21
Rosenthal zur Entlastungstraße aus und gewinnen hierdurch auch
eine bessere Verbindung der Stadtmitte zum Südbahnhofe. Die
übrigen Änderungen* die sie im Verlauf der Betenstraße und bei
der Ausmündung dieser Straße in Richtung nach den nördlichen
Wohngegenden vorschlagen, sind von den gleichen Tendenzen
beherrscht, die auch ihr übrigen Vorschläge diktiert haben. Sie
erweitern die Betenstraße heim Verlassen des Stadtinnern trichter
förmig und opfern dieser aus Verkehrsrücksichten natürlich sehr
wertvollen Erweiterung das Stadthaus I. Für das neue Stadthaus
wird ein Bauplatz gewonnen, der den Bedürfnissen der Stadt
verwaltung wohl entsprechen dürfte. In nächster Nähe dieses
neuen Stadthauses wollen nun die Verfasser auf dem Gelände
der alten Löwenbrauerei der Löwenstraße achsial gegenüber, die
Stadthalle bauen. Pinno und Grund gehen wohl von der sehr
richtigen Einstellung aus, daß einmal das hier noch zur Verfü
gung stehende Freigelände im Innern der Altstadt nicht wieder
neu bebaut werden sollte, sondern möglichst für Park- und
Gartenanlagen zu verwenden ist und daß die Stadthalle, wenn nur
irgend mÖglich.an denselben grünen Straßenzug gehört,an dem auch
das Stadtheater und die wichtigsten öffentlichen Gebäude stehen.
Wesentlich bei den Vorschlägen der Privatarchitekten für die
Umgestaltung des Aasfalltores an der Betenstraße ist auch noch
die Anordnung eines Platzgefüges jenseits des Südwalles, aus dem
sich dann die Märkische Straße und eine neue Durchbruchsstraße
genau nach Süden herausschälen. Die neue Durchbruchsstraße er
schließt neueWohngegenden und schafft gute Verbindung in bereits
vorhandene alte Wohngegenden, Auch für eine bessere Einbindung
des Südbahnhofes in den Stadtplan machen die beauftragten Archi
tekten interessante Vorschläge.
Wenn auch selbstverständlich die veröffentlichten Sanierungs
vorschläge der Dortmunder Privatarchitekten hier und da noch
verbesserungsfähig sein mögen: das eine steht fest, daß sie Wege
aufzeigen, wie das Gesamtproblem etwa angeschnitten werden
konnte. Der Stadt Dortmund kann nur der Rat gegeben werden,
die Kräfte, die sich in der freien Künstlerschaft in Dortmund
regen, zur Mitarbeit bei den großen Aufgaben heranzuziehen.
Mich däucht, der Nachweis, daß die dortigen Kräfte die Befähigung
zum Meistern großer Aufgaben haben, ist erbracht.
Professor Dr. ing. Ed, Jobst Siedler, Berlin
UMLEGUNGS-MATHEMATIK
VON ANTON HOENIG, KÖLN
Der Grundplan jeder Ansiedlung ist mosaikartig aus Flächen
mit hoch getriebener Bodenrente und wirtschaftlich unproduktiven
Flächen zusammengesetzt; beim Übergang von der landwirt
schaftlichen zur stadtwirtschaftlichen Nutzung des Bodens voll
zieht sich eine Zersetzung der bisher gleichmäßig verteilten
Bodenrente. Die bebauten Teile der Werk- und Wohngebiete
sind Flächen mit künstlich hochgesteigerter Ertragsfähigkeit; sie
bilden den wirtschaftlich produktiven Teil des Stadtplans; die
unbebauten Flächen, die dem Verkehr und der Erholung dienen,
sind an sich unproduktiv; sie werfen nicht nur keine Bodenrente
ab, sondern sie konsumieren dauernd hohe Kosten, dienen jedoch
mittelbar wesentlich zur Ertragssteigerung der produktiven Flächen,
Zweierlei Boden ist demnach zu unterscheiden, solcher der dauernd
jene Früchte trägt, die in ihrer letzten Verarbeitung heißen:
Grundsteuer, Gebäudesteuer, Gewerbesteuer, die drei Haupt
einnahmequellen städtischer Finanzverwaltung; und solcher Boden,
der dauernd am Geldbeutel der Gemeinschaft zehrt. Es ist eine
der Hauptaufgaben der Stadtplanung, den Lebensraum wirtschaft
lich richtig aufzuteilen, Planwirtschaft zu betreiben. Dafür, daß
die Bodenbilanz aktiv bleibt, sorgt mit allen ihren Kräften die
Privatwirtschaft durch das Streben nach Ausnutzung der wirt
schaftlichen Kapazität des Bodens. Aufgabe des Städtebauers ist
es, zu verhüten, daß auf Kosten der sozialen Belange Raubbau
getrieben wird. Mit der übermäßigen baulichen Ausnutzung des
Bodens steigt zwar die Grundrente, aber bei steigender Wohn
dichte leidet die Volksgesundheit. In dieser Erkenntnis wurzelt
die moderne Freiflächenpolitik.
Betrachten wir in diesem Sinne den ßodenvorrat eines Ge
meinwesens als den Lebensraum eines wirtschaftlichen Gesamt
organismus, so liegt es auf der Hand, daß alle Aufwendungen
für die dauernde Freihaltung aller notwendigen Freiflächen, als
da sind: Grunderwerbskosten, Anlage- und Unterhaltungskosten
der Straßen, Plätze, öffentlichen und privaten Gärten und Park
anlagen, in letzter Linie irgendwie aus den Hausgrundrissen
herausgewirtschaftet werden müssen. Nicht aus dem Nettobau
land, sondern aus dem jeweils zur Bebauung zugelassenen Bruch
teil des Nettobaulandes; auf diesen verhältnismäßig kleinen
Flächen vereinigt sich die Grundrente der Gesamtfläche; sie
müssen den Ausfall der Bodenrente der Freiflächen ersetzen
(Abb. 1).
Wirtschaftliche Stadtplanung wäre ein einfaches Rechenexempel,
wenn der ganze Bodenvorrat in einer Hand vereinigt wäre. Der
Grund aller Schwierigkeiten liegt darin, daß der Grundbesitz in
zahlreichen Händen zerstückelt ist.
Das Streben der Gemeinschaft, möglichst viel von den ertrag
reichen Bodenflächen in öffentlichen Besitz zu bekommen, führt
zur fiskalischen Bodenpolitik; sie läßt sich von privatwirtschaft
lichen, kaufmännischen Grundsätzen leiten und gerät daher leicht
mit den sozialen Forderungen in Widerspruch. Die soziale
Wohnungs- und Freiflächenpolitik fordert Opfer; sie fordert
Verzicht auf Bodenrente; die Freiflächenpolitik in noch höherem
Maße als die Wohnungspolitik, weil sie es ist, die den Boden
entwertet, ihn seiner Ertragsfähigkeit beraubt und zur Quelle
dauernder Verluste macht. Der Buchwert dieser Grünflächen
wächst ins Unendliche. Doch; Die Wirtschaftlichkeit der städtischen
Erholungsflächen kann überhaupt nicht nach Prozenten des An
lagekapitals gewertet werden.
Die Pachterträge der Sport
plätze und Schrebergärten
fallen nicht in die Wagschale.
Aber die Bedeutung der
Freiflächen für dieVolksgesund-
heit, ihre Auswirkung auf Ge-
burts- und Sterbeziffern u.a.m.
sind längst als Werte erkannt
worden, wenngleich die Finanz-
Verwaltung diese Zahlen im
Haushaltsplan nichtunmittelbar
verwerten kann.
Eine umfangreiche Literatur
hat dafür gesorgt, daß man
sich in den letzten Jahren über
die Ziele der Freiflächenpolitik
so ziemlich klar geworden ist.
LANDWIRTSCHAFT
5TAD7WIRTJCHAFT