DER STÄDTEBAU
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auch noch eines einseitig interessierten Kreises anzusehen ist? Wenn
überhaupt der Gedanke der Schaffung einer ,,Deutschen Akademie des
Städtebaues“ auf Grund von Wahlen weiter verfolgt werden soll, so muß doch
die Kandidatenfrage nicht nur von einem Wahlausschüsse, sondern von der
Gesamtheit der Fachgenossen eingehend erwogen und erörtert werden.
Wenn auch der mit den Drucksachen übersandte Wahlvotschlag nur
ein Anhaltspunkt für die Wahl sein soll, so ist er doch fraglos gleich
zeitig eine Beeinflussung der Wähler. Den Wählern wird zugemutet,
bis zum 35. Januar die Wahl vorzunehinen, also in einer Frist, in der
die Aufstellung einer Gegenliste, die eingehende Besprechung und Er-
CHRONIK.
B ERLIN; Zum Generaldirektor für Städtebau, Wohn- und Siedlungs
wesen wurde der bisherige Stadtbaurat für Hochbau in Spandau
Karl Elkart gewählt. Die Wahl dauerte über ein Jahr ■— ein Beweis
für die Kämpfe, die sie erforderte. Abgesehen davon, daß die offizielle
Ausschreibung völlig ergebnislos verlief, und zwar wegen der geringen
Achtung vor dem Werte dieser Stellung durch die ausschreibende Stelle,
drohte sie zum Schluß parteipolitisch aufgezogen zu werden. Die Gefahr,
einen lediglich politisch gefärbten Kandidaten, dessen Urteil nur wenig
von Sachkenntnis getrübt ist, zu wählen, war eine Zeitlang groß. Um
so mehr muß die Entscheidung zugunsten Eikarts, der sich, nebenbei
bemerkt, nicht offiziell beworben hatte, begrüßt werden. In Fachkreisen
war er als bewährter Leiter der einzelnen Hochbauämter in Bochum und
Spandau, sowie als künstlerisch hochstehender Architekt längst geschätzt.
Außer einer Zahl Hochbauten entstand in den letzten Jahren von seiner
Hand eine Reihe vorbildlicher Siedlungen, die zum Teil mit außerordent
lichem Feingefühl der Örtlichkeit angepaßt sind — z. B. beim Rathaus
Spandau. Die Groß-Berliner Verhältnisse kennt er von seiner bisherigen
amtlichen Tätigkeit zur Genüge, so daß ihm volles Vertrauen entgegen
zubringen ist. Es ist zu hoffen, daß endlich auch Berlin nicht das
länger vorenthalten bleibt, was anderswo seit Jahren durchgeführt ist,
nämlich eine gesunde Erneuerung des Wohn- und Siedhmgswesens und
ein straffes, städtebauliches Ordnen des neuen Großstadtgebildes als Ein
heit. In den meisten Fällen ist es leider schon zu spät. Berlin ist eben
der Typ verpaßter Gelegenheit.
I n dem von der Turmhausbau-A.-G., Berlin, ausgeschriebenen WETT -
BEWERB FÜR EIN HOCHHAUS auf dem Terrain gegen
über dem Bahnhof Friedrichstraße erhielt den I. Preis von 30000 M.
der Entwurf der Architekten J. Brahm und R. Kasteleiner (Kassel),
Mitarbeiter Alfred Becker; den II. Preis von 25000 M. erhielten
Gebrüder Luckhardt und Hoffmann (Berlin); den III. Preis von
15000 M. W. G. Koch (Stuttgart). Sechs IV. Preise zu je 5000 M,
erhielten die Entwürfe der Architekten Adolf Abel (Stuttgart), Professor
Martin Elsässer (Köln) t W. Langstein (Karlsruhe), Krekel und Leykauf
(Düsseldorf), Otto Kohtz (Friedenau) und Dr.-Ing, Otto Schubert (Dresden),
Für je 3000 M. wurden die Entwürfe von Hans Scharoun (Insterburg)
und Tiedemann (Charlottenburg) angekauft.
Tm WETTBEWERB für einen GENERALBEBAUUNGS-
A PLAN FÜR BRESLAU sind 40 Entwürfe eingegangen, die zur
Zeit der Vorprüfung durch die in Breslau ansässigen Mitglieder des Preis
gerichts unterliegen.
ER STUMM-•KONZERN hat zur Gewinnung von Plänen für ein
Bureauhaus in Düsseldorf einen beschränkter.WETTBEWERB
ausgeschrieben unter folgenden Architekten: Prof. Wilhelm Kreis, Düssel
dorf, Prof. Friedrich Becker, Düsseldorf, Prof. Karl Wach, Düsseldorf,
Architekt Paul Lenz, Düsseldorf, Prof. Peter Behrens, Neubabelsberg bei
Berlin, Prof. Pölzig, Potsdam-Wildpark, Prof. Otto Orlando Kurz, Mün
chen. Prof. Paul Bonatz, Stuttgart.
Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Exz, Wilh. v. Stumm,
Berlin, Exz, Dr» Rieh, von KUhlmann, Berlin, Generaldirektor Eugen
Köngetcr, Düsseldorf, Prof. Bestelmeyer, Berlin, Prof, Schumacher, Köln,
Prof. Muesmann, Dresden, und Reg.-Baumeister Meyer, Düsseldorf, hat
zuerkannt: den I. preis dem Entwurf des Prof. Paul Bonatz, Stuttgart,
örterung der Kandidatenfrage im Kreise von Fachgenossen ausgeschlossen
erscheint.
Aus den angeführten Gründen protestiert der Unterzeichnete gegen
die Schaffung einer „Deutschen Akademie des Städtebaues“ auf den
bisher vorgeschlagenen Grundlagen. Er lehnt für seine Person jede
Beteiligung an einer derartigen Gründung ab und bittet alle Fach
genossen, sich auf den gleichen Standpunkt zu stellen und die Herren, die
dankenswerterweise die Anregung zu einer Zusammenfassung der Städte
bauer gegeben haben, zu veranlassen, andere Vorschläge zur Verwirklichung
ihrer Ideen auszuarbeiten und vorzulegen. Dr.-Ing. Siedler.
den II, Preis dem Entwurf des Prof. Wilh. Kreis, Düsseldorf, den III. Preis
dem Entwurf des Prof, Peter Behrens, Berlin.
AGDEBURG. Ein Architektur-Wettbewerb für eine be
deutsame Stelle im Magdeburger Stadtbild ist jetzt vom Magistrat
nach Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung unter Magdeburger
bzw. in Magdeburg geborenen Architekten ausgeschrieben. Es handelt
sich darum, für eine gute Bebauung des städtischen Grundstücks
am Kaiser-Wilhelm-Platz, Ecke Listemannstraße, brauchbare
Ideen zu erhallen. Besondere Raumforderungen werden nicht gestellt;
die Form der Ausnutzung des Grundstücks für Bureaus, Läden, Bank
zwecke u dgl., auch für Säle, Restauration, Kino u. a. bleibt den Be
werbern vollkommen überlassen. Städtebaulich ist Rücksicht auf eine
Ausgestaltung des Platzes im ganzen zu nehmen, gegebenenfalls unter
Beachtung der vom Hochbauamt entworfenen und zur Zeit im Bürger
saal des Rathauses ausgestellten Entwürfe für die Bebauung des Kaiser-
Wilhelm-Platzes, Die Einhaltung der normalen Gebäudehöhe wird
empfohlen; es bleibt jedoch dem Bewerber überlassen, Vorschläge für die
Vermehrung der Stockwerkszahl zu machen, insbesondere für die
zurückliegenden Teile des Grundstücks, wobei die Stadtsilhouette zu be
achten ist. Das Preisgericht besteht aus Direktor Walter Gropius,
Weimar, Prof. Dr.Paul Me bes, Berlin,Prof. Hans Poe 1 zi g, Potsdam, Reichs-
kunstwatt Dr, Redslob, Berlin, und Stadtbaurat Bruno Taut. An
Preisen wird der Betrag von 24 000 M. verteilt. Die Bewertung und
Preisverteilung soll in neuartiger Weise nach Punkten erfolgen,
und zwar so, daß jeder einem Entwurf zugesprochene Punkt einen Grund
preis von 500 M. darstellt. Jeder Preisrichter hat dabei eine gleiche An
zahl von Punkten zu verteilen. Die Arbeiten müssen bis zum 1. März
beim Städtischen Hochbauamt, Stephansbrücke 39, eingereicht sein; von
dieser Stelle sind auch die Unterlagen gegen Einzahlung von 5 M. und
Portovergütung zu beziehen.
f”'LAUCH AU. Um dem Baugewerbe und den Bauherren der Stadt
Glauchau und des angrenzenden Bezirks eine Anregung zu geben,
beabsichtigt der Stadtrat zu Glauchau, in der Osterzelt 1922 eine Aus
stellung zu veranstalten über „Die Farbe in der Architektur“, Es soll
gezeigt werden, wie wertvoll die Farbe als Schmuck des Bauwerkes ist,
und welche schönen und künstlerischen Wirkungen mit ihr erzielt werden
können. Es ist beabsichtigt, die Ausstellung in folgende Abteilungen zu
gliedern; z. Abteilung: Farbige Entwürfe (Fassaden, Innenräume, Deko
rationen). 2. Abteilung; Abbildungen ausgeführter farbiger Archi
tekturen (eventuell auch gute Photographien mit Beschreibung der
betreffenden Farben); a) Alte Bauten, b) Bauten der Jetztzeit, 3. Ab
teilung: Technische Abteilung (Farbenfabriken, Muster). 4. Abteilung:
Ausstellung der Werkstelle für Farbkunde, Dresden (Geheimrat W. Ost
wald), Es wird gebeten, geeignete Sachen dem Stadtbaudirektor Ged-
schold zur Verfügung zu stellen. Falls die Ausstellung reichhaltig aus
fällt, ist durch Anregung des Herrn Stadtbaurat Bruno Taut, Magdeburg,
eine Wanderausstellung durch ganz Deutschland geplant. Die Gegen
stände müßten spätestens acht Tage vor Ostern in Glauchau sein. Eine
PlatzgebUhr für die Ausstellung wird nicht erhoben. Der Aussteller hat
nur die Kosten des Transportes zu tragen.
IN ZEHNSTÖCKIGES BUREAUHAUS IM WESTEN
BERLINS. Es besteht die Absicht, in Berlin-Wilmersdorf am