DER STÄDTEBAU
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Interesse, je mehr stärkeres und intensives Formgestalten
von einmal festgelegten Ausgangspunkten aus in zunehmen
der Weise zu konkreten Resultaten und stereometrischen
Folgerungen führt. Nicht zuletzt in städtebaulicher Hin
sicht. Es sind inzwischen, zuletzt in Breslau und Prag,
mehrere Vorschläge aufgetaucht, die mein Buch zur Basis
nehmen, und diese Vorschläge haben teilweise versucht,
mit eigenen Mitteln und vor allem, wie bei dem Architekten
Adolf Rading in Breslau, mit nicht geringem Können das
einmal festgelegte Problem aus anderen Gesichtspunkten
heraus, mit den Augen anderer Individualitäten und Nationen
gesehen, auf eigene Füße zu stellen und die Ergebnisse teils
mehr dem Überkommen einzugliedern und damit den Über
gang zu erleichtern oder sie noch mehr dem Idealzustand
anzunähern und damit das anzustrebende Ziel noch freier
und damit auch noch größer aufzuzeigen.
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Die Entwürfe von Eduard Hallquisth, Stockholm, stellen
eine Art sehr individueller Übersetzung ins Schwedische vor,
sie arbeiten nach Wohnsitten Schwedens in eigener Richtung
weiter, lormen ebensosehr in der Raumgliederung wie in der
architektonischen Behandlung vieles um, ohne im Wesent
lichen den grundsätzlichen Boden zu verlassen. Es ist
immer von größtem Werte, zu sehen, wie, je selbst
verständlicher allmählich Problematisches wird, mit desto
Abb. 32. Blockanlage. Ansicht einer West-Oststraße.
größerer Intensität sich das Gesicht der Raumbildung in
einer leichteren und froheren Geste der Gestaltung wandelt
und wie allmählich solchen Dingen die allzu große Erden
schwere ihres sozialen, ethischen und schöpferischen, kurz
ihres architektonischen Ursprunges verlorengeht.
*
Ehe ich auf die Entwürfe Hallquisths näher eingehe, ist
es nötig, die Voraussetzungen knapp zu wiederholen, aus
denen sie erwachsen sind. Es sind darum diejenigen Seiten
abgedruckt, die nach Betrachtung der einzelnen sozial,
wirtschaftlich, technisch, künstlerisch usw. belangreichen
Punkte des Gesamtproblems die Untersuchung abschließen
und eine Zusammenstellung der notwendigen Forderungen
aufzeigen. Noch einmal sei nachdrücklich betont, daß es
sich um die Unterbringung des weitaus größeren Teiles der
Bevölkerung großer Städte handelt, und ich möchte nicht
unterlassen, auch an dieser Stelle die auf diese Kleinwoh
nungen in großstädtischem Hochbau sich beziehenden fest
stellenden Sätze von Professor Eberstadt aus dem Hand
buch des Wohnungswesens (3. Auflage 1918) zu wiederholen,
die leider heute noch brennendere Geltung haben wie früher:
„Der Grundriß der Mietkaserne ist auf die herrschaft
liche Vorderwohnung zugeschnitten; für die Kleinwohnung
dagegen ist er untauglich und schlechthin unverbesserlich.
Die widernatürliche Verbindung zweier verschiedener Woh-