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Volume Nr. 7, Juli 1911

Full text: Anzeiger für Architektur, Kunsthandwerk und Bau-Industrie (Public Domain) IssueXIV.1911 (Public Domain)

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Anzeiger für Architektur, Kunsthandwerk und Bau-Industrie. 
Nr. 7. 19H. 
5. Bildhauerarbeiten von R. Kuöhl, Berlin. 
Die verworrene Fülle von Eindrücken, welche auf den Archi 
tekten eindringen und seine künstlerische Tätigkeitgmehr oder minder 
beeinflussen, machen es schwer, sich zu einem klaren Wollen durchzu 
ringen, und hier kommt auch der Einfluss und das Beispiel des Meisters 
zur Geltung. In Stunden ruhigen Besinnens ringen sich immer wieder 
der von der akademischen Lehrstätte mithinweggenommene Maßstab, 
die einfachen, starken Richtlinien hindurch, wie sie der geistige Kreis 
um den Meister herum enthält. Der Gedanke an sein Vorbild wirkt wie 
die Flucht in den kühlen Schatten eines Klosters, und Mut und Ruhe 
kehren wieder für die kommende Arbeit. 
Aus diesen Gedanken bringen, wir heute bewegten Herzens 
unseren Dank. 
Hehre Baukunst ist Ihre Lehre gewesen. Nicht für heute oder 
morgen ist unsere Arbeit bestimmt, was wir erbauten, lebt und steht, 
wenn wir auch längst vergangen, und die Verantwortung vor den vor 
überrauschenden Menschengeschlechtern soll uns' Steine schichten lehren. 
In diesem Sinne haben Sie auf uns eingewirkt, und das ist die 
ideale Auffassung, zu deren Einfluss sich alle Ihre Schüler voll Freude 
bekennen; seien es die aus den Ateliers während der großen Bauten, 
aus den Meisterateliers oder den Hörsälen. 
Es ist nicht die fertige Routine eines Wallotstils, die wir mit hinaus 
genommen haben, nicht eine sogenannte Richtung, die Ihre Schüler 
ohne weiteres erkennen lässt. 
Dagegen scheint mir als gemeinsamer Besitz bei allen, die unter 
Ihrem Einfluss gestanden haben, erkennbar eine Disziplin, die niemals 
eigenwilligen Wunsch gegen die Anforderung der Aufgabe stellt. Eine 
Unterordnung unter das allgemein Notwendige und ein Zwingen der 
Massen, wie es eigentlich den Architekten erst ausmacht. Den Grund 
satz, ernstes Wollen und künstlerisches Können zu disziplinieren und 
zur Entfaltung zu bringen, haben Sie in der Schule und im öffentlichen 
Leben an allen Stellen Einfluss verliehen. Diese Freiheit des Schaffens, 
die nur von den allergrößten Gesichtspunkten aus geleitet wurde, hat 
gewiss auch die beispiellose Liebe aller Schüler zu ihrem Meister Wallot 
erzeugt und den Stolz, mit welchem sie sich alle Wallot-Schüler nennen. 
Möge die Wallot-Schule durch ihre Arbeiten lebendiges Zeugnis 
dieser Gefühle auch in Zukunft abgeben und dadurch den Dank dar 
stellen für einen Teil Ihrer herrlichen Lebensarbeit, die stets gegolten 
hat dem Höchsten, was Menschenbrust erhebt, im Dienste der edelsten 
Interessen der Menschheit und eines großen Vaterlandes.“ 
Die Worte des Redners schlossen mit einem von allen Anwesenden 
begeistert aufgenommenen Hoch auf den Gefeierten. 
Nach einer sinnvollen Entgegnung, in der er seiner Freude über 
die Veranstaltung Ausdruck gab und dem Gedanken nachging, dass wie 
für Alle in allem, so auch für den Architekten und sein Schaffen der wahre 
und entscheidende Lehrmeister das Leben sei, eröffnete Wallot die Aus 
stellung durch einen Rundgang. Den Ehrenplatz des Hauptsaales nahm 
des Meisters geistvoller Entwurf zur Umgestaltung des Pariser Platzes 
und zur Freilegung des Brandenburger Tores in Berlin ein. Die Arbeiten 
der Schüler füllten im übrigen sämtliche Räume der ausgedehnten 
Galerie. Vertreten waren 49 Architekten, von denen die meisten in 
Dresden und seinen Nachbarorten ansäßig sind, während die übrigen 
über Deutschland und Österreich zerstreut wohnen. Eine stattliche An 
zahl dieser Schüler ist inzwischen zu Meistern herangereift und durch 
eigene Leistungen bereits rühmlich bekannt geworden, so Paul Bender, 
Otto Beyrich, Osw. Hempel, AI. Höhrath, Max Hans Kühne, der rührige 
Mitarbeiter Lossows, Oscar Menzel, Rud. Opfermann u- a. Das Ganze 
bildete eine hocherfreuliche’! Übersicht über die Erfolge einer überaus 
fruchtbaren, ernsten Lehrtätigkeit. Bei voller Wahrung der ver 
schiedensten Eigenart des Einzelnen Hessen fast alle Arbeiten als 
Wirkung der gemeinsam genossenen Lehren Wallots das Streben nach 
großzügiger Lösung jeder, auch der kleinsten Aufgabe, streng folge 
richtiger Entwicklung des Aufbaues aus dem Grundrisse und stoffgerechter 
Einfachheit in der Gestaltung der Baumassen deutlich erkennen. 
So bildete die Ausstellung in ihrer Gesamtheit ein eindringliches 
Zeugnis für die hohe Bedeutung Wallots als Lehrer und für die Stärke 
seines erfreulichen, nachhaltigen Einflusses auf die Entwicklung der 
heutigen deutschen Baukunst. 
Nach der Eröffnung und Besichtigung der Ausstellung vereinigten 
sich die Wallotschüler zu einem Festmahl im Ratskeller, bei dem das 
Wohl des Meisters, auf dessen Anwesenheit leider verzichtet werden 
musste, nach begeisterter Rede in edlem Weine getrunken wurde. 
HEINRICH BUCHACKER 
vormals CARL WREDOW 
GARTEN-ARCHITEKT 
Gegründet 1834 
BERLIN NW. 23 
Technisches Bureau: Lessingstraße 54 s 2 Fernsprecher: Amt Moabit 1354 
Schwabe $Reutt 
Ingenieure 
BERLIN W. 57, Bulowstrasse 56 
t Zentral-Jieizungs- und 
Lüftungs-Anlagen. 
Warmwasserbereitung. 
Breesf $ Co., Berlin JM.20 
Sämtliche Eisenkonstruktionen für Hochbauten. 
J-Träger und □-Elsen aller Profile. Trägerwellblech- 
und Jalousie-Fabrik. Spezialität: Ganze Bauwerke aus 
Eisen und Wellblech. Wellblechhäuschen. 
Säulen-, Dach-, Decken-, Binder-Konstruktionen. 
Schmiedeeiserne Torwege, Treppen, Balkone, Gitter 
und Fenster. Bedürfnis-Anstalten. 
6. Bildliauerarbeiten von R. Kuöhl, 
Berlin.
	        
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