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Die Berufstätigen der im Süden Berlins gelegenenVororte werden
durch die Zossener Bahn, die von Marienfelde aus von 6879, von
Lichtenrade aus von 25628 und von Zossen aus von 22091 Zeit
karteninhabern benutzt wurde, zu ihren Arbeitsstätten befördert,
während im Norden die Stationen Blankenburg 18511 und Bernau
51764 Zeitkarten verausgabten. Ähnlich liegen die Verhältnisse in
den übrigen Vororten, die vorwiegend Wohngebiete sind und deren
Bewohner außerhalb ihres Wohnortes ihrer Beschäftigung nach
gehen, wie in Hohcnncuendorf und Hermsdorf, wo 34035 bzw.
38364 Arbeiterwochenkarten und Monatskarten verlangt wurden,
oder in Seddin und Michendorf mit 8 564 bzw. 6825 Zeitkarten.
Interessant ist ein Vergleich der jetzigen Zahlen mit denen
von 1913, die deutlich die starke Zunahme des Berufsverkehrs
einzelner Stationen der Vorortstrecken erkennen lassen. Während
die Zahl der verausgabten Zeitkarten in Friedrichshagen im
letzten Jahre vor dem Weltkriege 75407 Stück betrug (Arbeiter
wochenkarten und Monatskarten) und die Steigerung bis 1926
sich mithin nur auf 7226 Zeitkarten oder 9,6% belief, war z. B.
in Lichtenrade gegenüber 1913, als 14531 Zeitkarten zur Aus
gabe gelangten, eine Zunahme um 11097 Arbeiterwochen- und
Monatskarten oder 76,3% zu verzeichnen. Noch stärker ge
staltete sich der Unterschied in Zossen, wo 3269 Zeitkarten
inhabern im Jahre 1913 die stattliche Zahl von 22091 im Jahre
1926 gegenüberstehen. Dr. Fritz Heydenreich, Berlin
ENDGÜLTIGE ERGEBNISSE DER R E I C H S - W O H N U N G S Z Ä H L U N G
Über die Wohnverhältnisse in den deutschen Großstädten auf
Grund der endgültigen Ergebnisse der Reichswohnungszählung vom
j6. Mai IQ2J berichtet das Statistische Reichs amt in seiner Zweit
schrift „ Wirtschaft und Statistik“ (igs8, Heft 1 und 3), wo u. a.
ausgeführt wird:
Von 1910 bis 1925 hat die Bevölkerung des Deutschen Reiches
innerhalb des heutigen Gebietsstandes (ohne Saargebiet) um
rund 8%, die Zahl der Haushaltungen dagegen um rund 20%
zugenommen. Die Ursachen dieser starken Zunahme der Haus
haltungen liegen vor allem in der einschneidenden Veränderung
des Altersaufbaues der Bevölkerung gegenüber der Vorkriegszeit.
Nach den bisher für das Reich (ohne Preußen) vorliegenden
Ergebnissen der Volkszählung von 1925 hat gegenüber 1910, bei
einem Gesamtbevölkerungswachstum von 6,5 %, die Zahl der
Kinder (unter 15 Jahren) um i8,7%abgcnommen, die der Erwachse
nen (im Alter von 15 Jahren und darüber) dagegen um 19,2%
zugenommen. Hand in Hand ging damit eine Verringerung der
Kopfstärke der Haushaltungen. 1910 fielen auf einen Haushalt
rund 4V2 Personen, 1925 nur noch 4 Personen. Die Verkleinerung
der Haushaltungen, die ausschließlich auf den Rückgang der
Kinderzahl zurückzuführen ist, zeigt, daß selbst bei gleich
bleibender oder nur langsam wachsender Bevölkerung durch
gleichzeitige Änderungen im Altersaufbau eine erhebliche Zu
nahme der Haushaltungen bewirkt werden kann. Demgegenüber
hat die Entwicklung auf dem Baumarkt mit der Zunahme der
Haushaltungen nicht entfernt gleichen Schritt gehalten . . .
(vgl. auch „Städtebau“ ig28 Heft r, Seite 24).
Für die Entwicklung der Zahl der Haushaltungen in den
einzelnen Gemeindegrößenklassen liegen keine vergleichbaren
Angaben vor. An Hand der Einwohnerzahlen ist allerdings eine
gewisse Verlangsamung der Großstadtentwicklung im Vergleich
zu den mittleren und kleineren Städten unverkennbar . . .