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Berlin
Baumeister über fast unüberwindliche Schwierigkeiten
künden. Daher kommt es, daß sich vielleicht keine
Stadt zum Festhalten ihrer äußeren Erscheinung in
zahllosen Einzelskizzen eignet wie Rom. Die Bild
skizzen haben, gegenüber der Photographie, den Vor
zug, daß sie das städtebaulich Wichtigste in Höhe und
Breite herausgreifend zusammenfassen und das Neben
sächliche weglassen können.
Die Arbeiten von Otto Bünz beschränken sich aber
nicht auf das städtebaulich geschulte Erfassen wert
voller baulicher Verhältnisse. Otto Bünz hat vielmehr
lebhaften Anteil an der Bearbeitung des römischen Be
bauungsplanes genommen und seine Kritik des schlechten
Bebauungsplanes von 1910 ist vielleicht eine der wesent
lichen Kräfte geworden, die diesen verwerflichen Plan
im Jahre 1916 zu Fall brachten.
Es gibt heute keine alte Stadt, in deren Schönheit
die neuzeitliche Entwicklung nicht klaffende Wunden
gerissen hätte. Je köstlicher und je größer eine alte
Stadt ist, desto furchtbarer hat die moderne Barbarei
gegen sie gewütet. Am furchtbarsten wurden deshalb
Paris und Rom betroffen. Aber wie gering man auch
von Hausmann als Künstler denken mag, ganz so roh
wie heute vermochte man doch in der Mitte des 19. Jahr
hunderts noch nicht zu wüten. Die Brutalität, mit der
die prachtschnaubende Nichtigkeit des Victor Emanuel-
Denkmals sidi im Herzen der heiligen Stadt breit macht,
übertrifft selbst die deutschen Albernheiten dieser Art,
weil die vorhandenen Maßstäbe in Rom strenger und
feierlicher sind.
Die nachfolgenden Abbildungen geben eine kleine
Auswahl aus den Otto Bünzschen Skizzen, von denen
viele in den gleichzeitig mitgeteilten Plänen grundriß-
mäßig geprüft werden können. Die Abbildungen geben
ferner Ausschnitte aus dem verwerflichen Stadtplan von
1910 und einige der Bünzschen Verbesserungsvorschläge.
Selbst diese Verbesserungsvorschläge, ernst durchge
arbeitet wie sie sind, erlösen die Verehrer römischer
Schönheit nicht von dem Wunsche, daß die Welt
geschichte und die gelobte „moderne Entwicklung“
lieber Stillstehen als ein gewachsenes Kunstwerk wie
Rom zerstören sollte. AbersolchegefühlsseligenWünsche
sind nichtig. Der moderne Kitsch wird siegen, und man
wird das Rom vom Anfang des 20. Jahrhunderts später
einmal in den Blattern von Otto Bünz studieren müssen,
wie man heute Versunkenes und unendlich Großartigeres
in den Blättern Piranesis findet. In Rom wurde einst auch
der schöpfungslusligste Neuerer bescheiden (wenn nicht
gerade seine Sinne dort so blind waren, wie einst
Luthers), und es kam ihm der Verdacht, daß es in
der Stadtbaukunst vielleicht doch keine wichtigere Auf
gabe gibt, als demütig nur Derartiges neuzuschaffen,
was sich vor dem Alten nicht allzusehr zu schämen
braucht. Allmählich ist Rom, das einst die wichtigste
Abb. 3 I Piazza Colonna. Die Säule des Marc Aurel vor dem Haus Fagiano. Rechts der
Palazzo Chigi. (Vgl. Abb. 1 und 2, Punkt G, in der Mitte)
Abb. 4 / Piazza S. Ignazio. Nach dem Bebauungsplan vom Jahre 1910 soll die schöne Gebäude
gruppe abgebrochen werden. In Otto Bünz' Gegenvorschlag wird sie erhalten. (Vgl. Abb. 1 und
2, Punkt D, untere Mitte)
Abb. 5 / Piazza della Rotonda. Nach dem Bebauungsplan vom Jahre 1910 soll der vorn links
vorspringende Gebäudeteil abgebrochen und eine große Verkehrsstraße durch den Platz gelegt
werden. Damit würde die Platzform aufgelöst und die Stellung von Pantheon sowie Brunnen
geschädigt werden. (Vgl. Abb. 1 und 2, Punkt E, Mitte der linken Hälfte)