‘53
Damit steht dann der Elektroschlepper zu weiteren Schlepp
transporten zur Verfügung.
Einer der wesentlichen Vorzüge des Elektrokarrens sowohl wie
des Elektrohubkarrens liegt in der außerordentlich großen Wen
digkeit dieser Fahrzeuge (kleinster Fahrkreisradius: innen
0,5 m, außen 2 m). Damit kann das Transportgut meistens
bis an seine Verwendungs- oder Lagerstelle, selbst bei recht
engen Raumverhältnissen, gebracht werden. Die Elektrokarren
werden sowohl mit Zweirad- wie mit Vierradlenkung hergcstellt.
In Abb. 2 bis 5 sind verschiedene Sonderausführungen von
Elektrokarren dargestellt, wie sic bereits in städtischen Be
trieben laufen.
Die für den Betrieb des Elektrokarrens erforderliche Akku
mulatorenbatterie, die in zwei Kasten zu je 20 Zellen in dem
Karren eingebaut wird, besteht je nach Fahrbereich und Be
schaffenheit der Fahrbahn entweder aus einer Großoberflächcn-
batterie oder aus einer Gitterplattenbatterie. Die erstere ist
gegen mechanische Erschütterungen und zeitweise Überlastungen
weniger empfindlich. Bei längeren Fahrstrecken auf guter Fahr
bahn (Asphalt, Holzpflaster usw.) kommt dagegen die Gitter
plattenbatterie wegen ihrer größeren Kapazität in Frage.
Die Lebensdauer der positiven Platten der Großoberflächen
batterie beträgt etwa 1000, die der Gitterplattenbatterie etwa
250 Entladungen.
Das wesentlichste im Elektrokarrenbetricbe ist die große Ein
fachheit in der Bedienung, sowohl was den Fährbetrieb, als
auch was die Ladung der Batterie anbelangt. Letztere erfolgt
am einfachsten, wenn die Batterie im Fahrzeug verbleibt. Es
braucht dann nur die eigens zum Laden vorgesehene Ansteck
dose mit einem Kabel an die Ladevorrichtung angeschlossen zu
werden. Die Ladung wird zweckmäßig des Nachts vorgenommen
zu einem von dem zuständigen öffentlichen Elektrizitätswerk zu
erwirkenden sehr billigen Nachttarif (5 bis 10 Pfennig je kWh),
an dem jedes Elektrizitätswerk zum Ausgleich seiner Tages
belastungskurve ein wesentliches Interesse hat.
Die Ladung der Elektrokarrenbatterie erfolgt vollkommen
automatisch und bietet nicht die geringsten Schwierigkeiten,
so daß die dazu erforderlichen wenigen Handgriffe von jedem
ungelernten Arbeiter ausgeführt werden können. Durch den
„Pöhlerschalter“ ist jeder Fehlgriff in der Bedienung aus
geschlossen und auch jede Überwachung des Ladevorganges
überflüssig, sobald er einmal für eine bestimmte Batteriegröße,
d. h. für einen bestimmten Karrentyp richtig eingestellt und die
Schaltung entsprechend fcstgclegt ist*).
*) Näheres hierüber: AEG-Mitteilungen Heft 3/1927, S. 134
Abb. 4 j Elektrokarren als Sprengwagen
Mit Hilfe dieses
Ladeschalters (Sy
stem Pöhlcr) kön
nen die verschieden
artigsten Schaltun
gen durchgeführt
werden, wobei zu
beachten ist, daß
im allgemeinen jeder
Ladestromkrcisbzw.
jede Batterie einen
Ladeschalter erhal
ten muß. Auf diese
Weise können aus
einem Netz von 110
Volt beliebig viele
Batterien von 40
oder weniger Zellen
über je einen fest
abgestimmten
Ladewiderstand und
Ladeschalter ein
wandfrei nebenein
ander aufgeladen
werden. Man kann auch die parallel geschalteten Battcrie-
hälften einer 80 - Zellen - Batterie mit einem Ladeschalter
von einem Ild-Volt-Netz aufladen, weil ja beide Hälften gleich
mäßig entladen sind, so daß beim Abschalten des Ladeschalters
auch beide wieder ordnungsmäßig voll aufgcladen sind.
Die Ladung je zweier Batterien in Reihenschaltung von
höherer Spannung, also z. B. zweier 40-Zellen-Batterien von
220 Volt ist mit Hilfe von zwei Ladeschaltern ebenfalls einwand
frei möglich. Sobald eine der beiden Batterien fertig geladen ist,
wird sie durch ihren Ladeschalter abgcschaltet und dafür ein
Ersatzwiderstand eingeschaltet, bis schließlich auch die zweite
Batterie durch ihren Ladeschalter abgeschaltet wird.
Für die Ladung zweier Batterien mit 40 Zellen von 110 Volt
zeitlich hintereinander war auf der vorjährigen Leipziger Früh
jahrsmesse u. a. eine Ladetafel neben einem Elektrokarren und
Gleichrichter mit selbsttätiger Zündung ausgestellt. Mit Hilfe
dieser Ladeschalttafel kann die gesamte zur Verfügung stehende
Nachtladezeit mit billigem Strom (5 bis 10 Pfennig je kWh)
für zwei Batterien restlos benutzt werden.
Oberingenieur Fritz Foerster, Berlin
Abb. 3
Elektrokarren für Sinkkasten-Entleerung
Abb. 5 / Elektrokarren als Kulissenwagen