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WIEN IM 18. UND IM 20. JAHRHUNDERT
VON KARL SINGER, BERLIN
Der berühmte Venezianer Maler Canaletto der Jün
gere, der in der Mitte des l8. Jahrhunderts wirkte,
malte in erster Reihe Städtcbilder. Zahlreiche Ölgemälde
und Kupferstiche sind von ihm erhalten, in denen er
das Antlitz italienischer, deutscher und auch russischer
Städte verewigte. Kr war Hofmaler in Wien, Dresden
und Petersburg. Besonders fruchtbar war sein Wirken
in der Österreichischen Hauptstadt, die in ihrem kunst-
historischen Museum viele seiner Werke bewahrt.
Ein Wiener Kunsthistoriker ist nun auf den Einfall
gekommen, dieselben Städtebilder, dieselben Ausblicke
auf Straßen, Plätze und Baulichkeiten, die Canaletto
gemalt hat, in ihrer heutigen Gestalt photographisch
aufzunehmen. Die Aufnahmen erfolgten von genau den
selben Punkten aus, auf denen der Maler Pinsel und
Palette handhabte. Daraus ergeben sich Vergleichsbilder,
die mehr als eineinhalb Jahrhunderte auseinanderlicgcn
und die das Interesse nach vielfacher Richtung fesseln.
Eine ganz genaue Analogie zwischen den alten und
den neuen Bildern ist natürlich nicht herzustellen, schon
Abh. 1 und 2 I Die Schottenkirche in Wien
Oben: Im Jahre 1756 nach einem Gemälde von Canaletto d. J.
Unten: Die Kirche mit ihrer Umgebung im heutigen Zustand