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nach Amerika ohne Zwi
schenlandung- durchzufüh
ren. Die Voraussetzungen
für Verkehrsflüge sind je
doch noch nicht gegeben,
weil ein Großflugzeug so-
vielBetriebsstoff mitnehmen
müßte, daß dadurch fast
seine ganze Tragfähigkeit
verbraucht wäre. Bevor
nicht ein neuer Motortyp
mit wesentlich geringerem
Brennstoffverbrauch erfun
den wird, ist der trans
atlantische Verkehr völlig
unrentabel. Bis dahin ge
stattet der neu im Bau be
griffene Seeflughafen in
Travemünde weitere Erfah
rungen zu sammeln, die
dem künftigen Zentralhafen
für den transatlantischen
Flugverkehr zugute kom
men werden. Dr. Brandt
Ahb. 2 I Flugsireckenplan der Deutschen Luft-Hansa A, C. für das Jahr 1926
(Nach: Hamburger Fremdenblatt)
NEUE SIEDLUNGSPLANE UND NEUE LEBENSBEDINGUNGEN
AUSZÜGE AUS EINEM VORTRAGE
VON JOHN NOLEN
Dr. John Nolen ist der Vorsitzende der gemeinnützigen amerikanischen Städtebaugesellschaft. Gegen ihn und die ihm nahestehende
Gruppe von Städteplanern ist oft und — wie die hier mitgeteilten Abbildungen aus Nolens reicher Tätigkeit zeigen — nicht ohne Grund
der Vorwurf des Schematismus erhoben worden. Dagegen ist einzuwenden, daß die Planungen Dr.Nolens und seiner Freunde oft wesentlich
besser sind als die landesüblichen Planungen der amerikanischen Landmesser und daß Dr. Nolen und seine Städtebaugesellschaft viel
für die Aufklärung des amerikanischen Publikums über die Notwendigkeit besserer Stadtplanung getan haben. Das Nachfolgende ist ein
Auszug aus einem der volkstümlichen Vorträge Dr. Nolens.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, bestehen Städte Jahr
hunderte hindurch, ohne sich wesentlich zu verändern. Selbst nach
verheerenden Feuersbrünsten, Erdbeben oder Überschwemmungen
wie in London, Boston, San Francisco, Baltimore usw. entstehen
die Städte im wesentlichen wieder in alter Form. Der Grund dafür
ist, daß bestehende Stadtanlagen ein für alle Mal in ihrer Lage
zu ihren Häfen, Eisenbahnen usw. festgelegt sind und daß zweitens
das Besitzrecht an Grund und Boden sowie den Bauten in den
Händen einzelner ruht und eine Festlegung des Kapitals bedeutet.
Nun entstehen aber neben diesen alten Städten fortwährend
neue Siedlungen. Der Bevölkerungszuwachs in den Vereinigten
Staaten z. B. beträgt jährlich eine Million, und dieser Zuwachs
kann aus triftigen Gründen nicht völlig in den bestehenden Städten
untergebracht werden. Neue Siedlungen sind also unerläßlich. Sie
Sollten aber, um den geänderten Lebensbedingungen zu genügen,
planmäßiger und zweckentsprechender angelegt werden als bisher.
Die Neusiedlung wird durch folgende Umstände gefördert: Aus
breitung der Eisenbahnlinien und Landstraßen, Anlage neuer Kanäle
und Häfen. Entdeckung neuer Bodenschätze oder neue land- und
forstwissenschaftliche Unternehmen. Gründung neuer Industrie
zweige infolge der Entwicklung der Kraftwagen, des Rundfunks,
W. H.
der Luftschiffahrt. Ausbreitung der Schwerindustriekonzerne über
das ganze Land. Neuerschließung ganzer Landesteile wie z. B.
Floridas. Gründung neuer Sommer- und Winterkurorte, namentlich
infolge der üblich gewordenen Erholungsreisen im Winter. Grün
dung neuer Studienanstalten und Universitäten.
Zu alledem tritt der Wunsch nach einer Wachstumsbegrenzung
bestehender Großstädte. Wo diese Grenze liegt, mag eine offene
Frage bleiben. Jedenfalls wird früher oder später der ungehemmten
Entwicklung der Städte ein Ziel gesetzt werden. Die Schaffung
von Trabantenstädten für den Volkszuwachs wird unabweisbare
Notwendigkeit. Diese müssen den veränderten Lebensbedürfnissen
vollauf entsprechen, die sich etwa wie folgt zusammenfassen lassen:
1. Vermehrung der Schulen; Anwachsen des Verkehrs jeder Art;
neue Bauweisen und Baustoffe; Fortschritt im Fernsprechverkehr,
in der Gas-, Licht- und Wasserversorgung, in Straßenbeleuchtung
und Städtereinigung. Alle diese Fortschritte unterscheiden die Be
dingungen für die Anlagen neuer Städte grundlegend von denen
vor 50 Jahren.
2. Das Familienleben hat sich gewandelt. Das Miethaus ist (in
Amerika) mehr in Aufnahme gekommen und damit hat eine Ver
mehrung der Kaffeehäuser und Gastwirtschaften eingesetzt. Als