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Abb. 1 I Geologische Karte I Das hellschraffierte Gebiet im Nordoslen ist
Flußniederung und nicht slurmflulfrei
Abb,2 / Nutzungsplan / Die Kreise sind die künftigen Kohlenschächte, die dunklen
Flächen die künftigen Ansiedlungen, die hellschrafflerten Flächen sind Niederungen
80 km) ermöglicht es vielleicht, unmittelbar über den Kohlen
lagern ein großes Kraftwerk für die Elektrizitätsversorgung Lon
dons zu errichten, auch eignet sich das Gebiet besser für die
Dezentralisierung der Londoner Industrie in kleinen Industrie
städten als etwa die Gartenstadt Letchworth, die sich nicht auf
Bodenschätze stützen kann. Doch bleibt neben wirtschaftlichen
Bedenken zu erwägen, daß das Gebiet innerhalb der Reichweite
der französischen Küstenartillerie liegt und im Kriegsfall franzö
sischen Luftangriffen besonders ausgesetzt wäre.
Die Möglichkeit einer stärkeren industriellen Entwicklung hat
die örtlichen Verwaltungskörperschaften veranlaßt, durch zwei
Fachleute die Vorarbeiten für einen Regionalplan aufstellen zu
lassen, die vor kurzem in einem prächtig ausgestatteten Buch ver
öffentlicht sind (East Kent, Regional Planing Scheme, Prelimi-
nary Survey by Patrick Abercrombie and John Archibald, Uni-
versity Press of Liverpool Ltd. London 1925). Die Arbeit hat
die einmütige Unterstützung aller beteiligten Kreise gefunden,
der örtlichen und übergeordneten Behörden, der wissenschaft
lichen Institute, der Handelskammern, der Industrie, der Eisenbahnen
usw., wie sie bei uns in Deutschland leider nur selten zu finden ist.
Die Art, wie die Aufgabe angefaßt ist, verdient volle Beach
tung. Der erste Teil ist gewissermaßen eine Bestandsaufnahme
über den heutigen Zustand, die topographischen und geologischen
Gegebenheiten, das Vorkommen an Bodenschätzen, die vor
handenen Natur- und Kunstdenkmäler, die gegenwärtige Ver
waltung und Bevölkerung, die Nutzung des Landes, die Ver
kehrswege und die Grünflächen. Im zweiten Teil wird ein Zu
kunftsbild entworfen für die Zeit, in der einmal alle zwanzig
Kohlenschächte in Betrieb sind und die Bevölkerung von 250000
auf 650000 Köpfe angewachsen ist. Hier wird in kluger Selbst-
beschränkung darauf verzichtet, große Projekte aufzustellen, son
dern es werden nur die möglichen Auswirkungen der industriellen
Entwicklung für die Gestaltung des Gebietes untersucht und die
wünschenswerten Beschränkungen in einem wirtschaftlichen
Nutzungsplan niedergelegt. Da das Gebiet große landschaftliche
Reize aufzuweisen hat, sich aber noch in fast ländlichem Zustande
befindet, sind noch alle Wege offen, um den Schäden vorzu
beugen, die eine rasche industrielle Entwicklung zu begleiten pflegen.
Aus der Fülle der Einzelheiten sei hier nur Weniges wieder-
Abb. 3 / Kohlenvorkommen (dunkle Fläche) und wahrscheinliche Ausdehnung der
Eisenerzlager (dunkel gestreifte Fläche)
Abb. 1—3 / Regionalplan für Ost-Kent, England / Architekten: Patrick Aber
crombie und John Archibald