198
Abb. 14 / Kavalierstraße in Dessau / Gegenwärtiger Zustand
vgl. Abb. 15
Abb 15 / Kavalierstraße in Dessau / Bsbauungsvorschlag von Dr. Georg Salzmann
vgl. Abb. 14
Abb 16 / Aus der KavalierstraBe in Dessau / Gegenwärtiger Zustand
vgl. Abb. 17
Abb. 17 / Aus der KavalierstraBe in Dessau
Bebauungsvorschlag von Dr. Georg Satzmann
vgl. Abb, 16
WIENER STADTEBAU-KONGRE SS 1926
Dem allgemeinen Bericht auf S. 175 lassen wir den nachstehenden
Diskussionsbericht über die Frage von Klein- und Großhaus folgen.
Auf dem Wiener Städtebau-Kongreß wurden am letzten Tage,
d. h. am 16, September, die „Wohnungsberichte aus verschiedenen
Ländern“, die den Kongreß-Teilnehmern in den „Vorberichten 1
und II“ gedruckt Vorlagen, behandelt. Die Redner haben sich
aber oft in eine Erörterung von Fragen eingelassen, die diesen
Rahmen überschritten.
Muesmann, Dresden, fügt seinem Aufsatz „Kleinhaus und
Großhaus“ (Vorberichte I, S, 205) einige Erläuterungen hinzu.
Er versucht, den Begriff „Einfamilienhaus“ zu bestimmen und
empfiehlt, ihn nicht eng formal zu deuten, sondern vom wirt
schaftlichen Standpunkt auszugehen und diese Benennung auch
dann beizubehalten, wenn es sich um Häuser handelt, in welchem
ein bis zwei Zimmer zu vermieten sind. Es ist erwünscht, die
gesamte Bevölkerung möglichst in Kleinhäusern unterzubringen.
Großhäuser sind überhaupt zu vermeiden und sollen jedenfalls
drei Stockwerke nicht überschreiten. Muesmann führte ferner aus,
daß das System eines besonderen Eingangs für jede einzelne
Wohnung, welches in Holland sich gut bewahrt, für Deutschland
nicht in Betracht komme, da die klimatischen Verhältnisse eine
unmittelbare Verbindung der Wohnung mit Keller und Dach er
forderlich machen, ohne die Straße betreten zu müssen.
Das Einfamilienhaus begünstigt die Beteiligung von breiten
Völkerschichten an dem Aufbringen von Kapital für Bauzwecke,
was eine festere Grundlage für die Bautätigkeit zur Folge hat,
als wenn nur einzelne Kapitalisten daran teilnehmen, deren Kapital
immer nur ein beschränktes sein kann.
Dr, J. Schneider, Wien, betont die Vorzüge des Kleinhauses,
namentlich in den Fällen, wenn der Siedler selbst einen Teil der
Baukosten in der Form von persönlichen Arbeitsleistungen über
nimmt, was sich bis 50 v. H. der Gesamtkosten steigern kann. Das
Kleinhaus stärkt das moralische Empfinden, den Familiensinn, die
Lebensfähigkeit. Das, was wir in der Zukunft zur Pflege der
Volksgesundheit brauchen, ist gerade das Einfamilienhaus. An
Großhäusern ist der Bedarf in Wien reichlich gedeckt, an Klein
häusern herrscht Mangel.
Dr. Martin Wagner, Berlin, hätte das Wort nicht ergriffen,
wenn nicht in der Schrift über Wiener Wohnungsbauten „Die
Wohnungspolitik der Gemeinde Wien“, die den Kongreß-Mit
gliedern überreicht war, Großhäuser empfohlen und deren Wert
in Widerspruch zu der bis jetzt herrschenden Auffassung zu be
gründen versucht würde. Es sei gesagt worden, daß nur reiche
Länder, wie z. B. die Vereinigten Staaten es sich leisten könnten,
die gesamte Bevölkerung in Einfamilienhäusern unterzubringen.
Es ist nicht so. Amerika ist kein reiches Land gewesen, als dort
Einfamilienhäuser gebaut wurden, es ist vielmehr dadurch reich
geworden. In der erwähnten Schrift sei angegeben, daß Wien arm
ist, aber Wiens Großhäuser haben mehr gekostet als Kleinhäuser,
folglich ist diese Behauptung nicht stichhaltig.