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Versenkt man sich aber in das Häuser
meer, betrachtet man die Straßen, Plätze
und Paläste von unten, dann wird der
gewaltige Unterschied der Zeiten offenbar.
An Stelle des einheitlichen Straßenbildes,
in dem der Barockstil vorherrschte, ist
eine bunte und nicht immer sehr glück
liche Mischung von Alt und Neu getreten.
Die Kunstdenkmäler vergangener Zeiten
schimmern z, T. wie verblaßte Edelsteine
aus der modernen Steinwüste heraus.
Ebenso schroff ist der Gegensatz zwischen
dem alten, prächtig behaglichen Straßen
leben mit seinen prunkvollen Karossen
und Sänften und dem heutigen Benzin
verkehr.
In nur wenigen Städten Europas kann
man dieses unmittelbare Nebeneinander
von Vergangenheit und Gegenwart mit
erleben und beschauen, nirgends aber so
eindringlich und unmittelbar bildhaft wie
in Wien!
Karl Singer, Berlin
Abb. 9 und JO I Dur Lobkowitzplatz in Wien
Oben: Nach einem Gemälde von Canaletto ifi
Jahre unten: Heutige Aufnahme
Auf beidenAbbildungen ist links das 1685 erbaute
frühbarocke Palais der Fürsten Lob kowitz sichtbar