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leichterung. In Zukunft können nämlich durch Um
sleigen im Kreuzungsbahnhof auch diese Züge bei der
Fahrt nach dein Ring benutzt werden.
Zum Schluß sei noch darauf hingewiesen, daß erst
durch die gleichzeitige Verlegung der Fern- und Vorort
züge die Stadt ein großes, in sich geschlossenes Messe
gebiet bekommt (Abb. 4), wie man es in Berlin an an
derer gleich günstiger Stelle nicht schaffen kann und
gleich verkehrlich günstig andere Weltstädte kaum auf
weisen dürften.
Dr.-lng. Louis Jänecke
Professor an der Pechnischen Hochschule Breslau
Abb, 4 / Eintragung der Neubaustrecke in den 1925 mit dem
ersten Preise ausgezeichneten Wettbewerbsentwurf von Heinrich
Straumer [Mitarbeiter : Otto Biel (Pergl. W.M. B.xg2ö, S.44)
BERLIN UND SEIN ZENTRALFLUGHAFEN
VON FRITZ HEYDENREICH, BERLIN
Die schnelle Entwicklung des Luftverkehrswesens und die
zunehmende Beliebtheit des Flugzeuges als modernes Beförde
rungsmittel haben dazu geführt, daß der Berliner Zentralflug
hafen auf dem Tempclhofer Feld zu einem Mittelpunkt des
deutschen, sowie des internationalen Luftverkehrs geworden ist.
Während im Laufe des Jahres 1926 auf dem Tcmpelhofer
Feld insgesamt 2653 Landungen (2559 deutscher und 94 aus
ländischer Flugzeuge) zu verzeichnen waren, denen 2696 Ab-
flüge gegenüberstanden, stieg die Zahl der planmäßigen Lan
dungen und Abflüge im Laufe des Jahres 1927 auf insgesamt
4418 bzw. 4457; außerdem waren im nichtplanmäßigen Flug
verkehr 3837 Abflüge und 3906 Landungen zu verzeichnen.
Noch deutlicher tritt der Aufschwung des Berliner Zcntral-
flughafens während der letzten Jahre bei einem Vergleich der
beförderten Personen in Erscheinung. So belief sich die Zahl
der Fluggäste im Jahre 1926 auf 15530 (9,8% aller 1926 überhaupt
auf dem Luftwege beförderten Personen), von denen 14802
deutsche und 728 ausländische Flugzeuge benutzten. Dem
gegenüber weist das Jahr 1927 eine Gesamtziffer von 45 196 Flug
gästen auf, von denen 33670 auf den planmäßigen und 11526
auf den nichtplanmäßigen Luftverkehr entfielen.
Die Höchstverkehrsziffern wurden infolge des regen Sce-
bäderverkehrs in den Sommermonaten erreicht; das Maximum
fiel mit 678 Landungen und 681 Abflügen und einer Gesamtzahl
von 5335 oder 15,8% Fluggästen (in planmäßigem Flugverkehr)
auf den August; im Juli waren 5065 und im September 4829
beförderte Personen zu verzeichnen. Das Minimum mit 148 Ab
flügen und 143 Landungen sowie 807 Fluggästen hatte der Januar
aufzuweisen.
Die wichtige Stellung des Berliner P'lughafens im internationalen
Luftverkehr ergibt sich vor allen Dingen daraus, daß Tempelhof
— das Luftkreuz Europas — von 94 ausländischen Flugzeugen
angeflogen wurde, während von den übrigen innerdeutschen
Flughäfen lediglich Fürth als Zwischenlandcplatz auf dem Luft
wege Frankreich Südosteuropa einige Bedeutung im inter
nationalen Verkehr erlangt hat. Dr. Fritz Heydenreich
BÜCHERSCHAU
Wasmuths Monatshefte für Baukunst. Heft 5. Einzelheft
Mk. 3,-.
Das Maiheft enthält auf 56 Seiten 252 Abbildungen, die zum
größten Teile Wohnhäuser aus Deutschland, Dänemark, der
Schweiz und den Vereinigten Staaten von Nordamerika dar
stellen. Von besonderem Werte ist die Veröffentlichung der
Entwürfe für die Gagfah-Siedlung in Zehlendorf bei Berlin, in
der 17 führende deutsche Architekten Kleinwohnungsbauten
errichten. Da die Abbildungen einheitlich im Maßstab 1:250
gehalten sind, bieten sie jedem Fachmann ein wertvolles Studien
material. Von städtebaulicher Bedeutung ist auch die eingehende
Veröffentlichung des Deutschen Sportforums in Berlin (Architekt
Werner Marek) das mustergültige Anlagen und Bauten für die
verschiedensten Sportarten vereinigt und zu einem einheitlichen
Ganzen zusammenschließt.
Mielkey Robert. Siedlungskunde des deutschen Volkes und ihre
Beziehung zu Menschen und Landschaft. Verlag J.F. Lehmann,
München, 1927. 310 Seiten mit 73 Textabbildungen und 6 Tafeln.
Oktav. In Ganzleinen Mk. 10,—
Sachkenntnis versteht sich bei Robert Mielke, Professor an
der Technischen Hochschule zu Berlin, auf seinem Sondergebiet
von selbst. Eine Fülle von Wissen ist hier also schon zu finden,
da aber auch die Beziehungen der Siedlung zu Menschen und
Landschaft erörtert werden, wird die Darstellung z. T. etwas
weitschweifig. Hier eine Blütenlese:
„Französischer Esprit und Taktik der nettoyeurs stehen
ja wohl auch heute noch ganz gut miteinander?“ (S. 31). „Und
will man aus der französischen Literatur den Unterschied
zwischen Dirne und Frau klarstellen, wird man ebensowenig
Erfolg haben, als wenn man dort oder im Leben eine Gretchen-
figur suchen wollte“ (S. 35). „Mit Ausnahme des Großstädters . . .
ist kein deutscher Stamm so unselbständig in seinem Urteil wie
der Franke. Aus dieser Quelle ist seine Neigung zur Demo
kratie . . . gekommen . . .“ (S. 137). Diese Proben dürften
den Geist des Buches und ihres Verfassers vollauf kenn
zeichnen. L. A.