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LEERSTEHENDE WOHNUNGEN IN BERLIN
Aus den „Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer
zu Berlin“ vom 25. September entnehmen wir einem Bericht der
Woknungsfürsorgegesellschaft Berlin m. b, H. folgendes:
„In Frage kamen für die Statistik nur die in den ersten zwei
Jahren 1924 und 1925 von derWohnungafüraorgegesellschaft Berlin
m. b. H. mit Hauszinssteuerdarlehen beliehenen Neubauten mit
insgesamt 19357 Wohnungen. Hiervon waren am 15. August d. J.
bezugsfertig 15898 Wohnungen, vermietet waren am Stichtage
15594 Wohnungen, noch nicht vermietet waren somit 304 Woh
nungen. Wie die nachstehende Tabelle (Gruppe A) zeigt, handelt
es sich bei den leerstehenden Wohnungen fast ausschließlich um
Neubauten, die durch Hauszinssteuerhypotheken, erste Hypotheken
von Pfandbriefanstalten und dergleichen und durch eigenes Kapital
der Bauherren finanziert worden sind, wo also die Vermietung
SaAe des Bauherrn ist. Bei der zweiten Gruppe von Neubauten (B),
die neben der Hauszinssteuerhypothek noch Zusatzhypotheken
aus städtischen Mitteln erhalten haben, waren die bezugsfertigen
Wohnungen bis auf 14 in eben fertiggestellten Häusern vermietet.
Über die Wohnungen der Gruppe B verfügt nicht der Bauherr,
da sich die Stadt Berlin bei Bewilligung der Zusatzhypotheken das
Recht Vorbehalten hat, die Mieter durch die Bezirkswohnungsämter in
die Wohnungen einzuweisen. Baukostenzuschüsse werden für diese
Wohnungen nicht erhoben. Bei der dritten Gruppe (C), den Einzel
siedlern, die Ein* oder Zweifamilienhäuser für eigene Rechnung
mit Hilfe von Hauszinssteuerdarlehen errichten, kommen leer
stehende Wohnungen überhaupt nicht vor.
Von 11101 bezugsfertigen Wohnungen der Gruppe A konnten
demnach 290 Wohnungen noch nicht vermietet werden, während
auf der anderen Seite von den noch nicht bezugsfertigen Woh
nungen der Gruppe A schon 43,7 v. H. im voraus vermietet worden
sind. Im Gesamtbild der Gruppe A stehen 11391 Wohnungen be
zugsfertigen Wohnungen 11918 vermietete Wohnungen gegenüber.
Die verhältnismäßig geringe Anzahl der 290 bezugsfertigen und
unvermieteten Wohnungen läßt erkennen, in wievielen Fallen die
von der Privatwirtschaft geforderten Baukostenzuschüsse so hoch
sind, daß sich hierfür noch keine Interessenten fanden. Die be
treffenden Bauherren werden sich, wie es viele andere schon getan
haben, ebenfalls genötigt sehen, ihre Forderungen zu ermäßigen,
um die Wohnungen vermieten zu können.
Die Wohnungsfürsorgegesellschaft Berlin m. b. H. hat von jeher
das System der Baukostenzuschüsse als einen recht bedauerlichen
Mißstand angesehen. Solange aber die für Zusatzhypotheken von
der Stadt Berlin zur Verfügung gestellten Mittel nicht ausreichen...
muß das Kapital der freien Wirtschaft einspringen, da der für
Berlin von der Regierung festgesetzte Höchstbetrag der Haus
zinssteuerhypothek nicht überschritten werden darf. Die Privat
wirtschaft sucht selbstverständlich die von ihr investierten Bau
kosten in Form von Baukostenzuschüssen oder von Mietaufschlägen
wieder flüssig zu machen.
Die Zahl der zuschußfreien Wohnungen für Minder* und Un
bemittelte hat bis jetzt in jedem Jahre erheblich zugenommen.
Während 1924 nur 1217 Wohnungen, 1925 sthon 3651 Wohnungen
bereitgestellt werden konnten, werden im Jahre 1926 5500 Woh
nungen ohne Baukostenzuschüsse den unbemittelten Wohnung
suchenden geboten werden. Außerdem werden aus den im Jahre
1926 von der Stadt zur Verfügung gestellten Zusatzhypotheken
mitteln im Januar nächsten Jahres noch etwa 3000 Wohnungen
gleicher Art erstellt werden, da für die Verteilung der restlichen
Zusatzhypothekenmittel in diesem Jahre die entsprechenden Haus-
zinssteuermittel nicht mehr ausreichen.“
Insgesamt mit öffent
lichen Mitteln be-
liehene Wohnungen
Von den Wohnungen der Spalte 1 sind:
Von den Wohnungen der Spalte 1 sind:
bezugsfertig
bezugsfertig und
vermietet
bezugsfertig und
noch nicht
vermietet
noch nicht
bezugsfertig
dennoch schon
vermietet
1
2
3
4
5
6
Gruppe A
13 260
11391
11 101
290
1869
817
Gruppe B
4 868
3 278
3 264
14
1590
140
Gruppe C
1229
1229
1229
—
—
—
insgesamt . ■ .
19 357
15 898
15 594
304
3459
957
CHRONIK
LE CORBUSIER-AUSSTELLUNG IN BERLIN
Ende Oktober findet in unseren Ausstellungsräumen, Berlin W8,
Markgrafenstraße 31, eine Ausstellung von Le Corbusler-Jeannerets
jüngsten Arbeiten statt, die der Künstler der Schriftleitung zu
diesem Zweck selbst zur Verfügung gestellt hat. Die Ausstellung
ist werktäglich von 10 bis l / 9 7Uhr geöffnet. Der Eintritt ist von
12 bis l / s 7 Uhr frei, morgens 1 Mark.
ERGEBNISSE DES „LINDEN“-WETTBEWERBES
Den bisherigen drei Veröffentlichungen über unseren „Linden“-
Wettbewerb (W. M. B. 1926, Heft 9, und „Städtebau“ t926, Heft 2
und 9/10) folgen auf den nächsten Seiten weitere Arbeiten. Eine
Nachlese wird noch im folgenden „Städtebau“-Heft erscheinen.
Diese Veröffentlichungen werden zusammen mit den Fassaden
abwicklungen von „Unter den Linden“ in den Jahren 1825 und 1925
(die letzteren eigens für den „Städtebau“ aufgenommen) als Buch
„Unter den Linden von 1680 bis 1980" zusammengefeßt werden.
Dieses Buch wird Ende November d.J. erscheinen und ist vor
Erscheinen zum Subskribtionspreis von Mk. 8.— geheftet und
Mk. 10.—— in Leinen, nach Erscheinen zum Preise von Mk. 11.—
bezw. Mk. 13.— zu beziehen.