Nr. 2. 1910. Anzeiger für Architektur, Kunsthandwerk und Bau-Industrie. 23
die Verfassungen, die über seine Porosität gemacht werden, nicht nur
auf dem Papier stehen, sondern amtlich belegt und praktisch nach
gewiesen sind.
Schon Galloway, der erste Patentanmelder aus den 40 er Jahren
des vorigen Jahrhunderts, der den Grundgedanken des Linoleums schuf,
hat einen desinfizierenden Zuschlag von Sublimat zum Linoleum vor
geschlagen, weil er die Gefahr eingenisteter Krankheitskeime erkannte.
Damals kamen natürlich nur Holzfußböden in Betracht; nun gehen auf
alkalischem Boden fast alle Bakterien bei mangelnder Feuchtigkeit
zugrunde. Auf vegetabilischem Boden finden sie dagegen die Bedin
gungen der Vermehrung. Was liegt also näher, als unter die Vorschriften
für einen gesunden Linoleumunterboden die aufzunehmen: Aus
schluss vegetabilischer Zusätze, Bindemittel aus
der Gruppe der Kalke und Zemente, mineralische
Zuschläge von einiger Porosität, aber keine Kohlen
schlacke mit ihren leicht zersetzlichen Schwefelverbindungen; die tragende
Konstruktion möglichst luftdurchlässig mit Hohlräumen
versehen. Besonders mit letzterer Forderung befindet man sich auf
dem gleichen Standpunkt mit Dr. Fritz Linner, der sich 1t. Auszug in
der Zeitschrift für angewandte Chemie 1907 zum Thema ausgesprochen
hat. Obgleich er nur äusserst wenig über den Unterboden sagt, stellt er
doch die Forderung auf, dass derselbe vor allem die Feuchtigkeit
nach unten abdunsten soll.
Geht man so vor, wie hier dargelegt, so geht man sicher. Hier sind
nur noch die damit verbundenen weiteren Vorteile zusammenfassend
nochmals zu streifen und teilweise zu wiederholen. Die Porosität kommt
der Wärmehaltung zugute, ja sie dient sogar der Feuersicherheit,
weil die Hitze sich durch ein mineralisches poröses Zwischen
material nur äusserst schwer von Raum zu Raum überträgt, wie die
großen Brände in Amerika uns bestätigt haben; sie steigert die S c h a 11 -
dichtigkeit, sie desinfiziert, sie gibt eine gute Griffig- 1
k e i t für die Klebemittel.
Vergleichende Versuche über dichte Betondecken ohne Hohlräume mit
Gips oder Zementestrich einerseits und poröse Hohlziegeldecken mit
etwas porösem Estrich anderseits hat auf Veranlassung einer süd
deutschen Industrie (der Terranova-Industrie, München) mit großer
Gründlichkeit das hygienische Institut der Universität München an
gestellt, und es lohnt sich wohl, in die Belege hierüber Einsicht zu nehmen*,
weil die Methode, der auch hier das Wort geredet wurde, sich in unge
zählten Ausführungen bewährt hat, wohl bemerkt, immer da, wo die
Ausführung streng nach Vorschrift und unter Überwachung vor sich ging.
Kleine Mitteilungen.
Eine Kunstauktion, die auch für Architekten, Kunsthandwerker
und Sammler kunstgewerblicher Gegenstände von besonderem Interesse
*) Abgedruckt im „Gesundheits-Ingenieur 1904“, No. 19.
sein wird, findet am 22. Februar in der GalerieH elbingzu München,
Liebigstr. 21, statt. Zur Ausbietung kommt der Kunstbesitz eines be
kannten norddeutschen Sammlers. Der sehr interessante Katalog ist
von der Kunsthandlung Hugo Helbing zu beziehen. (Siehe „Neue
Bücher“).
Paul Thom in Schöneberg-Berlin versandte vor kurzem ein Heft
mit Abbildungen, von Zifferblättern für Kirchen und monu
mentale Gebäude, die in seiner Werkstatt in Kupfer getrieben sind.
Das kleine Werk, das 26 verschiedene Zifferblatt-Anordnungen bringt,
verdient die Aufmerksamkeit aller Architekten, die mit ähnlichen Auf
gaben zu tun haben. Es ist von der genannten Firma, Schöneberg,
Bennigsenstr. 23-24, kostenfrei zu beziehen.
Der von den Malern Wilhelm Schulze-Rose und Albrecht Leistner
neubegründete Künstlerverein „Leipziger Sezession“ veran
staltet vom 18. April bis 31. Juli d. J. im Städtischen Kaufhause seine
erste Jahresausstellung. Die neue Vereinigung besteht aus 9 aktiven
und 3 inaktiven Mitgliedern.
Kassel. Als Landesmuseum ist der Bau eines großen Museums
geplant, zu dem Professor Th. Fischer in München die Pläne entworfen
hat. Nach der „Zeitschrift für prähistorische Forschung“ wird die
Aufstellung der Gegenstände derart erfolgen, dass die dem großen Publi
kum zugänglichen Schaustücke von denen für Studienzwecke bestimmten
getrennt werden. Im Etat 1910 wird das Abgeordnetenhaus die erste
Rate zu bewilligen haben.
Neue Bücher.
Kunslbesilz eines bekannten norddeutschen Sammlers. IV. (letzte)
Abteilung: Antike Bronzen, Vorgeschichtliche und antike Waffen, Gürtel,
Schmuck (Fibeln usw.), Spiegel, Varia zum Handgebrauch, Instrumente,
Pferdezüstzeug, Gefäße, Lampen, Statuetten, figürlich und ornamental
verzierte Gerätfragmente, Inschriften und Keramik, Alter-Archaisches,
Bucchero, Attisch-Schwarzfiguriges, Rotfiguriges Späteres, Schwarz
gefirnisstes, Ungefirnisstes, Lampen, figürliche Terrakotten. Der
Katalog, ein stattlicher Band in Groß-Quart, mit Vorwort von Dr.
Paul Arndt, erschien in zwei Ausgaben: Ausgabe A: Mit 24 Licht-
drucktafeln und 140 Abbildungen im Text. Preis 5 dt. Ausgabe B:
Ohne die Lichtdrucktafeln, doch mit dem illustr. Text. Preis 1 M. Die
Sammlung umfasst vornehmlich Erzeugnisse der antiken Kleinkunst
und ist besonders reich an Geräten des täglichen Gebrauches, wie sie
nur noch selten auf den Kunstmarkt gelangen. Vor allem viele aus
gezeichnete Stücke, die sich als Lehrstücke der Seminarübungen der
Universitäten und technischen Hochschulen empfehlen.
I
Polytechnisches Institut zu Berlin
Abt. A: Gewerbe-Akademie zu Berlin
Abt. B: Technikum Berlin
Ausbildung zu Ingenieuren, Architekten und Technikern. Maschinenbau, Elektrotechnik, Hochbau, Tiefbau.
Grösste und besteingerichtete Anstalt Berlins.
Führende Anstalt in Deutschland.
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Berlin^W. 57.
Paul Pirsch, Technisches Bureau,
Berlin SO 16, Neanderstr. 36. — T.-A. IV 2679.
Freistehende Klosetts, Warmwasserversorgung usw.