze
bildete eine hocherfreuliche’! Übersicht über die Erfolge einer überaus
fruchtbaren, ernsten Lehrtätigkeit. Bei voller Wahrung der ver
schiedensten Eigenart des Einzelnen Hessen fast alle Arbeiten als
Wirkung der gemeinsam genossenen Lehren Wallots das Streben nach
großzügiger Lösung jeder, auch der kleinsten Aufgabe, streng folge
richtiger Entwicklung des Aufbaues aus dem Grundrisse und stoffgerechter
Einfachheit in der Gestaltung der Baumassen deutlich erkennen.
So bildete die Ausstellung in ihrer Gesamtheit ein eindringliches
Zeugnis für die hohe Bedeutung Wallots als Lehrer und für die Stärke
seines erfreulichen, nachhaltigen Einflusses auf die Entwicklung der
heutigen deutschen Baukunst.
Nach der Eröffnung und Besichtigung der Ausstellung vereinigten
sich die Wallotschüler zu einem Festmahl im Ratskeller, bei dem das
Wohl des Meisters, auf dessen Anwesenheit leider verzichtet werden
musste, nach begeisterter Rede in edlem Weine getrunken wurde.
HEINRICH BUCHACKER
vormals CARL WREDOW
GARTEN-ARCHITEKT
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Sämtliche Eisenkonstruktionen für Hochbauten.
J-Träger und □-Elsen aller Profile. Trägerwellblech-
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Schmiedeeiserne Torwege, Treppen, Balkone, Gitter
und Fenster. Bedürfnis-Anstalten.
6. Bildliauerarbeiten von R. Kuöhl,
Berlin.