Path:
Volume H. 12

Full text: Städtebau (Public Domain) Ausgabe 24.1929 (Public Domain)

559 
Abb. /// / Neubreisach, ebenfalls eine Gründung Vauban’s 
bis 109). Die Aufteilung der Städte erfolgt in der Regel 
durch radial angeordnete Straßen. In architektonisch-räum 
licher Beziehung bieten Perret’s Entwürfe trotz mancher 
phantastischer Übertreibungen sehr viel Schönes. 
Mit Vauban kam die Entwicklung der Idealstadt ein gut 
Teil vorwärts, war doch Vauban einer der größten Städte 
bauer, den die Welt bisher gesehen hatte. Daß Sebastien 
Leprestre de Vauban als Offizier lediglich von fortifikatori- 
schen Gesichtspunkten ausging, liegt auf der Hand. Im 
Befestigungsbau hatte er im Laufe seines Lebens eine unge 
heure Erfahrung gesammelt, Hunderte von Plätzen neu an 
gelegt oder verstärkt, so daß er als derjenige anzusehen ist, 
der von all den Theoretikern oder Praktikern im Städtebau 
am meisten dazu gekommen ist, seine Pläne und Ideen zu 
verwirklichen. Er war 1633 geboren, trat als Siebzehn 
jähriger in die Armee ein, wo er es vom einfachen Musketier 
bald zum Leutnant und später bis zum Marschall von Frank 
reich brachte. Er hat eine umfangreiche Anzahl von Schriften 
verfaßt, doch keine in Druck gegeben, ja, er soll sogar ver 
boten haben, seine Schriften zu kopieren. Als er 1707 beim 
König in Ungnade fiel, und aus Kummer darüber bald 
darauf starb, kamen einige seiner Schriften in Druck und 
wurden damit der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Der 
Grundsatz, den diese Herausgeber Vauban’scher Schriften 
anwendeten, war, daß sie in die Anlagen Vaubans ein System 
hineinbringen wollten oder hineinbrachten, das wenigstens 
in dieser Strenge von Vauban niemals aufgestellt war. 
Ein ganz bestimmtes, ein für allemal gültiges Schema hat 
Vauban für seine Stadtanlagen nicht gehabt. Ein solches 
haben ihm erst die späteren Herausgeber seiner Werke zu 
geschrieben. Wir finden unter seinen Gründungen beide 
Aufteilungssysteme, das radiale und das rechteckige, an 
gewandt (Abb. 110 und in, 113 bis 115 und 117). 
Die verhältnismäßig kurze Geschichte, die die Ideal 
stadt auf französischem Boden gehabt hat, kam mit Vauban 
im wesentlichen zum Abschluß. Die Schriften, die nach 
Vauban herauskamen, konnten kaum mehr Neues bieten. 
Außerdem strahlte auch der Stern Vauban’s so hell, daß ihm 
gegenüber alles gleichgültig erscheinen mußte. Das Werk, 
daß Roland Virloys in Paris noch im Jahre 1770 herausgab, 
konnte eben nichts als die Ergebnisse der früheren Zeit, im 
wesentlichen dieser Vauban’schen Zeit, seinen Lesern vor 
setzen. Neues, jedenfalls in städtebaulicher Hinsicht, wurde 
nicht mehr geboten. Kurz nach Vauban geht die Ent 
wicklung der Idealstadt in Frankreich völligem Verfall ent 
gegen, wie man aus den Entwürfen eines Anonymus (Abb. 116 
und n 8), die uns aus der auf Vauban folgenden Zeit er 
halten sind, ersehen kann. Das Prinzip der „inneren De- 
fension“, das damals die Köpfe sämtlicher Befestigungs 
baumeister verdrehte, führte bei diesen Entwürfen zu einer 
ganz unsinnigen Gestaltung der Stadtanlage. Es genügte 
nicht, daß nur die Stadtumrißform in Bastionen gegliedert 
Abb. 116 und 11S (links 
und rechts) / Französischer 
A nonymus j ldealstadtanlage 
Abb. ny (Mitte) / Kon 
struktionsschema, das einem 
der Fortifikations - Bücher 
Vauban’s entnommen ist.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.