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Volume Nr. 9, September 1910

Full text: Anzeiger für Architektur, Kunsthandwerk und Bau-Industrie (Public Domain) IssueXIII.1910 (Public Domain)

Nr. 9. 1910. 
Anzeiger für Architektur, Kunsthandwerk und Bau-Industrie. 
133 
Kunstgeschichte geschrieben und geredet und 
dabei so wenig wirkliche Kunst geschaffen 
worden, als in dem erwähnten Zeitalter. Es 
war eben durchaus kritisch und gar nicht 
schöpferisch veranlagt. Es war das Zeitalter 
der Museen und der Stilwiederholungen, der 
mathematischen Genauigkeit und der Sym 
metrie. Was besonders im Hinblick auf die 
Genauigkeit und Symmetrie damals geleistet 
worden ist, davon geben ja heute fast alle 
Großstädte ein treffendes, aber wenig er 
freuliches Zeugnis, denn die zu jener Zeit 
angestrebte Einheitlichkeit im Gesamtbilde 
der Straßenzeilen war doch im Grunde ge 
nommen nichts als eine Gleichmacherei, die 
mit dem Wesen der Kunst gar nichts zu tun 
hatte. Erst jetzt ist es uns wieder zur Erkennt 
nis gekommen, welche Bedeutung das Künst 
lerische auch im Städtebau einzunehmen be 
rechtigt ist. Der letzthin in Berlin stattgehabte 
Wettbewerb für den Ausbau von Groß-Berlin 
und die daran anschliessende Städtebau Aus 
stellung legten beredtes Zeugnis ab von dem 
Interesse, das nicht nur in Fachkreisen, son 
dern auch in weiteren Kreisen für die Ziele des 
Städtebaues herrscht. 
Dass man dieser Forderung der Zeit auch 
in Leipzig Rechnung zu tragen bemüht ist, 
geht daraus hervor, dass im städtischen Bau 
amt neuerdings eine Stellung vorgesehen ist, 
deren Vertreter nur darüber zu wachen hat, 
dass bei Um- oder Neubauten im alten Stadt 
teil, die eigentümliche Erscheinung des Stadt 
bildes gewahrt bleibt. Ferner sollen von dieser 
Stelle aus Vorschläge gemacht werden für die 
bauliche Ausgestaltung neuerstehender Stadt 
teile. Mag eine derartige Einrichtung auch mit 
nicht zu verkennenden Schwierigkeiten ver 
bunden sein, so ist doch zweifellos mit ihr die 
Möglichkeit geboten, in den Bebauungsplänen 
nicht nur nach Kützlichkeitsgrundsätzen zu 
verfahren, sondern auch künstlerischen For 
derungen Rechnung tragen zu können. 
Die Wandlung, die Leipzig in den letzten 
Jahrzehnten erfahren hat, ist von großer 
Bedeutung für das gesamte Stadtbild geworden,- namentlich die Ent 
wicklung des Süd- und Westviertels hat der Stadt wesentliche 
Verschönerungen gebracht. Dabei muss noch der Verschönerungen ge 
dacht werden, die durch die einzigartige Ausgestaltung der städtischen 
gärtnerischen Anlagen, wie sie sich besonders auf dem Promenaden- Ring 
entfalten, erreicht worden sind. Bewundernswert ist, wie die Anlagen 
mit den Bauwerken, Denkmälern, Brunnen und Bildwerken in Einklang 
gebracht sind, und welche künstlerische Wirkung in der Rhythmik der 
Linien und im Zusammenklang der Farbengegensätze bei den blühenden 
Gewächsen erreicht worden ist. 
Mit der Vollendung des Völkerschlacht-National-Denkmals und des 
Zentralbahnhofs im Jahre 1913 ist auf dem Gelände, das sich in der Nähe 
jenes Denkmals befindet, eine Industrie- und Kunstausstellung geplant. 
Die Veranstaltung der Kunstausstellung liegt in Händen des Deutschen 
Künstlerhundes. Für die Verwirklichung dieses Ausstellungsunter 
nehmens ist die Errichtung einer ständigen Ausstellungshalle in Aussicht 
genommen. Ernst Kiesling. 
Neues auf dem Gebiete der Bautechnik. 
„Turul“-T emperaturregler. Ein großer Nachteil vieler 
Sapimelheizungsanlagen ist der, dass sie nicht vermögen, die Wärme eines 
Raumes stetig auf einer gewünschten Höhe zu erhalten. Nichts jedoch ist 
für das Wohlbefinden des menschlichen Körpers von ungünstigerem Ein 
fluss als fortwährende Wärmeschwankungen der ihn umgebenden Luft, 
und gerade dieser Umstand veranlasst viele Baumeister, auf den alten 
Kachelofen zurückzugreifen. Um jenen Übelstand zu beseitigen, sind 
sog. Temperaturregler gebaut worden, die zur selbsttätigen Regelung des 
Heizkörperventils dienen. Sie halten es so lange offen, bis die gewünschte 
Wärmehöhe erreicht wird. Mit dem Eintritt schliessen sie das Ventil so 
weit ab, dass die vorgesehene Raumwärme vollkommen gleichmäßig 
erhalten bleibt, aber nicht überschritten werden kann. Einen sehr 
empfindlichen derartigen Apparat hat die Firma Metallwerke 
Bruno Schramm Ilversgehofen- Erfurt konstruiert. 
Er ist in beistehenden Abbildungen dargestellt. Abb. i zeigt den Ther 
mostat, und Fig. 2 das Ventil im Schnitt. Das Rohr b verbindet die 
Einstellkapsel cd mit den Rohrspiralen a, und das Rohr e führt von diesen 
zur Ventilkapsel fg. Letztere wird durch die feste Platte f und die 
dünne kupferne Membranplatte g gebildet. Die Einstellkapsel, das Rohr b, 
die Rohrspirale und das Rohr e bis nahe der Ventilkapsel sind mit Äther 
gefüllt. Die Ventilkapsel und das in diese eingelötete Ende des Rohres e 
wird durch den Dampf, der das Ventil durchströmt, erhitzt. Die Einstell 
kapsel wird durch den festen Boden c und die Membranplatte d gebildet. 
Letztere wird durch die Feder r und den Drücker q ausgebogen. Durch 
Drehen des Griffes i kann mittels des Drückers 1 die Membranplatte 
Das neue Sparkassengebäude in Elberfeld. 
2. Blick in das Sitzungszimmer des Vorstandes. 
Architekt; Lothar Schoenfelder. 
(s. Tafel S8—90.) 
wieder zurückgedrängt werden. Durch mehr oder weniger starkes Ein 
drücken der Membranplatte d kann der Äther im Rohre e der Ventilkapsel 
genähert oder entfernt werden. Gelangt der Äther in das heisse Ende des 
Rohres, so verdampft er sofort, und der so entstandene Ätherdampf biegt 
die Membranplatte aus. Da diese aber hierbei den ihr vorgelagerten^Ven 
tilteller auf seinen Sitz drückt, schliesst sich das Ventil. Wird der Äther 
zurückgezogen, so folgt ihm der Ätherdampf, gelangt so in einen kühleren 
Teil des Rohres, wo er wieder kondensiert. Infolgedessen kann die Feder n 
die Membranplatte und den Ventilteller zurückdrücken, wodurch das 
Ventil wieder geöffnet wird. Die Kondensierscheibe h dient zur Auf 
nahme und Ableitung der Wärme, die beim Kondensieren des Äther 
dampfes frei wird, und schafft eine scharfe Grenze zwischen dem er 
hitzten und dem kalten Teile des Rohres e. Auf der Einstellscheibe o 
sind Wärmepunkte 10—25° vorhanden. Wird der Zeiger auf die gewünschte 
Zahl gestellt, so bleibt das Ventil bei dieser Wärme gerade noch offen.
	        
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