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schossen (oder Wohnkeller und zwei Obergeschosse), und
anschließend an die bereits mit ganz hohen Mietshäusern
ausgebauten Quartiere ßarmbecks dürfen einige Blöcke vier
Obergeschosse (oder Wohnkeller und drei Obergeschosse)
erhalten. Dies geschah, um hier die privaten Besitzer im
Umlegungsverfahren entschädigen zu können.
Das ganze Gebiet wird durch den breiten Zug einer
Ausfallstraße, der Dehnhaide, durchzogen. Sie erweitert
sich in der Mitte zu einem Kirchplatz, der so angelegt ist.
daß eine leise Versetzung der Straße und ihre perspekti
vische Unterbrechung durch den Kirchenbau erreicht wird.
Neben diesem Vcrkchrszug bildet das breite Band eines
Grünstreifens das ausschlaggebende Moment. Diese An
lagen von 828Ö0 qm ziehen sich zwischen den nord-südlich
gerichteten Wohnstraßen hin, bald als Wiesenfläche und
Tummelplatz, bald als Ziergarten, ausgebildct. Ein großer
Sportplatz für das organisierte Spiel, der von Alleen um
säumt ist, schließt sich daran. (Abb. 1.) Die öffentlichen Ge
bäude sind mit dieser Grünanlage in organische Verbin
dung gebracht. Ein Volkshaus schließt den Zug der An
lagen ab, zwei Schulen flankieren den Sportplatz, andere
Bauten beherrschen die übrigen Achsen.
Diese Umgestaltung des früheren Planes ist nun durch
zweckmäßige und sparsame Aufteilung ohne erhebliche
Opfer erreicht worden.
Obwohl die Grünanlagen sehr vergrößert worden sind,
beträgt die Wohnfläche in dem herabgezonten Plan immer
noch 1 101 200 qm gegen 1 231 000 qm in dem Plan mit durch
gehender fünfgeschossiger Bebauung.
Da man sich, um dieses Ergebnis zu erreichen, bei der
Ausgestaltung der einzelnen Teile nicht viel rühren durfte,
ist ein gewisser Schematismus in der Aufteilung nicht zu
umgehen gewesen. Er kann in wesentlicher Weise aufge
hoben werden, wenn die Bebauung des Gebietes nicht in
Form einzelner Bauvorhaben geschieht, sondern in einheit
lichen Gruppen vor sich geht.
Hierzu ist neuerdings in dem nordwestlichen Teile des
Gebietes der Anfang gemacht.
Die ersten fünf Blöcke am Alten Teichweg sind vom
Staate als Klemwohnungskolonic ausgebaut.
Diese einheitliche Benutzung ergab Gelegenheit zu einer
Art der Ausgestaltung dieser Blöcke, die vom Schema der
üblichen Straßenteilung abweicht. (Abb. 4.)
Der Verkchrszug ist in das innere der Blöcke verlegt, so
daß sich wohnhofartige Gebilde ergeben, die in ihrer Mitte
einen gemeinsamen mit Bäumen und Bänken ausgestatteten
Spielplatz für Kinder umschließen. Dadurch wird der Raum
der Straße frei, um zusammen mit dem Vorgartengelände
zu Gartenland ausgenutzt zu werden, das vor allem den Be
wohnern der unteren Stockwerke zugute kommt. Diese
Gartcnstreifen sind gegen die Straße mit eingeschossigen
Ladentrakten abgeschlossen, so daß sie gut durchlüftet
bleiben und doch die ganze Straßenfront ausgenutzt wird.
Oie Vorteile dieser Anlage liegen in den vergrößerten
Grünflächen, einem heimlicheren Charakter des Wohntypus,
einem geringeren Aufwand von Pflasterfläche, Durchlüft-
barkeit aller Baugebilde und einer Zerlegung der Baumassen
an den führenden Straßen in villenartig wirkende Haus-
korper trotz der guten Frontausnutzung.
Innerhalb dieser Anlage sind nun in den ersten vier
Blöcken Häuser mit Erdgeschoß und 2 Obergeschossen vor
gesehen, die vorwiegend Zwei- und Dreizimmerwohnungen
mit Wohnküche enthalten. Je sechs solcher Wohnungen
liegen an einem Treppenhause. Um die Herstellungskosten
nicht durch die besonders teueren Fellerarbeiten allzusehr
zu belasten, ist auf Keller durchweg verzichtet. Jede Woh
nung hat eine größere Speisekammer und besitzt einen Vor
rats- und Brennmaterialraum im Dachgeschoß. Tn den vier
Blöcken sind 109 Zweizimmerwohnungen, 129 Dreizimmer
wohnungen und in den Eckhäusern 51 Vierzimmerwoh
nungen entstanden.
Im fünften Block ist ein Studentenheim eingebaut, das
außer den nötigen Gemeinschaftsräumen 80 Einzelzimmer
besitzt. Die Verhältnisse des ansteigenden Geländes
machten hier eine teilweise Unterkellerung nötig, die für
die Heizung und Wirtschaftsräume ausgenutzt ist.
In diesem Block befinden sich außer dem Studentenheim
12 Zweizimmerwohnungen, 60 Dreizimmerwohnungen und
13 Vierzimmerwohnungen. Die Eckwohnungen jedes. Blockes
stehen jedesmal mit einem der Läden in Verbindung, die in
den Zwischentrakten liegen. Der mittlere von ihnen ist
durch einige Räume zu einer Wohnung erweitert.
Diese ganze Kleinwohnungs-Anlage, die in den schlichte
sten Formen in Backstein ausgeführt ist, stellt einen Versuch
dar, in unmittelbarem Anschluß an die unwirtlichen Zins
kästen der Großstadt eine behaglichere und freundlichere
Etagenhausbebauung einzuführen, die schon durch ihre Lage
in unmittelbarer Beziehung zu einer Grünanlage mit dem
abstoßenden Charakter de« großstädtischen Zinshauses
nichts mehr zu tun bat.
Hamburg bedarf neben den Gartensiedlungen in Langen
horn dieses Wohntypus eines gemäßigten Flachbaues in un
mittelbarer Nähe der jetzigen Wohnquartiere. Seine be
engte unglückliche Form bringt es mit sich, daß nur noch
in weiter Entfernung von den im Zentrum gelegenen Ar
beitsstätten Siedlungsland zur Verfügung steht. Hier aber
erschweren die Bahntarife und zugleich die Kosten für
neue Schulen und Verwaltungsgebäude sehr eine lebens
fähige Entwicklung.
Deshalb ist Hamburg gezwungen, seine geographisch noch
einigermaßen günstig zur Arbeitsstätte belegenen Gebiete
für den stark auftretenden Wohnungsbedarf auszunutzen
und hier nach einer Bauweise zu suchen, die in ihrem so
zialen und baulichen Typus allen berechtigten Wünschen
Rechnung trägt und doch auf hochwertigem Bauland und
mit hohen Baukosten noch einigermaßen durchführbar ist.
DER LONDONER VERKEHR
IM URTEIL DES AMERIKANISCHEN ARCH1KTETEN ALFRED C. BOSSOM
AUSZUG AUS EINEM VORTRAG MIT 5 ABBILDUNGEN NACH SKIZZEN VON A. C. BOSSOM
Bisher galt die Londoner Art, den Verkehr zu regeln, als
vorbildlich. Wenn sie es heute nicht mehr ist, so liegt das
an dem Anwachsen des Verkehrs während der letzten
zwanzig Jahre. In London will man, anders als in Amerika,
lieber bequem als schnell befördert werden. Dabei ist die
Straßenführung Londons sicherlich nicht planvoll. Seitdem