DER STÄDTEBAU
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weiter ist die Impopulations-Instruktion der Kaiserin Maria
Theresia vom Jahre 1772 von Bedeutung. Die Ansiedler
teilen sich in drei Gruppen: Handwerker, die in Städten
angesiedelt werden und 50 Gulden Unterstützung, zehn
jährige Steuerfreiheit und Hausgrund erhalten; Feld
arbeiter, die in Dörfern angesiedelt wurden und je nach
der Gegend 24—38 Joch Feld zugewiesen erhielten. Außerdem
bekam der Siedler noch 24 Joch Wiese bzw. 8 Joch Hut
weide und 10 Joch Heide. Bemerkt sei wohl, daß das
Jochmaß bedeutend schwankt (1200,1600, 2000 qm); Grenz
schutzsiedler (Schwaben) waren vom 17. bis 40. Jahre
zum Grenzdienst verpflichtet, von jedem Frondienst enthoben
und bekamen außer den Feldgrundstücken 10jährige Steuer
freiheit, Waffen, 2 Pferde, 4 Ochsen und 2 Kühe pro Familie.
Auf Grund der Impopulations-Verordnungen von 1765
wurden erbaut im Jahre 1765; Szakälhäza (Sackel
hausen) mit 300 Häusern. 1767: Zsombolya (Hatzfeld) mit
405, Groß-Jecsa mit 204, Csabäd mit 204, Guttenbrunn
mit 148, Neudorf mit 150, Schöndorf mit 200, Engels
brunn mit 106 Häusern. 1769: Grabatz mit 200 und
Bogläros mit 201 Häusern, 1770-71: Klein-Jecsa mit
101, Maslor mit 80, Heufeld mit 80, CharleviUe mit 64,
Soltour mit 64, Albrechtsflur mit 80, Marienfeld mit
125, Blumental mit 95, Segenbau mit 75, Greifental
mit 30, Charlottenburg, Altringen, Neuhof, Buch
berg, Lichtenwald mit je 32 Häusern. 1772 entstehen
Kreuzstetten mit 65, Wiesenhaid mit 100, Königshof
mit 30, St. Hubert mit 64, Trübwetter und Gottlob mit
je 205 und Ostern mit 51 Häusern. — Die Ortsnamen
CharleviUe, Soltour und St. Hubert weisen auf fran
zösische und elsässische Siedler, die Orte wurden aber
später von Deutschen übernommen. Für den Temesvarer
Bezirk spielt in den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts
der Landesdirektionsrat Hildebrand eine bedeutende Rolle.
Nach der Lage der Siedlungen unterscheiden wir im
wesentlichen Festungssiedlungen (Temesvär), Fluß
siedlungen (Knes), Straßensiedlungen anKomitats- und
Gemeindestraßen (Grabatz, Hatzfeld), Gewanndörfer
innerhalb der Gemeindeflur (St. Hubert), Waldsiedlungen
in Art der Waldhufendörfer (Buchberg), Siedlungen am
Bergrücken und reine Marktsiedlungen (Kirchdörfer)
mit dem Marktplatz an der Kreuzung der Straßen, vielfach
auch ohne eigentlichen Marktplatz. Die meisten Orte haben
im Verlaufe der Zeit ihr städtebauliches Bild verändert; der
Kern ist aber aus den alten Plänen klar zu ersehen.
Für die Anlage der Siedlung war vor allem die Lage
der Felder maßgebend. Nach dem damals üblichen Prinzip
der Dreifelderwirtschaft lagen die zur Austeilung gelangen
den Feldflächen auf drei verschiedenen Stellen (bearbeitetes
Feld, Brachfeld, Weide), In der Mitte des Ortes sollte nach
der Vorschrift der Kirchplatz liegen, bei kleineren Sied
lungen genügte ein Glockenstuh! oder ein Kruzifix. Der
Platz für die Schule, für das Wirtshaus und Gemeindehaus
war ebenfalls planmäßig bestimmt. Die zahlreichen Sied
lungen zeigen aber, daß die Vorschriften nicht immer streng
gehandhabt worden sind. Deutlich erkennen wir aber aus
den Plänen die strengen baupolizeilichen Vorschriften, die
besonders der Feuersicherheit der Ortschaften entsprechen
sollten. Collmann ordnet 1765 für das Komitat Bäcs-
Bodrog an, daß die Häuser wenigstens auf 20 Klafter
Entfernung gebaut sein müssen, damit das Feuer nicht
überschlägt. Die Objekte sind an der Grenze der Parzelle
zu bauen, der 16 m breite Hof durfte mit Nebengebäuden
in der Querrichtung nicht verbaut werden. Die Häuser
mußten frontal zur Straße liegen (Giebelfront), Hof und
Garten trennt im Baublock die Häuser. Für Quergassen
waren 6—8 Klafter Breite vorgeschrieben. Nach der Vor
schrift müßten an den Straßen Rigolen angelegt werden,
über welche Stege zu legen waren; weiter waren die Straßen
mit Obst-, Maulbeer- und Akazienbäumen zu bepflanzen.
— Die Häuser selbst waren im Lehmstampfbau oder
Lehmziegelbau errichtet, vereinzelt finden wir auch mit
Lehm beworfenes Reisiggeflecht als Konstruktion. — Unter
den Kupfern des alten Werkes von Griselini sehen wir
Muster von Häusern, bei welchen auch einfache Fachwerke
angedeutet sind. Im Verlaufe der Zeit hat sich das charakte
ristische zwei- und dreiteilige Haus (Zimmer, Küche oder
zwei Stuben mit dazwischenliegender Flurküche) und dem
meist rechts liegenden schmalen Hausgang reif ausgebildet.
Die Dachdeckung besteht heute aus Ziegeln, in der ersten Zeit
ist wohl die ortsübliche Strohdeckung verwendet worden. Der
Stall und die Scheune waren ursprünglich separat erbaut,
heute entwickelt sich das Haus in Form des Streckhofes,
geschlossen in einer Richtung. Für Klein-Jecsa konnte
durch Auffindung des Verteilungsplanes eine genaue Aufteilung
der Haus- und Flurparzellen festgestellt werden. Die Pläne
selbst, die im Wiener Klaftermaß gezeichnet, haben viele
Ungenauigkeiten, können also allein nicht in Betracht gezogen
werden. Nach dem Verteiler wurden in dieser Ortschaft
ausgeteilt 86 ganze Areale von 34—35 Joch, 11 halbe Areale
mit 19 Joch und V* Areal von 11 Joch, in welchen Flächen
maßen die Hausplätze und die überall mit 3 Joch angenom
menen Hutungen eingerechnet erscheinen (1 Joch“0,58ha).
Die Hausplätze haben hier durchweg 648 Quadratklafter,
nur ein Grundstück hat 714 Quadratklafter und die Haus
plätze der beiden Müller 1512 bzw. 1075 Quadratklafter.
Zwischen Plan und errechneten Maßen sind kleine Differenzen,
wie dies Abb. 56 zeigt. Die errechneten Maße sind stärker
gezeichnet, die Planmaße schwächer (Wiener Klafter
= 1,89 m). Bei den nichtdeutschen Siedlungen wenden sich
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Abb. 56.